Baustelle bedrückt Pächter

TRABEN-TRARBACH. Ein strahlend-blauer Winterhimmel wölbt sich über Traben-Trarbach, doch über dem 1899 von dem Berliner Architekten Bruno Möhring gebauten Brückentor ziehen sich düstere Wolken zusammen. Dietmar Hentsch, Pächter der Brückenschenke, sieht pessimistisch in die Zukunft.

 Dietmar Hentsch blickt besorgt in die Zukunft. Die Pächter der beliebten Brückenschenke mussten starke Umsatzeinbußen hinnehmen. Weitere harte Wochen werden folgen, wenn Dach und Außenfassade des historischen Gebäudes erneuert werden.Foto: Gerda Knorrn-Belitz

Dietmar Hentsch blickt besorgt in die Zukunft. Die Pächter der beliebten Brückenschenke mussten starke Umsatzeinbußen hinnehmen. Weitere harte Wochen werden folgen, wenn Dach und Außenfassade des historischen Gebäudes erneuert werden.Foto: Gerda Knorrn-Belitz

Mitseiner Partnerin Gudrun Leisinger pachtete Hentsch am 1. August2001 das einzigartig gelegene Lokal mit Traumblick auf Traben unddie Mosel von der Stadt Traben-Trarbach, die die Innenräumevollständig renoviert hatte. Das Pächterpaar finanzierte dieBestuhlung, Tische und die Kücheneinrichtung. "Es war einfulminanter Start", erinnert sich Hentsch wehmütig. "Fünf Monatelang lief es sehr gut." Nachdem das beliebte Lokal wegen derUmbauarbeiten ein ganzes Jahr lang geschlossen war, wurde es nunwieder zum Anziehungspunkt am Trarbacher Brückenkopf. Doch imFebruar 2002 begannen die Arbeiten zur Sanierung der Moselbrücke,und als die ersten Bagger heranrollten, sackten die Einnahmen derPächter in den Keller. In die Brückenschenke drang nun der Baulärm, und der konnte die durchaus interessanten Ausblicke auf die große Baustelle über dem Fluss nicht wettmachen. "Viele Leute wollten sich das nicht antun", berichtet Hentsch, der Umsatzrückgänge von 80 Prozent hinnehmen musste. "An manchen Tagen bin ich nicht über 20 Euro gekommen, das spottet jeglicher Kalkulation."

Die lauten Arbeiten auf der Brücke sind nun zwar vorüber, aber für das Pächterpaar sieht es nach eigenen Angaben nicht gut aus. "Wir müssen wahrscheinlich aufgeben", fürchtet Hentsch, der einen Antrag auf Fördermittel vom Land gestellt hat. "Ob sie auch zugeteilt werden, steht noch in Frage. Im Grunde verschuldet man sich immer mehr", stellt er resigniert fest. "Es nimmt einem jegliche Motivation."

Dabei hatten Hentsch und Leisinger, die beide von der Schweizer Grenze stammen, vor drei Jahren hochmotiviert ihre Arbeit an der Mosel aufgenommen. Eine alte Bundeswehrbekanntschaft führte die beiden hierher. Dietmar Hentsch war auf Sardinien stationiert und hatte dort Freundschaft mit einem Traben-Trarbacher geschlossen. Es folgten vor 15 Jahren die ersten Besuche in Traben-Trarbach und im Jahr 2000 ließen sich die beiden hier nieder. Neben der Brückenschenke betreiben sie noch das "Türmchen", ein Bistro in der Bahnstraße. Aber davon alleine können sie nicht leben.

Brückenschenke wird noch außen renoviert

Als Hentsch die Schenke pachtete, war ihm bekannt, dass die Moselbrücke saniert und ihm damit auch Ungemach ins Haus stehen würde. Ihn verbittert aber, dass sich die Baumaßnahme so lange hinzieht und man ihm "keinen reinen Wein eingeschenkt hat". Er war davon ausgegangen, dass die Arbeiten weitaus eher beendet sein würden.

Doch auch am Gebäude selbst stehen noch umfangreiche Arbeiten an. Eine schmucke Brücke verlangt nach einem passenden Tor, und so sollen das Dach und schadhafte Stellen am Verputz ausgebessert werden. Danach bekommt das Brückentor einen neuen Anstrich. Stadtbürgermeister Alois Weber sagte gegenüber dem TV , dass die Farbgebung mit dem Landesamt für Denkmalpflege abgestimmt worden sei. Sie werde sich an die vorhandene, in den Jahren 1981/82 aufgebrachte Farbe anlehnen. "Der Anstrich wird eine Nuance heller ausfallen", sagt Weber, der darauf verweist, dass die jetzige Farbe auch aufgrund der Verschmutzung dunkler geworden sei. Wann mit den Arbeiten am Brückentor begonnen werden könne, hänge von der Witterung ab und werde überdies mit dem Verlauf der Brückenarbeiten koordiniert. Noch ließe sich dort kein Baugerüst aufstellen, "aber wenn die Brücke fertig ist, sind auch die Arbeiten am Brückentor beendet", verspricht Weber. Die Stadt sei sehr darum bemüht, dass es nicht zu weiteren Einschränkungen in der Gastronomie komme.

Wann die Arbeiten auf der Moselbrücke jedoch endgültig beendet sein werden, ist noch nicht absehbar. "Wir sind mehr als verunsichert", räumt Bürgermeister Weber ein. Klaus Wittenkämper, stellvertretender Leiter des Straßen- und Verkehrsamtes in Trier, sagt gegenüber dem TV , dass das Wetter den Zeitraum der Arbeiten definiere. "Wir haben nicht gewusst, dass es so stark zuschlagen würde." Bei der Planung habe man damals schon zusätzliche Zeit eingeplant, aber die Restarbeiten seien stark von der Witterung abhängig. Dem Pächterpaar stehen also noch einige harte Wochen bevor. 75 Gäste haben in den zwei Etagen der Brückenschenke Platz. Im oberen Geschoss zeigt Dietmar Hentsch zurzeit eine Ausstellung mit seinen eigenen Bildern. Schon viele Künstler haben sich in der Brückentor-Galerie präsentiert. Die Gäste, die den einzigartigen Ausblick genießen, ahnen nichts von den Sorgen der Pächter.

Immer sonntags ab 10 Uhr lockt das Frühstücksbüffet, und auch die Speisekarte bietet von Salaten über Suppen bis zu warmen Speisen eine gute Auswahl. Der "Winzer des Monats" kommt stets aus der Region und stellt hier seine Weine vor. "Die Brückenschenke bekommt so eine Art Probierstubencharakter", sagt Hentsch. Seine Zukunft sieht er noch ganz offen, "es muss schon was passieren, dass die Wende kommt."

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