Ausflug in arkadische Gefilde

BENGEL. Mit Querflöte und Harfe begeisterten Natalia Gerakis und Ulrike Neubacher bei ihrem Konzert im Kloster Springiersbach.

"Ich bin noch ganz außer Atem", gestand Gerhard Vockensperger, noch sichtlich unter dem Eindruck des Jet Lag stehend: "Ich bin vor einer halben Stunde gerade erst aus New York gekommen!" Die Eile des Gründers und Leiters des Musikkreises Springiersbach, rechtzeitig in Deutschland zurück zu sein, blieb nicht unbelohnt: Wenn die meisten von ihnen auch keineswegs den weiten Weg Vockenspergers auf sich genommen hatten, so waren doch aus der ganzen Region zahlreiche Musikfreunde ins Alftal gekommen, um den jüngsten Beitrag der langjährigen Konzertreihe nicht zu verpassen, der mit Natalia Gerakis (Querflöte) und Ulrike Neubacher (Konzertharfe) wiederum einen musikalischen Genuss der besonderen Art erwarten ließ.Großer Andrang im Kapitelsaal

Und dies um so mehr, da das Duo keineswegs zum ersten Mal in Springiersbach auftrat. Bereits im Oktober 2003 hatten die beiden Künstlerinnen aus Griechenland und Österreich ein hochkarätiges Konzertprogramm gestaltet, das schon damals eine schier überwältigende Besucherresonanz fand. Auch dieses Mal mussten im altehrwürdigen Kapitelsaal des Karmelitenklosters zusätzliche Stühle aufgestellt werden, um dem großen Andrang gerecht zu werden. Wer sich angesichts des schmuddeligen Aprilwetters erhofft hatte, zumindest für eineinhalb Stunden in wonnige arkadische Gefilde abtauchen zu dürfen, wurde nicht enttäuscht. Gerakis und Neubacher, die die Programmfolge mit der Bearbeitung einer Bach-Sonate eröffneten, entfalteten spätestens in dem als zweiten Beitrag intonierten "Reigen seliger Geister" aus der Gluck-Oper "Orpheus & Eurydike" die volle Bandbreite der Virtuosität und Ausdruckskraft ihrer Instrumente wie auch ihres künstlerischen Könnens. Und dieses hochkarätige Niveau prägte dann auch den weiteren Verlauf des Konzertes, das mit einer Pasacaille von Händel eine der wenigen barocken Original-Kompositionen für Solo-Harfe bot. Ulrike Neubacher, deren Spiel durch Präzision und Dynamik bestach, erfüllte den Raum mit Harfenklängen, als konzertiere ein kleines Orchester. Gemeinsam mit Natalia Gerakis lud sie das Publikum zu einer Zeitreise durch die musikalischen Epochen ein, die mit einem Satz aus der Suite "Adonis Garten" von Alan Hovaness, zwei Tänzen aus Bachs h-Moll-Suite und "Entr' Acte" von Jacques Ibert bereits in der ersten Programmhälfte beredsamen Einblick in die harmonische Vielfalt dieser so überaus reizvollen Instrumental-Kombination gab.Und am Ende scheint die Sonne

Der zweite Konzertteil begann dem aktuellen Jubiläumsjahr entsprechend mit einer Hommage an Mozart, dem das Duo anhand einiger Sätze aus dessen F-Dur-Sonate KV 13 klangvoll Ehre erwies, bevor nun die Flötistin ihrerseits mit "Syrinx" von Claude Debussy ihre solistischen Fähigkeiten überzeugend unter Beweis stellte. Hatte die Griechin bereits zuvor im Zusammenspiel mit der Harfe in den solistischen Sequenzen mit ihrer ausgezeichneten Phrasierung brilliert, so wusste sie nun Tonreinheit mit zarter gefühlvoller Interpretation zu ergänzen, die so manchen unter den Zuhörern mit geschlossenen Augen in ferne Fantasiewelten der arkadischen Heimat der Künstlerin abgleiten ließ. Fantasiewelten, die das Duo daraufhin mit sieben kleinen Stücken von Bernhard Andres, einem Ausschnitt aus der Bizet-Oper "Carmen" sowie einem griechischen Tanz von Matthaios Chalkias wiederum gemeinsam zu inspirieren wussten. Erst nachdem sich mit der vom Publikum begeistert geforderten Zugabe - wiederum eine Bach-Bearbeitung - der Konzertreigen in harmonischer Weise geschlossen hatte, galt es für die Zuhörer in die Realität zurückzukehren. Aber auch die zeigte sich zwischenzeitlich durchaus freundlicher: Hatten sie den Konzertsaal noch bei strömendem Regen betreten müssen, war nun die Sonne am spätnachmittäglichen Himmel hervorgekommen.

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