Bürgerprotest erfolgreich: Klärlaster gestoppt

Die Kläranlage Traben-Trarbach wird keine weiteren Oberflächen-Abwässer der Start- und Landebahn des Flughafens Frankfurt-Hahn mehr annehmen. Das hat der Werksausschuss der VG Traben-Trarbach beschlossen. Bürger der Stadt hatten wegen der nächtlichen Lärmbelästigung protestiert.

 Über 50 000 Kubikmeter Abwässer vom Flughafen Hahn hat die Kläranlage Traben-Trarbach bislang aufgenommen. Die Abwässer wurden mit Tanklastzügen angeliefert. TV-Foto: Archiv/Winfried Simon

Über 50 000 Kubikmeter Abwässer vom Flughafen Hahn hat die Kläranlage Traben-Trarbach bislang aufgenommen. Die Abwässer wurden mit Tanklastzügen angeliefert. TV-Foto: Archiv/Winfried Simon

Traben-Trarbach. Exakt 57 265 Kubikmeter zum Teil mit Enteisungsmitteln kontaminiertes Oberflächenabwasser der Start- und Landebahn des Flughafens Hahn hat die Kläranlage Traben-Trarbach in den vergangenen drei Jahren aufgenommen. Das macht bei einer Gebühr von rund vier Euro pro Kubikmeter 229 000 Euro, die die Verbandsgemeinde Traben-Trarbach von der Flughafen-Gesellschaft erhielt. Ein satter Betrag, dem aber erhebliche Kosten gegenüber stehen. VG-Chef Ulrich K. Weisgerber schätzt, dass mindestens die Hälfte dieses Betrages für höhere Energieaufwendungen, Personal, Aufbereitungsmittel und Schlamm entsorgung aufgewendet werden müssen. Die VG hatte Anfang 2006 mit der Flughafen Frankfurt-Hahn GmbH einen Abnahmevertrag abgeschlossen. Grund: Der Flughafen hat keine eigene Kläranlage und muss daher die Abwässer mit Tanklastzügen in die umliegenden Kläranlagen fahren, unter anderem nach Traben-Trarbach, Wittlich, Hermeskeil, Dill, Simmern, Herrstein und Bad Sobernheim. Im Frühjahr kommenden Jahres werden die aufwendigen und teuren Transporte ein Ende haben. Dann ist die im Bau befindliche rund 15 Millionen Euro teure Gruppenkläranlage Oberes Kyrbachtal (VG Kirchberg) fertig, in die auch der Flughafen seine Abwässer einleitet. Der VG-Rat Traben-Trarbach hatte dem Abnahmevertrag seinerzeit zugestimmt. Mehrheitlich war man der Meinung, den Flughafen bei seinen Abwasserproblemen zu helfen. Doch im vergangenen Jahr häuften sich die Proteste zahlreicher Bürger, die sich über die Fahrten der Klärtransporte mitten durch Wohngebiete in Trarbach und Traben beschwerten (der TV berichtete). Über 2000 Transporte sind in den vergangenen zweieinhalb Jahren in den Wintermonaten durch die Stadt gerollt - sehr viele von ihnen mitten in der Nacht. Vor allem im Stadtteil Traben waren zahlreiche Anwohner genervt. Die Schwertransporter passierten die engen Straßen in Trarbach, fuhren über die Moselbrücke in die Post- und Bahnhofstraße in Traben und bogen schließlich in die Untere Kaiserstraße und von dort in die Moseluferstraße ein. Zahlreiche Bürger berichteten, dass die Laster die Straßen in den Wohngebieten, die für solche Lasten nicht ausgelegt sind, beschädigen. Der Werksausschuss hat jetzt die Fahrten gestoppt und den Abnahmevertrag mit dem Flughafen nicht mehr weiter verlängert. MeinungDie zwei Seiten einer Medaille Jede Medaille hat zwei Seiten. Das gilt inbesondere für den Flughafen Hahn. Er bringt der Region Aufschwung, Arbeitsplätze und Touristen. Aber er macht auch Lärm und verbraucht Natur. Dass er sein Abwasserproblem lange Zeit nicht lösen konnte, ist aber sein ureigenes Verschulden. Ab dem Frühjahr ist das Problem gelöst. Dann geht die Kläranlage Kyrbachtal in Betrieb. Viele Kommunen, auch die VG-Traben-Trarbach, haben von dem dilettantischen Umgang des Flughafens mit seinen Abwässern profitiert. Doch die andere Seite der Medaille heißt Lärm und kaputte Straßen. Die VG hat jetzt einen Schlussstrich gezogen. Sie verzichtet auf weitere Einnahmen, kann sich aber der Zustimmung der betroffenen Bürger sicher sein. w.simon@volksfreund.de

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort