Bastgen: Wir sind nicht käuflich

Kröv-Bausendorf wehrt sich gegen eine Fusion mit einer anderen Verbandsgemeinde. Allen voran Bürgermeister Otto Maria Bastgen. Wir fragten ihn nach seinen Gründen.

 Kämpft für den Erhalt der Verbandsgemeinde Kröv-Bausendorf: Bürgermeister Otto Maria Bastgen. TV-Foto: Winfried Simon

Kämpft für den Erhalt der Verbandsgemeinde Kröv-Bausendorf: Bürgermeister Otto Maria Bastgen. TV-Foto: Winfried Simon

Kröv-Bausendorf. Otto Maria Bastgen gibt sich kämpferisch. Auch in acht Jahren will er noch Bürgermeister einer eigenständigen Verbandsgemeinde Kröv-Bausendorf sein. Mit ihm sprach TV-Redakteur Winfried Simon.

Herr Bastgen, wird es die Verbandsgemeinde Kröv-Bausendorf in der jetzigen Form in fünf Jahren noch geben?

Bastgen: Ja, davon bin ich überzeugt.

Sie sind sehr optimistisch. Die Verbandsgemeinde Kröv-Bausendorf soll doch nach den Vorstellungen des Landes nicht selbstständig bleiben und mit einer anderen Verbandsgemeinde fusionieren.

Bastgen: Laut Vorschaltgesetz des Landes zur Kommunalreform kann eine Unterschreitung der Mindestgröße von 10 000 Einwohnern keine Rolle spielen, wenn die Verbandsgemeinde die Gewähr dafür bietet, langfristig die eigenen und übertragenen Aufgaben in fachlich hoher Qualität bürger- und ortsnah wahrzunehmen.

Erfüllt Kröv-Bausendorf diese Bedingungen?

Bastgen: Ja. Das haben wir bereits 40 Jahre unter Beweis gestellt und können das auch in Zukunft. Wir sind wirtschaftlich sehr gesund.

Halten Sie die Kommunalreform des Landes generell für falsch?

Bastgen: In der Form, wie sie zurzeit geplant ist, in jedem Fall.

Bezieht sich Ihre Kritik nur auf die neue Gebietsstruktur oder auch auf eine Reform der Verwaltung?

Bastgen: Angegangen ist man das Thema mit einer Verwaltungsreform. Aber: Bis auf einige kleinere redaktionelle Änderungen wird es wohl eine reine Gebietsreform werden.

Sie kämpfen also weiterhin für den Erhalt der Verbandsgemeinde Kröv-Bausendorf?

Bastgen: Wenn man uns nachweisen kann, dass in einer größeren Einheit irgendetwas wirtschaftlicher ist, dann wäre das ein Argument. Aber dieser Nachweis konnte bisher noch nicht geführt werden. Es wird beispielsweise argumentiert, bei Verbandsgemeinden zwischen 10 000 und 20 000 Einwohnern würden die Personalausgaben 195,97 Euro pro Einwohner betragen. Dabei wird das Jahr 2006 herangezogen. Diese Zahl nennt das Land. Wir haben im Jahr 2006 bei den Personalkosten bei 150,61 Euro pro Einwohner gelegen. Die Sachkosten beziffert das Land bei Verbandsgemeinden zwischen 10 000 und 20 000 Einwohnern auf 76,19 Euro pro Einwohner. Bei uns lagen diese in 2006 bei 19,89 Euro pro Einwohner. Das können wir anhand unserer Haushaltspläne jederzeit belegen.

Sind Sie der Meinung, dass die große Mehrheit der Bürger für den Erhalt der Verbandsgemeinde in der jetzigen Form ist?

Bastgen: Davon bin ich überzeugt. Das bestätigen mir auch die Gespräche im Verbandsgemeinderat, in den Ortsgemeinderäten und mit allen Ortsbürgermeistern und den Bürgern.

Gilt das auch für die Orte Flußbach, Diefenbach und Willwerscheid, die näher an Wittlich als an Kröv liegen?

