Begehrtes Ladegut für Moselschiffer

"Weintransporte auf der Mosel in alter Zeit" lautete das Thema eines Vortragsabends, zu dem sich rund 60 Gäste im Mittelmosel-Museum eingefunden hatten. Karl-Heinz Zimmer aus Oberbillig berichtete in einem interessanten Dia-Vortrag, wie von der Römerzeit bis zum Zweiten Weltkrieg der Wein ein begehrtes Ladegut für die Moselschiffer war.

 Karl-Heinz Zimmer aus Oberbillig (links) und Rene Flammang aus Luxemburg hielten im Mittelmosel-Museum einen Vortrag zu Weintransporten und Schifffahrt auf der Mosel. TV-Foto: Gerda Knorrn-Belitz

Karl-Heinz Zimmer aus Oberbillig (links) und Rene Flammang aus Luxemburg hielten im Mittelmosel-Museum einen Vortrag zu Weintransporten und Schifffahrt auf der Mosel. TV-Foto: Gerda Knorrn-Belitz

Traben-Trarbach. (GKB) "Es waren hauptsächlich die hier ansässigen Schifferfamilien, die die Transporte ausführten", berichtete Karl-Heinz Zimmer, der selbst Nachfahre einer solchen Familie ist und sich mit Liebe und Leidenschaft dem Thema widmet. Viel Wissenswertes vermittelte er in seinem Vortrag. Die römischen Handelsschiffe waren einst flachgehende Kähne mit einem Mast, die hier vor Ort gebaut wurden und eine Tragfähigkeit von maximal fünf Tonnen besaßen. Bei der Bergfahrt hatten Schifferknechte sie zu treideln. "Das war Schwerstarbeit", merkte Zimmer respektvoll an. Zu Tal wurden die Schiffe gerudert oder mit Stangen gedrückt.In der ersten Hälfte des dritten Jahrhunderts gab es Geschäfte mit Weinimporten aus den Mittelmeerländern. Hier habe der Weinbau seinen Aufschwung erst durch Kaiser Probus im Jahr 266 erlebt, sagte Zimmer. Ein Beleg dafür seien auch die ausgegrabenen römischen Kelteranlagen an der Mosel. Im Mittelalter waren es hauptsächlich die Klöster, die Wein auf eigenen kleinen Holzschiffen transportieren ließen. "Seit dem 13. Jahrhundert wird auch von selbständiger Moselschifffahrt berichtet", sagte Zimmer. Es gab nicht nur Transporte, sondern mit dem Wein wurde auch gehandelt.

Traben-Trarbach war seit dem 16. Jahrhundert der bedeutendste Weinhandelsplatz an der Mosel, erzählte der Fachmann, und im 19. Jahrhundert zählte die Stadt neben Bordeaux zum bedeutendsten Weinhandelsplatz in Europa. Viele Bilder aus alten Zeiten rundeten den kurzweiligen Vortrag von Zimmer ab. Er hob hervor, dass das ruhig dahingleitende Schiff dem Wein weitaus besser bekam als ein Transport auf der Straße oder Schiene. Ein Foto aus dem Jahr 1936 zeigte den letzten bedeutenden Transport von 500 Fudern Wein. Von Schengen nach Danzig wurde die kostbare Fracht gebracht, und bedauernd merkte Zimmer an, dass die 2000-jährige Tradition nach dem Zweiten Weltkrieg nicht mehr aufleben sollte.

Im zweiten Teil des Abends stellte René Flammang aus Luxemburg einen Film über die moderne Schifffahrt auf dem Fluss vor. Dieser über einstündige Vortrag war in seiner Ausführlichkeit langatmig und streckenweise ermüdend. Erfreuliches Fazit des Films: Als sauber, billig und kostengünstig treten Schiffstransporte heute immer mehr in den Vordergrund und der Bau zusätzlicher Schleusen, die eine Länge von 210 Metern und eine Breite von 12,50 Meter aufweisen, werden die langen Wartezeiten der Moselschiffer künftig verkürzen.

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