Beim eigenen Tapetenwechsel zögert er

TRABEN-TRARBACH. Das hat in Traben-Trarbach Tradition: Die vier hier ansässigen Malermeister sind alle in die Fußstapfen ihrer Väter gestiegen. Einer von ihnen ist Klaus Krempel, und in seinem Fall hat auch schon der Opa für frische Farbe am und im Haus gesorgt.

Wilhelm Krempel, 1887 in Traben-Trarbach geboren, erlernte in der Brückenstraße bei Malermeister Götze seinen Beruf. "Zwischendurch ging er mal weg, dann war er wieder da", berichtet Enkel Klaus. Vor der Koblenzer Handwerkskammer legte der Opa 1913 die Meisterprüfung ab und übernahm ein Jahr später von seinem Chef den Betrieb in der Brückenstraße (heute Kosmetik-Studio Rees).Seit 1929 ist das Geschäft in der Schottstraße

Von 1915 bis 1918 diente er im Ersten Weltkrieg. "Da ist in seinem Betrieb hier sicher nichts gelaufen", vermutet Klaus Krempel. Als der Opa zurückkam, eröffnete er in der Augustastraße sein Geschäft, wo es bis zum Jahr 1929 blieb."1929 kaufte er das Haus in der Schottstraße 3, seitdem ist das Malergeschäft hier", berichtet der Enkel, der die Familientradition fortgesetzt hat. Opa Wilhelm hatte fünf Söhne, die er alle zu Malermeistern ausbildete. "Der Älteste ist im Zweiten Weltkrieg gefallen, die anderen vier Söhne arbeiteten als Meister im väterlichen Betrieb", weiß Klaus Krempel, dessen Vater Albert der jüngste Sohn war.1954 übergab der Großvater das Geschäft an seine Söhne, von denen einer nach Süddeutschland zog und die übrigen drei in der Schottstraße weitermachten. Ab 1984, als die beiden älteren Brüder in Rente gegangen waren, führte der 1923 geborene Albert Krempel den Betrieb weiter.Sohn Klaus, im Dezember 1954 geboren, wollte eigentlich gerne Förster werden, aber davon wurde ihm bei der Berufsberatung abgeraten, und so legte er seine Pläne ad acta. Er griff zu Pinseln und Farbtöpfen und begann 1969 als Lehrling beim Vater und den beiden Onkels; drei Jahre später legte er seine Gesellenprüfung ab. Damals war die Auftragslage bestens: Bis zu 14 Leute waren in dem Betrieb in der Schottstraße beschäftigt, Lehrlinge, Gesellen und die Meister.Nach Abschluss seiner Bundeswehrzeit 1979 arbeitete Klaus Krempel im Koblenzer Raum und besuchte dann eine Fachschule in Stuttgart. Dort machte er nebenbei die Mittlere Reife und legte 1981 die Prüfung als Maler- und Lackierermeister und staatlich geprüfter technischer Fachwirt ab.Nach der Meisterprüfung zunächst nach Bernkastel

Die rosigen Zeiten, die er als Lehrling in Traben-Trarbach erlebt hatte, waren indes vorbei, und so ging der frisch gebackene Maler- und Lackierermeister nach Bernkastel, wo er bei Maler Schultze sechs Monate lang arbeitete, bis es in der Doppelstadt wieder aufwärts ging.Vater Albert verstarb im Januar dieses Jahres. "Er war bis zum Schluss aktiv dabei", berichtet der Sohn. Der Vater hatte viel Spaß an seinem Beruf, doch auch Klaus Krempel ist mit Freude dabei.In Traben-Trarbach und Umgebung ist er tätig und beschäftigt einen Gesellen und einen Helfer. Tapezieren, das Streichen - auch von Fassaden - und das Verlegen von Bodenbelägen gehören heute zu seinen Aufgaben. Ein bisschen mehr dürfte schon los sein, merkt Klaus Krempel an, der sich in seiner Freizeit gerne mit der Modelleisenbahn beschäftigt. In den Ehestand ist er bislang noch nicht getreten und somit hat er keinen Nachfolger für seinen Betrieb, aber das kann sich ja noch alles ändern."Oh jeh", ist die Antwort auf die Frage nach der Zahl seiner Arbeitsgeräte, die von Pinseln in allen Größen bis zur Deckenbürste und vielen Rollen reichen, mit denen er frische Farbe in graue Stätten bringt. Wenn bei ihm zu Hause allerdings mal ein Tapetenwechsel ansteht, so zögert das Klaus Krempel gerne hinaus und es dauert eine ganze Weile, bis der sich dazu aufraffen mag. "Das kostet Überwindung", gibt der 48-Jährige schmunzelnd zu.

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