"Beschluss des Stadtrates steht"

Die Debatte um das "richtige Gedenken" an die verfolgten und ermordeten Traben-Trarbacher Juden geht weiter. Stadtbürgermeisterin Heide Pönnighaus steht "voll und ganz" hinter dem Stadtratsbeschluss, die Tafel am Mittelmosel-Museum anzubringen. Unterdessen hat sich Ex-Stadtbürgermeister Klaus Weinmann zu Wort gemeldet, der sagt: "Die Gedenktafel gehört ans Rathaus."

Traben-Trarbach. Stadtbürgermeisterin Heide Pönnighaus ist verärgert. Die kontroverse Debatte um den Standort für die in Auftrag gegebene Gedenktafel für die verfolgten und ermordeten jüdischen Bürger der Stadt kann sie nicht nachvollziehen. Pönnighaus: "Eigentlich will ich nicht viel dazu sagen und möchte nicht in diesen Schlagabtausch geraten. Es gibt einen einstimmigen Ratsbeschluss, und ich stehe voll dahinter." Pönnighaus kann sich momentan nicht vorstellen, dass der Stadtratsbeschluss noch einmal revidiert wird, wie dies unter anderem der in Traben-Trarbach aufgewachsene Jude und Auschwitz-Überlebende Martin Schmitz und der Traben-Trarbacher Heimatforscher Richard Ochs fordern (der TV berichtete). "Stadtrat wird angegriffen"

Pönnighaus: "Wir gehen mit diesem Thema sehr sensibel um, aber ich wehre mich dagegen, wie nun von einigen Seiten der Stadtrat angegriffen wird." Pönnighaus erinnert daran, dass geplant sei, die Stadtgeschichte im Mittelmosel-Museum neu zu präsentieren. Dazu gehöre auch die Aufarbeitung des Dritten Reiches und die Judenverfolgung. Gerade auch deshalb habe man den Standort Mittelmosel-Museum für die Gedenktafel gewählt. Unterdessen hat sich Alt-Stadtbürgermeister Klaus Weinmann (er führte die Amtsgeschäfte von 1984 bis 1994) zum Thema geäußert. Auch er fordert, die Gedenktafel am Rathaus anzubringen. Weinmann: "Ich bin Jahrgang 1931 und habe mit sieben Jahren erlebt, wie zwei unserer Mitschülerinnen aus unserer Klasse abgeführt wurden. So was vergisst man nicht." "Auch Zeichen christlichen Mitleids"

Weinmann verweist auf einen Artikel im Buch "Traben-Trarbach - Geschichte einer Doppelstadt" von Günther Böse. Darin werde beschrieben, wie am 15. November 1938 die drei Haas-Kinder aus dem Unterricht der Volkschule herausgeholt wurden, da jüdischen Kinder der Besuch öffentlicher Schulen untersagt wurde. Zitat: "Bis Ende Februar 1939 verließen die Familien Marx und Haas mit ihrer Resthabe die Stadt, in der sie sich lange heimisch gefühlt hatten und fuhren nach Köln. Den Eltern Haas gelang es noch, ihr drei Kinder über Belgien nach Nordamerika auswandern zu lassen. Die Eltern entgingen nicht dem Holocaust." Und in dem Buch heiße es außerdem: "Es gab in die Zeit für die bedrängten Juden auch in Traben-Trarbach Zeichen christlichen Mitleids und stiller Hilfe, auch von Amtspersonen. In der Sprache der Partei jedoch war die Stadt 1939 ‚judenfrei'". Weinmann dazu: "Diese Anordnungen wurden über das Rathaus verordnet und umgesetzt. Nicht nur deshalb gehört die Gedenktafel an unser Rathaus, sondern auch in Andenken an die Mutigen, die es damals wagten, diesen und anderen verfolgten Mitmenschen unter Einsatz ihres Lebens zu helfen."

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