Begeisterung, die ansteckt

NEUMAGEN-DROHN. Bei der Industrie- und Handelskammer hat Hilde Stephan eine Ausbildung zur Weinerlebnisbegleiterin gemacht. Jetzt zeigt sie Gästen in Zusammenarbeit mit der Tourist-Information, wie wichtig der Weinbau in der Geschichte Neumagen-Drohns ist.

 Die von der IHK zertifizierte Weinerlebnisbegleiterin Hilde Stephan füllt bei ihren Rundgängen durch Neumagen die Antike - und die Geschichte des Weins - mit Leben.Foto: Christiane Wolff

Die von der IHK zertifizierte Weinerlebnisbegleiterin Hilde Stephan füllt bei ihren Rundgängen durch Neumagen die Antike - und die Geschichte des Weins - mit Leben.Foto: Christiane Wolff

Der gesüßte Wein schwappt in den dunklen Holzfässern beim Verladen auf die Schiffe und Wagen hin und her. Gleich mehrere tausend Liter Wein hat Konstantin, Kaiser von Westrom, bei den Weinhändlern in Novomagnus für seine Soldaten in Trier bestellt. Novomagnus ist Konstantins wichtigste Bastion auf seinen Kriegs- und Handelswegen von seiner Kaiserstadt Trier nach Mainz, in den Hunsrück und in die Eifel. Die reichen Weinhändler profitieren von der strategisch günstigen Lage ihres Heimatortes. Nicht nur nach Trier, auch in das mächtige Kastell in der Dorfmitte, das Konstantins Stützpunkt in Neumagen ist, liefern sie ihre guten Tropfen. Denn im zweiten Jahrhundert nach Christus gehört Wein nicht nur zu den Festgelagen der Feldherren, sondern ist tägliches Getränk der römischen Soldaten.1800 Jahre sind seitdem vergangen und aus Novomagnus ist Neumagen-Drohn geworden. Doch Hilde Stephan holt die Antike ins Jetzt, wenn sie bei einem Glas Rieslingsekt in der Neumagener Vinothek Vinopolis erzählt, wie Konstantin seinen eigenen Sohn hinrichten ließ und wie eine Marienerscheinung ihn zum Christentum bekehrte. Und neben diesem "antiken Klatsch" bringt sie ihren Gästen die Bedeutung des Weinbaus für Neumagen-Drohn nahe. "Ich bin aus Liebe zu meiner Heimat Weinerlebnisbegleiterin geworden", sagt die Lehrerin, die als Frührentnerin in ihren Geburtsort zurückgekehrt ist."Unsere zertifizierten Weinerlebnisbegleiter helfen dabei, dass unsere Touristen Weinfreunde werden - und diese Werbung soll mitten in den Weinorten und -bergen, eingebunden in die Geschichte der Orte, stattfinden", sagt Brunhilde Steffes von der Industrie- und Handelskammer (IHK) Trier. Dazu unterrichtet die IHK in 120 Unterrichtsstunden angehende Weinerlebnisbegleiter in Weinbau, Natur- und Landeskunde, Weinsensorik, Geologie, Rhetorik und Gästeführung. Dazu kommen mehrere Exkursionen."Wir haben mit der Traubenschere im Weinberg gestanden und ich habe gelernt, wie man Wein fachgerecht verkostet", sagt Hilde Stephan. Den archäologischen Rundweg habe die Gemeinde perfekt und liebevoll gestaltet. "So kann ich meinen Gästen eine sehr informative Tour anbieten", sagt Stephan. Immer wieder füllt sie die geschichtlichen Fakten mit Leben: "Große Blocks mit Mietwohnungen haben hier gestanden", sagt sie. "Kochen konnten die Römer darin nicht, wegen der Brandgefahr. Aber auch damals gab es schon McDonald‘s - in Garküchen kauften die Römer fertige Gerichte."Ein lebendiges Erlebnis

Im Unterschied zur "normalen" Gästeführung legt eine Weinerlebnisführung - wie sollte es anders sein - die Betonung auf Weinbau, Weinverkostung und die Geschichte des Weins. "Im Sommer mache ich auch Führungen mit einer Weinprobe im Weinberg", sagt Hilde Stephan.Der Rundgang endet bei einem Glas Steillagen-Riesling in der Vinothek Vinopolis. Und noch einmal wird die Tour zum Erlebnis: Hilde Stephan zitiert den Moseldichter Stefan Andres, der geschrieben hat, dass der Wein so alt wie das Brot und das so alt wie Prometheus ist. "Nur anders ausgebaut ist der Wein damals gewesen", sagt Stephan. In der Antike wurde der zunächst trockene Wein nämlich geräuchert und dann mit viel Honig gesüßt.Hilde Stephan liebt ihren Weinort und den Wein. Und das merken ihre Gäste: "Begeisterung steckt an", sagt eine Frau aus der Runde und hebt ihr Gläschen Moselwein, wie schon die Römer tausende Jahre vor ihr.Wer Interesse an einer Ausbildung zum Weinerlebnisbegleiter hat: Infos gibt es bei Brunhilde Steffes, IHK Trier, unter Telefon 0651/97777-750.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort