Aufstieg, Fall und Rehabilitation des Rektors

BERNKASTEL-KUES. (mü) Eine Lesung, die begeisterte: Peter Kropp stellte in der Akademie Kues und in der Stiftskapelle des Cusanusstifts sein Stück "Rektor Schoenes Undank war der Welten Lohn" vor. Während Schoenes Rektorats erblühte das Cusanusstift zu neuem Glanz.

Auf eine Zeitreise zurück in das Jahr 1754 nahm Autor Peter Kropp die Zuhörer seiner Lesung mit an zwei Orte: in die Akademie und in die Stiftskapelle. Gemeinsam mit Klaus Erfurth schilderte Kropp zunächst die ärmlichen und spartanischen Zeiten im Hospital, damals als Stephan Schoenes Rektor im Nikolaus Cusanus Stift wurde. Der 1720 in Monzelfeld geborene Schoenes war zuvor Pfarrer in Longkamp gewesen. Mit seinem Amtsantritt trat nun eine erstaunliche Expansion ein: Es entstanden aufwändige Bauten, und es wurden kunstvolle barocke Räume sowie großzügige Wohnungen eingerichtet. Doch dann kam die Wende: Anno 1770 nimmt der Fall des Rektors seinen Lauf. "Jeder hält Geld zurück für die schlechten Zeiten, die man prophezeit", zitiert Kropp aus seinem Buch. Es sei kein Geld da, dazu die drückende Schuldenlast - "Not droht dem Stift". Und dazu gesellte sich ein böser Verdacht: "Hatte sich Schoenes gar sein gutes Leben und die Bauten vom Zehnten der Bevölkerung finanziert?"Seine Unschuld wurde posthum bewiesen

Wie auch immer, Schoenes wurde angeklagt, der Prävendat, der den Stein ins Rollen brachte, wurde sein Nachfolger. Schoenes kam in eine Strafzelle im Stift, in der er unter unwürdigen Umständen zwei Jahre später starb. Erst posthum wurde Schoenes rehabilitiert: Freunde des Rektors erreichten bei Fürstbischof Wenzeslaus eine erneute Untersuchung, die des Rektors Unschuld schließlich zu Tage förderte. Die Leiche, die ursprünglich an der Stiftsmauer beigesetzt war, wurde exhumiert und mit allen Ehren in einer triumphalen Beerdigung unter großer Anteilnahme der Bevölkerung in Klausen beerdigt. "Wie herrlich steht das Stift da, es wird die Zeiten überdauern", so lautet Kropps Abschlussgedanke in seinem Werk über Stephan Schoenes. Denn die von ihm geschaffenen Räume wie Kardinalszimmer, Konventsaal, Rektorwohnung sind auch heute einen Besuch wert. "Es reizte mich sehr, über Schoenes zu schreiben", erzählt der 87-jährige Autor im Gespräch mit dem Trierischen Volksfreund . Die letzte Nachfahrin Schoenes, mit der Kropp in Freundschaft verbunden war, sei vor drei Jahren verstorben. Für seine Arbeit habe er Urkunden, Berichte und jede Menge Literatur über Rektor Schoenes zu Rate gezogen. Den Geschmack der Zuhörer hatte Kropp jedenfalls getroffen: "Es war toll, mit welcher Begeisterung Kropp die Geschichte dargestellt hat", lobte beispielsweise Maria Lejeune-Lehnert aus Bernkastel-Kues. Musikalisch wurde die Lesung vom Ensemble der Akademie Kues unter der Leitung von Dr. Gerhard Schmahlen begleitet.

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