Beim Dornfelder sehen viele Winzer rot

COCHEM. Ganze zwei Prozent der an Mosel-Saar-Ruwer erzeugten Weine sind rot. Gleichwohl dominierte der rote Verkaufsrenner Dornfelder bei der Winzerversammlung in Cochem mit Staatssekretär Günter Eymael fast 100 Prozent der Diskussion.

"Moselweinbau kurz vor der Lese" - unter diesem Motto hatte Eckhard Huwer, der Landrat des Kreises Cochem-Zell, Winzer in die Aula der BBS eingeladen und präsentierte ihnen ein hochkarätig besetztes Podium mit Staatssekretär Günther Eymael an der Spitze. Dessen Ankündigung im Eingangsstatement, zum Dornfelder nichts sagen zu wollen, ging aber im Proteststurm der rund 150 Winzer unter. Auch im klassischen Weißweingebiet MSR ist der Verkaufsschlager Dornfelder derzeit Thema Nummer eins. Eymaels Wunsch sollte ein frommer bleiben. "Müssen Dornfelder als Landwein verramschen"

Der Anstachelung durch einige Nahewinzer, die in der Aula per Flugblatt zum Widerstand gegen die Dornfelderverordnung aufriefen, hätte es nicht bedurft: Auch die Moselwinzer sind strikt gegen die Anhebung des Mindestmostgewichts von 60 auf 68 Grad. Da hilft Eymael auch das sich abzeichnende Super-Weinjahr nichts, das diesen Wert möglich erscheinen lässt. In normalen Jahren sind die 68 Grad an der Mosel so gut wie nie zu erreichen. Viele Dornfelder müssten als Tafel- oder Landwein "verramscht" werden. Und würden damit auch die Preise für die Qualitätsgewächse mit nach unten ziehen, wie Werner Kirchhoff, Vorstandschef der Moselland e.G., warnte. Er plädierte für eine flächenbezogene Ertragsregulierung und kritisierte die neue Verordnung so kurz vor der Lese, die einfach nicht zu Ende gedacht sei und im Übrigen ohne Anhörung des Weinwirtschaftsrates MSR erlassen worden sei. Letzterem widersprach Eymael, die Moselaner hätten sich trotz Anfrage aber nicht geäußert. Er verteidigte die Verordnung, da wegen des Rotweinbooms immer mehr Dornfelder angebaut werde - in diesem Jahr werden wohl 100 Millionen Liter geerntet - und ein Image schädigender Qualitätsverlust drohe. Nicht zu verantworten von den Moselwinzern, wie er deutlich machte, sondern ein Problem von 300 bis 400 Betrieben vor allem in Rheinhessen, die absolute Übererträge produzierten. "Nur um diese Betriebe geht es uns mit der neuen Verordnung", unterstrich der Staatssekretär. Diese Betriebe drückten mit Hektarerträgen, wie es sie sonst europaweit nicht gebe, die Preise in den Keller. "Diese Betriebe bekommen wir mit 60 oder 62 Grad Mindestmostgewicht nicht in den Griff", betonte er und verwies auf die ausschließlich positive Resonanz bei Verbrauchern und überregionalen Medien auf das neue Qualitätsstreben. Wichtiges Standbein droht wegzubrechen

Was freilich den Moselwinzern wenig nutzt. Für viele ist der Dornfelder zu einem wichtigen Standbein geworden, das wegzubrechen droht. Denn auch sie wollen den Roten nicht als Tafel- oder Landwein auf den Markt bringen. Ihre Argumentation, wie in der Diskussion mehrfach geäußert: Besser die Hektarerträge in Rheinhessen begrenzen als die Mostgewichte so drastisch anzuheben, und ansonsten auf die Regulierungskräfte des Marktes setzen. Nicht zuletzt sei im Zuge seines Booms der Rotwein auch zum "Sommerwein" geworden, brauche die ebenfalls neu vorgeschriebenen 12 Volumenprozent Alkohol also nicht unbedingt. Rolf Haxel, Vorsitzender des Kreiswinzerverbandes Cochem-Zell, und auch Landrat Huwer appellierten an Eymael, die Regelung noch einmal zu überdenken und schlugen als Kompromiss 64 Grad als Mindestmostgewicht vor. Johannes Hübinger, Chef der Kellerei ZMG, warnte davor, ein so tolles Produkt wie den Dornfelder - derzeit der meistverkaufte rheinland-pfälzische Wein in Deutschland - durch die aktuelle Diskussion kaputt zu machen. Auch er sieht die Gefahr einer Marktspaltung. Noch sei die Verordnung ja nicht veröffentlicht, meinte er einen Ausweg aus dem gegenwärtigen Dilemma zu sehen. Damit dürfte es nichts werden. Staatsekretär Eymael stellte klar, dass er keine Chance dafür sieht, die Verordnung noch einmal auf 64 Grad Mindestmostgewicht zu ändern, was vermutlich in diesem Jahr auch kein so großes Problem für die meisten Winzer sein wird. Doch das Thema Dornfelder dürfte im nächsten Jahr auf der Tagesordnung bleiben. Dann hoffentlich früher.

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