Auto-Schlangen im Nadelöhr

WEHLEN. Hohes Verkehrsaufkommen ist in Wehlen schon lange an der Tagesordnung. Zurzeit haben die Wehlener aber ein akutes Problem, weil durch Bauarbeiten in Zeltingen der Schwerlastverkehr durch dieses Nadelöhr geführt wird.

 Die Wehlener haben mit dem erhöhten Verkehrsaufkommen erhebliche Probleme. Ein Nadelöhr war die Ortsdurchfahrt schon lange, aber bedingt durch die Bauarbeiten in Zeltingen spitzt sich die Lage zu. Foto: Claudia Müller

Die Wehlener haben mit dem erhöhten Verkehrsaufkommen erhebliche Probleme. Ein Nadelöhr war die Ortsdurchfahrt schon lange, aber bedingt durch die Bauarbeiten in Zeltingen spitzt sich die Lage zu. Foto: Claudia Müller

"Die Lastwagen fahren uns über die Füße!" Elke Fröhlich, die ihren Bäckerladen in der viel befahrenen Hauptstraße hat, ist erschüttert. "Das grenzt an Nötigung". Die Landesstraße 47 ist die offizielle Umleitung für LKW, die nicht durch Zeltingen fahren dürfen. In Zeltingen wird derzeit die Uferallee ausgebaut. Voraussichtlich im Frühjahr 2006 würden diese Bauarbeiten so weit fortgeschritten sein, dass der Schwerlastverkehr nicht mehr umgeleitet werden müsse, sagt Edeltrud Bayer vom Landesbetrieb Straßen und Verkehr in Trier. In 20 Minuten 260 Fahrzeuge

Demnächst wird die Straße von Bernkastel-Kues nach Lieser gesperrt (siehe TV vom 7. September). "Aber die betrifft den Verkehr in Wehlen nicht", ist sich Edeltrud Bayer sicher. Auch die Longkamper Pendler nach Traben-Trarbach müssen derzeit an der Mosel entlang. Die direkte Verbindung ist wegen einer Brückensanierung gesperrt (siehe in dieser Ausgabe: Seite 12). Ein Nadelöhr war Wehlen schon immer, jetzt ist noch mehr los. Nach Zählung der Anwohner schlängelten sich am Mittwoch voriger Woche zwischen 15.40 Uhr und 16 Uhr 260 Fahrzeuge durch die Hauptstraße. Der Anteil des Schwerlastverkehrs lag bei gut zehn Prozent. "Das hohe Verkehrsaufkommen war eines unserer Argumente, mit denen wir die Umgehung durchgesetzt haben", erläutert Ortsvorsteherin Gertrud Weydert. "Aber dies hier ist ein massives, akutes Problem", beklagt sie die derzeitigen Verhältnisse. Es handele sich um einen Ausnahmezustand. Weydert appelliert an die Eltern, die Kinder zur Schule zu begleiten, und sie ermahnt die Kinder zu erhöhter Vorsicht. Ältere Mitbürger können sich bei der Ortschefin melden: Sie erhalten von der Frauengemeinschaft Unterstützung bei den täglichen Wegen durch den Ort. "Die Umgehungsstraße kommt", erklärt Weydert. Und die Planung, wonach sie Mitte 2007 fertiggestellt werde, sei realistisch. Derweil rollen die Fahrzeuge weiter durch Wehlen. Fußgänger sind nicht mal auf dem Bürgersteig wirklich sicher. Fahrzeuge scheren ungeniert aus. Wer mal einen Moment warten muss, macht seinem Ärger hupend Luft. Die Außenspiegel der Lastwagen sind häufig in Kopfhöhe. Susanne Doss wurde von einem Spiegel am Kopf getroffen. "Die bedrängen uns Fußgänger, das ist nicht mehr normal." Rund um die Uhr brummt der Verkehr. Nachts um vier Uhr fängt es verstärkt an. "Da brettern die LKW hier durch", sagt Gerd Kluth. 80 Stundenkilometer seien keine Seltenheit, bemängelt Marion Sakic-Glinka. Sie hofft auf Geschwindigkeitskontrollen der Polizei. Der Neu-Wehlener Otto Zirka hat vor zwei Jahren ein Fachwerkhaus in der Hauptstraße mit der Gewissheit gekauft, dass die Umgehungsstraße kommt.Kein touristischer Anziehungspunkt mehr

Sein Haus hat er mittlerweile mit rot-weißen Flatterbändern geschmückt. Das sonst am Haus befindliche Klappschild wurde wiederholt von LKW abgerissen. Ein neues Schild komme seitens der Straßenmeisterei nicht mehr an das Haus, bedauert er. Das würde ja doch dauernd abgerissen, habe man ihm gesagt. Ein Problem ist das hohe Verkehrsaufkommen nicht nur für die Einheimischen. Peter Schild aus Erden fährt täglich nach Bernkastel-Kues zur Arbeit. "Die Wehlener Umgehungsstraße könnte fertig sein, und den Bau der Zeltinger Straße hätte man im nächsten Jahr angehen können", kritisiert er die Reihenfolge der Baumaßnahmen. "Eine Viertelstunde und mehr muss ich mindestens einkalkulieren", bedauert Schild. Immer weniger Touristen haben ein Auge für den Ort. "Durch Verkehr und Abgase ist er kein touristischer Anziehungspunkt mehr", bedauert Sakic-Glinka. In Zahlen kann dies Christa Beucher ausdrücken. Sie lebt seit 69 Jahren in Wehlen und betreut seit zehn Jahren die örtliche Zimmervermittlung. So schlecht sei es noch nie gewesen. "Im Juli und August hat niemand nach Zimmern gefragt", klagt sie - und weiß warum. Der Verkehrszustand sei unerträglich, ein gescheites Lüften kaum mehr möglich. "Man bekommt schon morgens Kopfschmerzen."

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