"Bergdörfer" benachteiligt

BERNKASTEL-WITTLICH. Der viel gepriesenen Hochgeschwindigkeit von DSL (Digital Subscriber Line gleich Digitale Anschlussleitung) sind physikalische und finanzielle Grenzen gesetzt. Die Erfolgsaussichten für Versuche, zumindest für einzelne Gemeinden eine Verbesserung zu erreichen, sind daher gleich null.

Der Frust ist allgegenwärtig. In großen Anzeigen preisen T-Com, die Festnetz-Sparte der Telekom, und T-Online das Neueste in Sachen Datenübertragung an. Ankündigungen wie "Einsteigen, Durchstarten, Lossurfen" oder "Die große DSL-Offensive" sind aber für viele Anwender kein Grund zur Euphorie. Denn noch kann T-Com nicht mit der entsprechenden Technik aufwarten, die den Komfort von DSL (Digital Subscriber Line gleich Digitale Anschlussleitung) allen Interessenten ermöglicht. Und zwar unabhängig davon, ob diese an ein Breitbandnetz angeschlossen sind oder an - der neuen Technik hinderliche - Glasfasertechnik. Die Gründe dafür sind laut T-Com Pressesprecher Walter Genz physikalisch-technischer Natur. Mehr als 4,5 Kilometer zwischen Kunden-Anschluss und Telekom-Vermittlungsstelle, dem Vorwahl-Knoten, seien eben nicht zu überbrücken. Daran werde aber weltweit gearbeitet. In der Fläche gebe es noch keine Technik - zumindest keine, die von einem börsennotierten Unternehmen wie der Deutschen Telekom finanzierbar sei. Eine Lösung für alle ist daher trotz DSL ist aber bisher nicht in Sicht. Außer vielleicht mit dem asymmetrischen "ADSL", einer Technik, die herkömmliche Telefonleitungen nutzt und in beiden Übertragungsrichtungen unterschiedliche Geschwindigkeiten bietet. Sie eignet sich vor allem für Nutzer, die überwiegend größere Datenpakete aus dem Netz abrufen. "Da könnte sich was tun", meint Genz, der auf eine Reichweitenverbesserung hofft. Und bis es vielleicht wirklich einmal soweit ist, beruft sich T-Com auf eine Prozentzahl, die in DSL-freien Zonen erstaunt: "90 Prozent aller Telekom-Kunden können heute DSL bekommen", versichert Genz.Ausgrenzungen nicht nur im ländlichen Raum

Ein kleiner Trost ist, dass sich Ausgrenzungen nicht auf den ländlichen Raum beschränken. Auch in Ballungsgebieten können Leitungen oder Störquellen in Bahnhofsbereichen unüberwindliche Hindernisse darstellen. Dennoch sind es in erster Linie die "Bergdörfer", wie Pressesprecher Genz in Erinnerung an die Anfänge des Fernsehens formuliert, die dem Fortschritt erst einmal hinterher schauen müssen. Wozu demnach auch Gemeinden wie Platten zählen. Ein Ort, der mit sieben Kilometern nach Wittlich und vier nach Osann-Monzel, Vermittlungsstelle 06535, zwar alles andere als abseits liegt, in dem aber dennoch nur ein Teil der Bürger DSL nutzen kann. Und sei es auch nur, dass einer zufällig auf der "falschen" Straßenseite wohnt. Versuche, Verhältnisse, wie diesen ein Ende zu machen, sind jedoch auf Grund vorgenannter physikalischer und finanzieller Gründe von vorneherein zum Scheitern verurteilt. Wie eine Initiative von mehr als 100 Unternehmen und Privatleuten, die sich in Gonzerath, Einheitsgemeinde Morbach, zusammen getan hatten. Einem Ort mit 1200 Bürgern und intakter Infrastruktur samt etlicher Gewerbebetriebe, Handel und Dienstleistungen. Nach dem negativen Bescheid auf das dortige Interesse startete Longkamps Bürgermeister Hans Herrmann einen Versuch über die Verbandsgemeinde Bernkastel-Kues. Immerhin hatten sich auf eine spontane Umfrage rund hundert DSL-Interessente des ebenfalls 1200 Bürger zählenden Ortes gemeldet, wie Bürgermeister Ulf Hangert der Deutschen Telekom mitteilte. Doch die Antwort fiel ebenso hoffnungslos aus. Zwar versicherte der Adressat: "Die T-DSL Versorgung - auch im ländlichen Bereich - ist ein großes Anliegen von T-Com." Dennoch könne es "in einigen Bereichen" vorkommen, dass eine Bereitstellung derzeit nicht möglich sei. Eine Alternative für das "terrestrische T-DSL" sei die Variante "via Satellit". Eine auf das Herunterladen begrenzte Hochgeschwindigkeit, für die der Kunde allerdings unter anderem ein digitalfähiges Satellitenempfangssystem braucht. Für Gewerbetreibende verweist T-Com auf diverse Angebots-Konditionen "zur breitbandigen Datenübertragung".

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort