Bald wieder flügge

TRABEN-TRARBACH. Noch steht die "Rhönlerche" zerlegt in Einzelteile in der alten Werkstatt auf dem Flugplatz Mont Royal, aber bald soll sie wieder durch die Lüfte gleiten.

1959 hatte das Flugzeug die Schleicher Segelflugzeugbau GmbH in Poppenhausen/Wasserkuppe unter dem Namen "Rhönlerche II" mit der Werknummer 557 verlassen. Der Deutsch-Amerikanische Segelflugclub (DASC) erwarb die "Rhönlerche" am 18. Juli 1970 für 3500 Mark, und fortan wurden Generationen von Flugschülern an ihr ausgebildet. Horst Dahlke aus Traben-Trarbach ist gelernter Flugzeug-Mechaniker, und als 24-Jähriger gehörte er 1954 zu den Gründungsmitgliedern des DASC. Im Jubiläumsjahr des Vereins soll der Oldtimer wieder flugtauglich werden, und dazu trägt Dahlke seit sechs Monaten emsig bei. Bei der Restaurierung der "Rhönlerche" geht ihm Bruno Krüger aus Enkirch zur Hand, der seit zwölf Jahren dem DASC angehört und auf diesem Flugzeug geschult wurde. Drei bis vier Mal pro Woche verbringen die beiden Bastler ihre Nachmittage auf dem Mont Royal, und auch wenn der "Vogel" derzeit noch sehr zerrupft aussieht, so lässt sich doch bereits erkennen, dass die "Lerche" in neuem Glanz erstrahlen wird. Von 1959 bis zu ihrem letzten Flug am 19. Oktober 1999 hatte das Segelflugzeug, das 200 Kilogramm Leergewicht auf die Waage bringt, 1982 Betriebsstunden und 18 256 Starts und Landungen absolviert.Neue Bespannung aus Tuch

Dann entschied der TÜV, dass es nicht mehr einsatzfähig sei. Fortan fristete es ein Schattendasein neben den vielen anderen schicken Flugzeugen des DASC, bis Dahlke und Krüger sich des Oldtimers annahmen und ihn in seine Einzelteile zerlegten, die sie fachmännisch bearbeiteten. Das hölzerne Gerippe der beiden Tragflächen wurde abgeschmirgelt, eine neue Bespannung aus Tuch darüber geklebt und mit dem heißen Bügeleisen bearbeitet. "Dadurch wird das Tuch straff", weiß Krüger. Spannlack und Klarlack sorgten anschließend für den letzten Schliff. Auch der Rumpf, der ein Metallgerippe hat, ist bis auf seine hölzerne Nase ausschließlich mit Tuch bespannt. Die Kunstfaser ist robust, und wenn der stolze Vogel endlich wieder flügge ist, gibt Dahlke ihm eine Lebenserwartung von 20 Jahren - vorausgesetzt, dass immer pfleglich mit ihm umgegangen wird. Er rechnet damit, dass das Flugzeug nächsten Monat wieder starten kann. "Die grobe Arbeit ist fertig, nun müssen noch der Boden mit den Sitzen, die Haube aus Plexiglas und das Armaturenbrett montiert werden", ergänzt Krüger. Extrem viel Arbeit stecke in der Restaurierung des Flugzeugs, der Zusammenbau sei dann nur Sache von einem Nachmittag. Aus dem Rumpf, zwei Tragflächen, Höhenruderleitwerk, Höhenruder, zwei Querrudern, Seitenruderleitwerk und einem Seitenruder setzt sich die "Rhönlerche" zusammen, und alle Teile leuchten in strahlend-frischem Weiß. Sie ist sieben Meter lang und hat eine Spannweite von 13 Metern. "Dieses Flugzeug hat den Vorteil, dass es wegen seiner Bauweise, dem dicken Profil seiner Tragflächen, extrem langsam geflogen werden kann", weiß Bruno Krüger. Die Schüler des DASC seien eher an den neuen Flugzeugen interessiert, sagt Krüger, doch er ist überzeugt, dass auch die "Rhönlerche" künftig wieder gefragt sein wird.

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