Bühne frei für Kultur der Mosel

Ein umfassender Kulturbegriff soll die Identität des Moselraums stärken. Hermann Lewen glaubt, dass dazu mehr notwendig ist, als auf Leuchtturm-Projekte wie Mosel-Festwochen, Brot und Spiele sowie Antikenfestspiele zu setzen.

Bernkastel-Kues. Das Moseltal liegt nicht in Oberbayern, der Wein von der Mosel kann wegen der Anbaubedingungen nicht so preisgünstig hergestellt werden wie in anderen Regionen. Warum trotzdem viele Musikvereine aus der Region in bajuwarisch angehauchten Monturen aufspielen und 40 Jahre lang oft Masse statt Klasse im Weinbau Trumpf war, kann Hermann Lewen nicht verstehen. Er setzt sich im Zuge der Markenfindung der Dachmarke Mosel für eine Rückbesinnung auf die Eigenheiten der Region ein. Nicht nur im Weinbau müsse auf Qualität gesetzt werden. Es sei auch notwendig, hohe Ansprüche bei der Kultur zu verwirklichen.

Drei Leuchtturmprojekte im Bereich Kultur gebe es derzeit an der Mosel. Dazu zählen neben dem von ihm verantworteten Mosel-Festival die in Trier beheimaten Antikenfestspiele sowie Brot und Spiele. "Aber Kultur umfasst viel mehr", sagt Lewen. "Wir müssen wieder mehr Mut haben, uns unserer Herkunft und Geschichte bewusst zu sein." Die Moselaner müssten ihre Identität auch nach außen hin demonstrieren.

Eine Chance für das Moselland sieht Lewen in der Straße der Römer. Sie sei hervorragend geeignet, die Besonderheiten der Region herauszustellen. Und diese Besonderheiten seien es, die anziehend für Urlauber seien. "Die Landschaft allein reicht nicht", sagt der Kultur-Manager. Zu diesen touristischen Glanzpunkten zählten das Neumagen-Dhroner Römerschiff, spezielle Führungen in Trier sowie die römische Kelter.

Ein exemplarisches Leitprojekt im Rahmen der Dachmarke sind die zertifizierten Weinfeste. Ein Anforderungsprofil für die Veranstaltungen soll erarbeitet werden. Ansätze gibt es laut Lewen bereits. "Beim Weinfest in Bernkastel-Kues gibt es beispielsweise ein Einheitsglas", sagt er. Kriterium könnte auch sein, dass die auftretenden Gruppen auch Tänze aus dem Moselland zeigen.

Nach außen sichtbar werden sollte das Bekenntnis zur Heimat beim Bauen. Sowohl beim privaten Hausbau wie bei der Gestaltung gewerblicher Objekte. "Niemand käme in der Toskana auf die Idee, Hausformen aus Eifel-, Mosel- oder Hunsrückraum zu kopieren. Warum tun wir das?", fragt Lewen. Dieses Importieren fremder Gestaltungsformen habe dazu geführt, dass viele Moselorte in den vergangenen Jahrzehnten ihr Gesicht verloren hätten. Der Dachmarken-Prozess müsse dem gegengesteuern.

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