Bauern bangen um Ernte

BERNKASTEL-WITTLICH. Kummerkörner und davon zu wenig: Die Landwirte werden wohl eine magere Ernte einfahren. Hitze und Trockenheit haben die Felder ausgedörrt. Und in einzelnen Weinbergen haben Hagelkörner ganze Parzellen ruiniert.

Landwirte und auch einige Winzer haben in diesem Jahr besonders mit den Folgen des Wetter-Chaos zu kämpfen. Ihre Ernte wird deutlich geringer ausfallen als im Vorjahr. Bundesweit rechnen Experten mit Ertragsverlusten von bis zu 600 Millionen Euro. Auch im Kreis Bernkastel-Wittlich beklagen die Bauern je nach Lage ihrer Felder und Weingärten Ernte-Ausfälle zwischen zehn und 70 Prozent. "Wir brauchen eigentlich eine normale Ernte, um überhaupt über die Runden zu kommen", sagt Wilhelm Feilen aus Morbach-Weiperath. Bei seinem Raps, den er diese Woche erntet, fürchtet er Einbußen von 30 Prozent. "Das Wetter war einfach extrem", sagt der Landwirt, der seit 40 Jahren seine Felder bestellt. "Wechselfröste im Frühjahr, dann die Trockenheit - so was habe ich noch nicht erlebt", sagt auch der Altricher Stefan Kölsch. Seine Wintergerste war zwei Wochen früher reif als im Vorjahr, aber die Körner waren wegen der Trockenheit nicht voll ausgebildet: die Notreife hat wegen der im Schnitt fünf Grad wärmeren Juni-Wochen eingesetzt. Kölsch rechnet mit bis zu 15 Prozent weniger Ertrag - manche Bauern müssen bis zu 30 Prozent Ernte-Ausfall verkraften. "Wie schlimm ein Hof betroffen ist, hängt von der Lage und dem Wasserhalte-Vermögen des Bodens ab", erklärt Manfred Zelder, Vorsitzender des Kreisbauernverbandes. Durch sandige Böden sei der wenige Regen einfach durchgesickert. "Solche Ertrags-Unterschiede haben wir im Kreis noch nicht gehabt: Da, wo es Gewitter-Schauer im Mai gab, sind die Bauern noch recht zufrieden. Wo der Regen ausblieb, sind die Schäden teilweise verheerend", sagt Zelder. Er selbst hatte mit seinen Feldern im Wittlicher Tal Glück. "Wir sind bis jetzt mit einem blauen Auge davon gekommen", sagt auch der Arenrather Arno Weber. Doch seine Wintergerste habe "Kummerkörner" und der Bestand sei sehr dünn. Hagelschäden in Trittenheim und Neumagen

Bei den Winzern sieht es in einigen Parzellen nicht besser aus: "Im Juni haben taubeneigroße Hagelkörner in Trittenheim und Neumagen Weinberge verwüstet", berichtet Wilfried Servatius, Geschäftsführer des Kreisbauern- und Winzerverbands. "Ich habe mich richtig erschrocken: Triebe und Blätter waren beschädigt, der Wingert war fast kahl", erinnert sich Markus Milz. Ein Viertel seines Bestands war vom Hagel betroffen, viel altes Holz wurde zerstört. "Holzschäden sind die schlimmsten Schäden", sagt der Neumagener Christoph Schneider, der in seinen "Rosengärtchen"-Parzellen mit Ernte-Ausfällen bis zu 70 Prozent rechnet. Wegen des feucht-heißen Wetters mussten die Winzer zudem häufiger gegen Pilzbefall spritzen wie im Vorjahr. Hinzu kommt: Eine normale "Erziehung" der hagelgeschädigten Triebe ist kaum möglich. "Wenn wir die im Frühjahr biegen, dann brechen sie", erklärt Schneider. Verheerend wirkte sich das Wetter auch auf den Äckern von Friedrich Sachsenweger aus. Das Debakel begann bereits im vergangenen Jahr: Kurz nachdem der Morbacher im August seinen Raps ausgesät hatte, ersoff das 33 Hektar-Feld im Regen. Das Saatgut blieb auf der hartgespülten Oberfläche des Bodens hängen. Die zweite Aussaat zerstörte teilweise der Nachtfrost. Die überlebenden Pflanzen stehen spärlich. "Ende März wurde es dann wieder richtig kalt. Das hat dem Raps den Rest gegeben." Wegen der Trockenheit haben die Pflanzen zu alledem weniger Triebe gebildet. "Jetzt habe ich eine Ernte von schätzungsweise noch zwei bis drei Hektar", sagt der Landwirt. Für seinen Betrieb rechnet er mit Ausfällen von 30 Prozent. Nun hängt für die Landwirte viel von den Preisen ab, die sie für ihr Getreide erzielen. Kreisbauern-Vorsitzender Zelder geht davon aus, dass die Getreide-Preise langfristig ansteigen, da auch die Weltgetreide-Bestände gesunken sind. "Nahrungsmittel müssen wieder einen größeren Stellenwert bekommen", fordert der Morbacher Landwirt Wilhelm Feilen. Einen Punkt, den Zelder unterstreicht: "Im Moment ist der Brennwert des Weizens höher als sein Preis als Nahrungsmittel."

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