"So hab‘ ich mich ja noch nie gesehen", staunen Eileen und Anna, als sie sich im Zerrspiegel betrachten. Und an der Duftorgel lassen sich ganz unterschiedliche Düfte erriechen wie Pfefferminze, Lavendel, Anis oder Zitrone. Die Schüler der Klasse 3a der Grundschule Kues besuchten das "Reich der Sinne" und hatten Spaß in der begehbaren Erlebniswelt. Sehen und hören, riechen und fühlen, den eigenen Körper bewusst erleben - das können eine Woche lang große und kleine Besucher in der Villa CreAktiv. "Schau mal, wie dick und klein ich bin", lacht eine Drittklässlerin beim Blick in den Spiegel, während ihre Freundin im Spiegelbild nebenan als lange Dünne erscheint. In einem abgedunkelten Raum tasten sich die Mädchen und Jungen durch Pappkästen und von der Decke hängende Stoffbahnen, überall glitzert es gespenstisch. "Das war echt cool", finden Tobias und Kevin, "wir wussten überhaupt nicht, was uns da drinnen erwartet". "Das hier ist weich wie Fell und das fühlt sich an wie ein kratziges Drahtkissen", sagt Eileen, die gerade ihre Hand aus einem Tastkasten zieht. Die Schüler machen spielerisch ihre Erfahrungen beim Gang durch die Sinneswelt. Klangspiele und Duftorgeln, Kriechtunnel und Balancebretter, Spiegelbilder und Drucken mit der Hand, bei allen Tätigkeiten wurden unterschiedliche Wahrnehmungen aktiviert und gesteigert. Spannend war es und aufregend - auch wenn manch einer erst lernen musste, seinen Körper bewusst zu erleben. Die "Erlebniswelt" ist ein Kooperationsprojekt des Dekanates Bernkastel-Piesport, der Psychosozialen Beratungsstelle und Fachkraft für Suchtprävention des Caritasverbandes, der Mobilen Jugendarbeit, der VG Bernkastel-Kues und des Arbeitskreises CreAktiv. "Die Resonanz ist überwältigend", sagt Regina Kuhn. "Es geht in meiner Arbeit mit Jugendlichen um den Menschen in seiner Gesamtheit, um die Gesundheit von Körper und Geist", nennt Mariette Becker-Schuh vom Dekanat Bernkastel-Piesport die Beweggründe für ihre Kooperation. Ganz einfache Dinge neu zu erfahren, die im Alltag verloren gehen - dazu biete das "Reich der Sinne" beste Gelegenheit. Diese Erlebniswelt wurde zur Förderung des Gesundheitsbewusstseins für den Saarlandtag 1993 geschaffen. Grundidee bei der Entwicklung der Einheit war es, einen Raum zu schaffen, in dem Selbstwahrnehmung und Selbsterfahrung über die Sinne angeregt werden. Ziel ist es, dass Menschen ihr Verhältnis zu ihrem Körper überdenken und seine Bedürfnisse wahrzunehmen. "Das Thema Sinne steht auch im Lehrplan für das dritte Schuljahr", bemerkte die Lehrerin der 3a, Barbara Zirbes. Sie findet das Konzept nachahmungswert: "vielleicht einmal als Workshop in einer Projektwoche". Auch die Erzieherinnen Andrea Klink und Dorothee Singer von der Kindertagesstätte Veldenz, nehmen Anregungen mit für ihre Arbeit. Kindergärten und Schüler aller Schulen aus der Region, Pfadfinder und Konfirmanden nutzten die Gelegenheit zu einem Erlebnisbesuch. Im Reich der Sinne ist mir klar geworden, "dass ich heute viel gelernt habe", beantwortete eine kleine Besucherin die letzte der vier Fragen auf dem grünen Zettel, der den Veranstaltern mitteilen soll, wie Große und Kleine auf die Erlebniswelt reagieren. Und der Satz, "es hat mir gut gefallen", war eine Antwort, die viele zu Papier gaben.