Außergewöhnliche Angebote für die Gäste
Traben-Trarbach · In Traben-Trarbach gibt es ehrgeizige Ziele. Die Stadt will sich mit besonderen Veranstaltungen, wie einer Unterwasser-Weinprobe im Thermalbad, einem Wein-Nachts-Markt im Untergrund und einem Freiluftrestaurant in 50 Meter Höhe, profilieren.
Traben-Trarbach. Einer der ersten Sätze im 65 Seiten umfassenden Tourismuskonzept 2017 der Stadt Traben-Trarbach lautet: Aufbau einer eigenständigen Positionierung im Welttourismus. 32 Seiten weiter steht die Vision für 2017: Die einmalige Weinkulturlandschaft, der Jugendstil, das Vermächtnis der Geschichte und die einzige Therme an der Mosel bieten eine einzigartige Identität. Mit ihr und hochwertigen Events und Veranstaltungen wird sich Traben-Trarbach in den nächsten Jahren nach innen und nach außen zu einer Wohlfühlstadt für Bürger und Gäste entwickeln.
Weinprobe unter Wasser
400 Bürger haben sich an der Entwicklung des Konzeptes beteiligt. Allein 217 von ihnen listeten auf einem Fragebogen Stärken und Schwächen auf und äußerten Wünsche und Ziele. Die Meinungen finden in dem Konzept Niederschlag, das Matthias Holzmann, Leiter der Tourist-Information, am Dienstag in der Lorettahalle vorstellte.
Die Stadt will mit außergewöhnlichen Veranstaltungen auf sich aufmerksam machen. Einige sind bereits terminiert. Beim Moselweinfestival am 9. Juli gibt es zwischen 12 und 22 Uhr stündlich ein "Dinner in the Sky". Jeweils 22 Gäste speisen für 125 Euro pro Person in 50 Meter Höhe. Tische und Sitze hängen an Drahtseilen, die an einem Kran befestigt sind.
Am 4. und 18. Dezember können jeweils bis zu 40 Personen in der Moseltherme an einer Unterwasserweinprobe teilnehmen. Mit einer speziellen Technik sei so etwas möglich, sagt Holzmann. Ein Taucher habe dies getestet.
An den fünf Wochenenden zwischen dem 3. Dezember und dem 8. Januar 2012 gibt es einen Wein-Nachts-Markt. Schauplatz sind acht Keller, die zum Teil miteinander verbunden sind. Jeder von ihnen bietet einen anderen Schwerpunkt. Traben-Trarbach verfügt aus der Zeit um 1900, als die Stadt neben Bordeaux (Frankreich) das größte Weinhandelszentrum der Welt war, über eine Vielzahl teils mehrstöckiger Keller. Sie werden unter dem Motto "Führungen durch die Unterwelt" bereits genutzt.
Weitere Ziele: Das Leben der Gräfin Loretta von Sponheim, die im 14. Jahrhundert auf der Starkenburg oberhalb von Traben-Trarbach residierte und Kurfürsten und Grafen die Stirn bot, soll Stoff für ein Theaterstück oder ein Open-Air-Festival bieten. Die Stadt möchte sich auch als Zentrum für Kongresse und Tagungen (bis maximal 200 Personen) und für Ausstellungen etablieren.
Das Leben der Bürger und Urlauber soll sich mehr am Wasser abspielen. Deshalb steht der Ausbau der Promenaden auf beiden Moselseiten zu einer Flaniermeile an. Alleine in Traben ist diese Zone mehrere Kilometer lang. Dafür sollen auch Parkplätze geopfert werden. Nach Holzmanns Auskunft ist daran gedacht, an der Peripherie der Stadt Parkraum zu schaffen. Angaben über Kosten für bauliche Veränderungen liegen noch nicht vor.
Das Konzept ist mit Absicht auf wenige Jahre ausgelegt. "2016 werden wir uns Gedanken machen, was ab 2017 geschehen soll", erläutert Holzmann.
Die Zuhörer in der Lorettahalle quittierten die Ideen mit viel Beifall. Das hat auch mit der Person von Matthias Holzmann zu tun, der erst seit 1. Dezember 2010 im Amt ist. "Es ist ein großes Glück ihn zu haben. Er hat schon viel bewegt. Es gibt bereits eine Aufbruchstimmung", sagte Matthias Ganter, Vorsitzender des örtlichen Hotel- und Gaststättenverbandes, gegenüber dem TV. Er weiß wie viele Bürger aber auch um die Probleme. Leerstände und heruntergekommene Fassaden seien keine Werbung für die Stadt. Ganter: "Die Gäste akzeptieren das nicht." Nach Auskunft von Stadtbürgermeisterin Heide Pönnighaus sind einige Gewerbetreibende bereit, sich den Fassaden anzunehmen und auch für mehr Blumenschmuck in der Stadt zu sorgen. Traben-Trarbach zählte im vergangenen Jahr rund 200 000 Übernachtungen (65 000 Gäste). Dazu kommt eine Vielzahl von Tagestouristen.Meinung
Ein Anfang ist gemacht
Matthias Holzmann hat offenbar die Gabe Menschen zu begeistern. Er hat gar nicht damit gerechnet, dass so viele Bürger an dem Tourismuskonzept mitarbeiten. Aber es gibt offenbar doch noch genug Menschen, die nicht nur schauen, was andere machen. Traben-Trarbach ist mit Sicherheit eine besondere Stadt. Die vielen Jugendstilbauten zeigen, wie reich manche Leute vor etwa 100 Jahren waren. Auch mit Therme, Heilwasser, guten Hotels, einer besonderen Unterwelt und hochwertigen Ausstellungen lässt sich gut werben. Aber es gibt auch Schatten: leerstehende Häuser und Geschäfte und zu viel Schwerlastverkehr in den engen Straßen. Von heute auf morgen sind die Schwächen nicht abzustellen. Genauso wenig werden die Stärken sofort neue Gäste bringen. Es gibt viel zu tun. Dank Matthias Holzmann ist ein Anfang gemacht. c.beckmann@volksfreund.de