Bauplätze für Rallye-Fans

Heidenburg/Papiermühle. (gkl) Die ADAC Rallye Deutschland findet bei Motorsportfreunden in ganz Europa Beachtung. Die Ortschaften am Streckenverlauf tun ihr Bestes, um bei Teilnehmern und Besuchern in angenehmer Erinnerung zu bleiben - auch die ganz kleinen.

So ganz will das Bild in Papiermühle nicht zusammenpassen: Zum einen das Einfamilienhaus mit einem gemalten Idyll aus der Hauswand, auf dem äsende Rehe den Betrachter zur Ruhe und Beschaulichkeit auffordern. Gleichzeitig donnern die Teilnehmer der ADAC Rallye Deutschland durch den Ort, nehmen mehr oder weniger eng die Kurve um die Kapelle, um dann mit Vollgas und lautem Getöse das Dorf wieder zu verlassen. Für einen kurzen Moment sind die Fahrer der Sportboliden zu Gast in einem kleinen Flecken zwischen Hunsrück und Mosel, von dessen Existenz sie wahrscheinlich bis vor kurzem nicht die leiseste Ahnung hatten. Genau das aber ist ein Punkt, auf den die an der Rennstrecke liegenden Gemeinden setzen. Dietmar Jäger, Ortsbürgermeister von Heidenburg, von wo die zweite Wertungsprüfung startete: "Unsere Gemeinde engagiert sich schon recht stark bei der Rallye. Die Feuerwehr hat die Versorgung mit Getränken übernommen und die zwangsläufigen Einschränkungen für den Tag werden von der Allgemeinheit akzeptiert. Schließlich bringt die Veranstaltung eine Menge Leute und Geld in die Region. Hier in Heidenburg haben wir noch etliche gute Bauplätze zu verkaufen. Vielleicht ist ja der eine oder andere Besucher auf der Suche nach genau so einer Stelle für ein neues Zuhause." Die Welt steht schon Kopf, wenn die Fahrzeuge, die so gar keine Ähnlichkeit mehr mit den Modellen haben, die normalerweise über Deutschlands Straßen rollen, sich schon lange vor dem eigentlichen Eintreffen mit laut aufheulenden Motoren eindringlich ankündigen. Die Durchfahrt durch Papiermühle dauert nur wenige Sekunden. Dafür nehmen die Einwohner schon einige Einschränkungen in Kauf. Sicherheit geht über alles, weshalb die Grundstücke mit Trassierband eingefasst wurden. Negativ gesehen werden die Menschen für das Rennen auf ihrem eigenen Grund und Boden eingesperrt. Denn das Grundstück wechseln geht nur in der kurzen Zeit, wenn gerade mal kein Auto mit quietschenden Reifen die Kapelle umrundet. Die Menschen nehmen das aber gelassen. "Für mich müsste dieses Spektakel nicht sein. Aber die Männer haben ihren Spaß daran. Was soll's, es ist ja nur einmal im Jahr", meint eine Anwohnerin. So ganz allerdings stimmt die Aussage mit den "Männern" nicht. Unter den Schaulustigen aus ganz Europa, wie die spanischen, tschechischen und finnischen Flaggen zeigen, befindet sich auch eine nicht gerade kleine Anzahl von weiblichen Motorsportfans, die in ihrer Begeisterung für Drehzahlen und Geschwindigkeiten den Herren der Schöpfung in nichts nachstehen. Sport macht hungrig und durstig, besonders die Zuschauer. Mit einem Bier- und Würstchenstand kann man da abhelfen, wodurch auch in der Etappe in Hunsrück und Mosel von den 20 Millionen Euro, die durch die Rallye in die Region fließen, ein paar hängen bleiben. Und auch die Feuerwehr nutzt die Gelegenheit, ihre Kasse ein wenig aufzubessern: Normalerweise ist das Parken auf öffentlichen Ortsstraßen, sofern es nicht durch Schilder beschränkt wird, kostenlos. Nicht so in Papiermühle während der Rallye. Hier hält die Feuerwehr die Hand auf und kassiert pro abgestelltem Fahrzeug einen Euro - sicherlich für einen guten Zweck.

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