Bastgen: Flußbach ist von seiner Infrastruktur bestens ausgestattet. Flußbach hat bei seinen 450 Einwohnern einen eigenen Kindergarten, und die Straßen sind bestens ausgebaut. Flußbach hat seine Identität als Ort bewahrt und läuft nicht Gefahr sich zu einer Vorstadtsiedlung zu entwickeln. Die Flußbacher, Diefenbacher und Willwerscheider wissen, dass sie stets von der Verbandsgemeinde Kröv-Bausendorf unterstützt wurden und werden. Willwerscheid hat als Gemeinde mit 63 Einwohnern einen Bürgersaal für 140 Personen. Ich habe mal scherzhaft gesagt, in Willwerscheid kann jeder Bürger eine weitere Person zu Besuch mitbringen. Warum sollten sich die kleinen Orte nicht bestens von der Verbandsgemeinde vertreten fühlen?

Sie führen neben den wirtschaftlichen Aspekten auch stets die historischen und konfessionellen Bindungen und Beziehungen an. Kann man heutzutage noch damit argumentieren?

Bastgen: Historische Aspekte - das stimmt. Die Konfession spielt keine Rolle. Das war auch kein Argument von mir.

Das Kröver Reich gibt es doch seit über 200 Jahren nicht mehr.

Bastgen: In der Verbandsgemeinde Kröv-Bausendorf hat man 1000 Jahre Erfahrung mit der Selbstverwaltung. Man war immer Sitz einer Bürgermeisterei. Die Orte Kröv, Reil, Kinheim, Bengel, Kinderbeuern, Hetzhof, Springiersbach haben immer schon eine Einheit gebildet. Das gilt auch für die Mentalität der Menschen - im übrigen auch für Bausendorf und Hontheim mit seinen Ortsteilen. Es besteht ein echtes Zusammengehörigkeitsgefühl. Die Bürger haben ein Bewusstsein dafür entwickelt, dass es bei einer Verbandsgemeinde nicht nur um Verwaltungsgeschäfte geht, sondern auch um die politische Selbstbestimmung. Negativbeispiele, wo sich Verbands- und Gemeinderäte beim Beschluss wichtiger Infrastrukturprojekte bis aufs Messer bekriegen, kann man jederzeit im Trierischen Volksfreund nachlesen. Positive Entscheidungen in den Räten und die schnelle Umsetzung durch die Verwaltung sind ein Markenzeichen der Verbandsgemeinde Kröv-Bausendorf. Warum soll man diese politische Einheit, die bestens funktioniert und die in der Lage ist, die Aufgaben auch in der Zukunft zu meistern, gewaltsam auseinanderschlagen?

Verbandsgemeinden, die freiwillig fusionieren, bekommen Geld vom Land. Ist das kein Anreiz für Sie?

Bastgen: Wir sind nicht käuflich. Alle notwendigen Infrastrukturprojekte haben wir durchgeführt. Eine Förderung von 850 000 Euro würde noch nicht mal reichen, um die Erweiterung des Kindergartens mit Dorfgemeinschaftshaus in Bengel zu finanzieren.

Es gibt aber das Beispiel Neumagen-Dhron. Diese Verbandsgemeinde hat sich frühzeitig für eine freiwillige Fusion entschieden.

Bastgen: Das ist Sache der Verbandsgemeinde Neumagen-Dhron. Eines steht aber fest: Die Verbandsgemeinde Neumagen-Dhron hat mit die geringsten Schulden pro Einwohner im Landkreis Bernkastel-Wittlich. Aber auch dort gibt es unterschiedliche Interessen.

Gesetzt den Fall, Kröv-Bausendorf muss fusionieren - mit wem auch immer. Würden Sie in dieser neuen Verbandsgemeinde erneut als Bürgermeister antreten?

Bastgen: Diese Frage stellt sich nicht. Ich bewerbe mich im kommenden Jahr erneut als Bürgermeister für Kröv-Bausendorf - und zwar für acht Jahre. Und ich will auch acht Jahre dieses Amt ausführen.

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