Beethoven vom Feinsten

TRABEN-TRARBACH. (GKB) Meisterhaft und brillant: Vor 60 Zuhörern spielte das Duo "il capriccio" mit Kristian Nyquist am Hammerflügel und Friedemann Wezel (Violine) die drei Violin-Sonaten op. 30 von Ludwig van Beethoven im Salon des Mittelmosel-Museums. Das war Beethoven in seiner schönsten Ausdrucksweise, vorgeführt im perfekten Zusammenspiel auf historischen Instrumenten.

1802 komponierte der 32-jährige Beethoven seine zweite Sinfonie, die beiden Violin-Romanzen und die drei Violin-Sonaten. Diese waren ein Auftragswerk des russischen Zaren Alexander I., der Beethoven jedoch nie seinen Lohn dafür auszahlte. Die drei Sonaten op. 30 in A-Dur, c-moll und G-Dur sind als Zyklus komponiert, sie entsprechen jeweils einem Satz einer großen Sonate. Das erste Werk lebt vor allem vom Adagio, einem wunderschönen Gesang Bachscher Prägung. Als Finale folgte ursprünglich der jetzige Schlusssatz der Kreutzersonate. Beethoven ersetzte es durch ein Allegretto mit Variationen, in dem sich Witz und freundliche Beschaulichkeit mischen. Nicht in der ursprünglich vorgesehenen Reihenfolge

Das Duo "il capriccio" spielte die drei Stücke nicht in der ursprünglich vorgesehenen Reihenfolge, sondern führte als zweites Werk die Sonate Nr. 3 in G-Dur auf. Reif und ausgeglichen ist diese Komposition, das Es-Dur-Tempo di Menuetto hätte ein ins Beethovensche übertragener Mozart sein können. Das fulminante Finale war die viersätzige Sonate in c-moll mit einem Allegro con brio in c-moll, das dem dämonischen ersten Thema einen zündenden Marsch als zweites gegenüberstellt. Das Adagio cantabile in As-Dur verstärkt den weichen Gesang der Violine. Witzig das Scherzo, stürmisch der Schlusssatz. Das perfekt aufeinander eingespielte Duo präsentierte einen Beethoven vom Feinsten, zeitlos schön, doch leider viel zu selten aufgeführt. Krystian Nyquist hatte zu Beginn des Konzertabends auf die Tücken des alten Tasteninstrumentes hingewiesen, das 1811 in der Werkstatt der Wiener Klavierbaumeisterin Nannette Streicher entstanden ist und dringend einer Restaurierung bedarf. Der junge Pianist, der mit verschiedenen Orchestern zusammenarbeitet, ist als Dozent an den Musikhochschulen Mannheim und Karlsruhe tätig und besitzt selbst den Nachbau eines Streicher-Flügels. Souverän spielte er das historische Klavier im Mittelmosel-Museum, holte alles aus dem betagten Instrument heraus und begeisterte mit seinem ausgezeichneten Vortrag. Historisch ist auch das Instrument des jungen Violinisten Friedemann Wezel. Es entstand 1703 in der Werkstatt des italienischen Geigenbauers Carlo Guiseppe Testore und sein meisterhaftes Spiel bildete die perfekte Ergänzung zum Piano. Wezel ist neben seiner künstlerischen Tätigkeit Dozent an der Berufsfachschule für Musik in Bad Königshofen und an der Bayerischen Musikakademie. Viel Beifall gab es für die beiden Künstler, deren Zugabe nach einem aufwühlenden Beethoven die Gemüter beruhigte, das Adagio aus der g-moll-Sonate. Ob vom alten Bach oder Sohn Carl Philipp Emanuel ist bislang nicht geklärt, doch Beethoven hat beide Komponisten sehr verehrt.

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