Barrierefreies Bauen: Konsens scheint möglich

Bernkastel-Kues · Zu Hause alt werden: Dieses Ziel wird in der Verbandsgemeinde Bernkastel-Kues schon durch einige Projekte verfolgt. Neueste Anregung der SPD-Fraktion im VG-Rat: Barrierefreies Bauen soll gefördert werden.

Bernkastel-Kues. Es ist ein Wunsch, noch kein Antrag. Die SPD-Fraktion im Verbandsgemeinderat Bernkastel-Kues regt ein Förderprogramm für barrierefreies Bauen an. Der Vorschlag: Wer neu baut oder umbaut, kann zehn Prozent einer maximalen Investitionssumme von 20 000 Euro als Fördermittel bekommen. Fraktionsvorsitzender Peter Licht bringt Haushaltsmittel von 24 000 Euro pro Jahr ins Spiel. "Damit könnten zwölf Projekte die maximale Förderung von jeweils 2000 Euro erhalten", erläutert er.
In 34 Prozent aller Haushalte im Kreis Bernkastel-Wittlich lebten Menschen, die älter als 65 Jahr sind. Nur ein Bruchteil der knapp 57 000 Wohnungen sei aber seniorengerecht ausgebaut, rechnet er vor. "Wir glauben, eine älter werdende Gesellschaft erfordert auch von uns ein neues Handeln", sagt er und wünscht sich einen fraktionsübergreifenden Konsens. Der ist notwendig, um aus einem Wunsch einen Beschluss zu machen. Ohne die Zustimmung der Koalition von CDU und Grünen ist eine Umsetzung nicht möglich.
Dahinter steckt das kreisweite Projekt "Zu Hause alt werden". Dem wird in der VG Bernkastel-Kues bereits Rechnung getragen, zum Beispiel mit einer Ehrenamtsbörse, der Ehrenamtsinitiative "Ich bin dabei" sowie Projekten wie Fahrdiensten in einzelnen Orten. Im Gespräch ist auch ein Seniorentaxi (der TV berichtete). Gefördert wird in der VG auch das Projekt "Innenentwicklung vor Außenentwicklung". Es zielt auf die Stärkung beziehungsweise den Erhalt der Ortskerne ab (siehe Extra).
Stark involviert ist der hauptamtliche VG-Beigeordnete Leo Wächter (CDU). Barrierefreie Wohnungen und Häuser könnten ein weiterer Baustein sein, um Senioren und Menschen mit Behinderungen ein längeres eigenbestimmtes Leben zu ermöglichen, sagt er. Es mache Sinn, Umbauten vorzunehmen, bevor der Ernstfall eintritt.
"Vom Grundsatz spricht nichts dagegen. Wir können darüber sprechen", sagt CDU-Fraktionssprecher Urban Lamberty. Den Grundsatz bejaht auch Johannes Politz (Grüne). Zu reden sei über die Höhe der Gesamtsumme.
Bei der FDP müsse noch intern abgestimmt werden, sagt Jürgen Servatius. "Wir müssen aber die Kosten im Griff haben", fügt er an. "Wir können darüber diskutieren", sagt Hans Peter Ehses (Freie Liste). Für seine Fraktion stelle sich aber, wie bei beim Seniorentaxi, die Frage, ob "man sich in alles reinhängen muss". Solche Förderungen seien eine freiwillige Aufgabe der VG und kosteten das Geld der sie tragenden Orte.Extra

Das Projekt "Innenentwicklung vor Außenentwicklung" läuft in der VG Bernkastel-Kues seit Ende 2012. Im Haushalt stehen dafür jedes Jahr 50 000 Euro bereit. Bis zu 5000 Euro, verteilt auf fünf Jahre, kann ein Hausbesitzer, aber auch eine Kommune bekommen. Bisher sind 91 Anträge bewilligt worden. Die Fördermittel belaufen sich zum Jahresende 2014 auf mehr als 354 000 Euro. Die Voraussetzungen für eine Förderung: Das Gebäude muss vor 1950 errichtet worden sein und vor Erwerb beziehungsweise Umnutzung leer gestanden haben. Das Investitionsvolumen (Kauf, Sanierung) muss sich pro Objekt auf mindestens 50 000 Euro belaufen. Auch wer ein altes Haus abreißt, kann eine allerdings geringere Förderung bekommen. cb

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