Ausverkauf in der Brückenstraße

TRABEN-TRARBACH. Die Schließung des bekannten Modehauses Petermann in der Brückenstraße hat viele Traben-Trarbacher geschockt. Aber es wird nicht das einzige Geschäft bleiben, das schließen muss. Weitere Ladeninhaber denken ans Aufhören.

Die Stimmung bei den Ladeninhabern in der Trarbacher Brückenstraße ist gedrückt. Seit Freitag vergangener Woche hängen in den großen Schaufenstern des Einzelhandels-Flaggschiffes Petermann Banner mit der Aufschrift "Räumungsverkauf" (der TV berichtete). Pächter Werner Wehbring, erst sei Juni 2000 im Geschäft, gibt die katastrophal schlechten Umsätze als Grund für die Geschäftsaufgabe an. Diese Schließung ist nicht die einzige in der Brückenstraße, die noch stets vom Flair einer kleinen gemütlichen Einkaufsstraße, kombiniert mit Cafés und Restaurants, profitiert. Erst im April vor einem Jahr eröffnete Rolf Dieter van Cour ein Fachgeschäft für Schreibwaren, Bürobedarf und Tischdekorationen in der Brückenstraße. Ende April diesen Jahres schließt auch er die Ladentür. Vorher war in den Räumen ein Betten- und Matratzenstudio untergebracht, das sich offensichtlich ebenfalls nicht rechnete. Hans-Jörg van Cour gegenüber dem TV : "Das Geschäft in der Brückenstraße war ein Versuch, und der ist gescheitert. Es hat sich einfach nicht gelohnt." Seit Mittwoch dieser Woche bereits geschlossen ist das Fachgeschäft "Isabelle - Schmuck- und Edelsteine". Isabelle Krix, deren Mann in Idar-Oberstein einen Goldschmiedebetrieb betreibt, eröffnete vor fünf Jahren das kleine Fachgeschäft. Für sie begann die Misere mit den Sperrungen der B 53 nach dem Felsrutsch bei Rissbach und der Baustelle Moselbrücke. Isabelle Krix: "Ständig war in den vergangenen Jahren irgendwo eine Baustelle. Viele Kunden haben sich in dieser Zeit an anderen Orten orientiert." Daneben macht ihr auch die allgemeine Kaufzurückhaltung zu schaffen. Früher seien schon mal hochwertige Schmuckstücke über die Ladentheke gegangen, heute kauften die Touristen nur noch kleine Mitbringsel. Auch der Euro habe sich in der Anfangszeit negativ ausgewirkt. "Da war eine Verunsicherung zu spüren. Auch die Belgier und Holländer haben ihre Probleme mit dem Euro." Einer der größten Läden in der Brückenstraße führt Haushaltswaren, Porzellan und Geschenkartikel. Nach den ersten drei Monaten des neuen Jahres ist der Ladeninhaber ziemlich frustriert. "Wenn das so weitergeht, bin ich auch gezwungen zuzumachen, sagte er gegenüber dem TV . Er wolle zunächst den Sommer und Herbst abwarten." Wenn es nicht wesentlich besser werde, sehe er für sich in Traben-Trarbach keine Zukunft mehr.In den ersten drei Monaten starker Umsatzrückgang

Über starke Umsatzeinbußen klagt auch Monika Thömmes, die das Modegeschäft "Mona Lisa" führt. Neben ihrer Boutique befand sich bis zum vergangenen Jahr die Tankstelle Gattwinkel, auch sie musste schließen. "Ich weiß nicht, was hier los ist", klagt Monika Thömmes resignierend. Reinhard Wintrich, der ein Fachgeschäft mit qualitativ hochwertigem Betten- und Heimdekor führt, beschreibt die aktuelle Situation als "sehr schwierig". Im Januar, Februar und März diesen Jahres habe es gravierende Umsatzeinbrüche gegeben. Wintrich: "Wir haben schon schlechte Zeiten hinter uns, was in den ersten drei Monaten des Jahres passiert ist, kann man gar nicht mehr beschreiben." Sicherlich sei die allgemeine Kaufzurückhaltung die Hauptursache, was ihn aber ärgere, sei die negative Einstellung vieler Traben-Trarbacher zu ihrem Ort. Dies sei in Kröv oder Enkirch ganz anders. Wintrich sieht auch Fehler bei der Verwaltung. Die Stadt Bernkastel-Kues gebe 40 000 Euro für Stadtmarketing aus, in Traben-Trarbach müsse der Gewerbeverein bitteln und betteln, dass die Stadt 50 Weihnachtsbäumchen zur Verfügung stelle. Wintrich: "Ich hoffe, dass nach dem Fall Petermann die Stadtväter endlich wach werden." Negativ für die Brückenstraße ist ferner, dass die VR-Bank Hunsrück-Mosel seit Anfang diesen Jahres ihre Filiale nur noch vormittags geöffnet hält. Es wird damit gerechnet, dass die Bank ihre Geschäftstelle in der Brückenstraße im kommenden Jahr ganz schließt. Vorstandssprecher Hubert Hill (Morbach) will dies zwar nicht bestätigen, kann es aber auch nicht ganz ausschließen. Hill: "Wir beraten über das Thema erst im Spätherbst."VR-Bank-Filiale denkt über Schließung nach

Aufsichtsratsmitglied Frank Rohleff, der in der Brückenstraße eine Anwaltskanzlei betreibt, ist eher pessimistisch. Er und seine zwei Mitstreiter im Aufsichtsrat, die ebenfalls in Traben-Trarbach beziehungsweise Enkirch wohnen, könnten sich wohl nicht noch einmal gegen die anderen zehn Aufsichtsräte der Bank durchsetzen, falls von Seiten des Bankvorstandes eine Schließung der Filiale Trarbach zu Ende des Jahres 2004 vorgeschlagen würde. Für die Traben-Trarbacher Einzelhandelsgeschäfte ist die aktuelle Situation sehr bedenklich. Beate Gensich, Vorsitzende des Gewerbevereins: "Die Schließung von Petermann ist nicht nur für die Firma, sondern auch für die ganze Stadt ein trauriges Kapitel." Allerdings sei die schlechte Lage im Einzelhandel nicht nur auf Traben-Trarbach beschränkt. In ganz Deutschland leide die Branche unter dem Konsumrückgang und dem Trend "das Billigste zu kaufen". Gensich: "Es muss wieder deutlich werden, dass Wertigkeit, Qualität und fachliche Beratung dem Kunden mehr nutzt." Stadtbürgermeister Alois Weber sieht für die Verwaltung nur begrenzte Möglichkeiten einzugreifen. Man könne versuchen zu vermitteln - wenn zum Beispiel ein Geschäftsnachfolger fehle. Bei wirtschaftlichen Problemen habe die Verwaltung aber kaum Einflussmöglichkeiten. Weber bedauert außerordentlich die aktuelle Entwicklung, er befürchtet gar, dass dies noch nicht das Ende der Fahnenstange sei.

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