Bestattungen: Die letzte Ruhestätte unter Weinreben könnte in Enkirch möglich werden

Enkirch · Die Gemeinde Enkirch erwägt, einen Friedweinberg anzulegen. In Deutschland gibt es erst einen dieser Art.

 In Bad Neuenahr-Ahrweiler wurde im Juni der erste Friedweinberg Deutschlands eingesegnet. Enkirch denkt jetzt auch über diese Bestattungsform nach. Foto: Martin Gausmann

In Bad Neuenahr-Ahrweiler wurde im Juni der erste Friedweinberg Deutschlands eingesegnet. Enkirch denkt jetzt auch über diese Bestattungsform nach. Foto: Martin Gausmann

Foto: Winfried Simon (sim), Martin Gausmann ("TV-Upload Simon"

Die Bestattungskultur ist im Umbruch. Die Erdbestattung im Sarg ist nur noch eine von vielen Möglichkeiten. Und das zeigt sich auch auf den Friedhöfen. Neben klassischen Reihengräbern mit Blumenbeet und großen Urnenfeldern findet man heute auch immer mehr ungenutzte Flächen.

Viele Menschen suchen nach Bestattungsformen, die ihre Persönlichkeit und ihre Lebensart widerspiegeln. Der eine will unter einem Baum in einem Friedwald - anonym oder mit Namensschild - beerdigt werden, andere wollen, dass ihre Asche aus luftiger Höhe von einem Hubschrauber verstreut wird. Wieder andere wünschen sich, dass ihre Asche in einer Seeurne im Meer zu Wasser gelassen wird.

Noch relativ neu ist die Möglichkeit, seine letzte Ruhestätte in einem Friedweinberg zu finden. Der erste in Deutschland befindet sich in Bad Neuenahr-Ahrweiler und wurde im Juni dieses Jahres ökumenisch eingesegnet.
Auch die Gemeinde Enkirch (1450 Einwohner) denkt jetzt über einen Friedweinberg nach. Ortsbürgermeister Roland Bender: "Bürger aus der Gemeinde haben mich darauf angesprochen. Grundsätzlich finde ich die Idee gut."
Am Montagabend hat sich der Gemeinderat erstmals mit dem Thema befasst. Er will sich nun, voraussichtlich im Frühjahr 2018, die Anlage in Bad Neuenahr-Ahrweiler anschauen.

Entscheidet sich Enkirch für einen Friedweinberg, würden auf dem Friedhof, wo es normale Reihengräber, ein Urnenfeld und Wiesengräber gibt, in mehreren Reihen rund 60 Reben gepflanzt. Vor jeder Rebe könnte dann eine Urne in die Erde versenkt werden. Und was macht man mit den Trauben? Werden sie zu Wein verarbeitet? "Nein", sagt Bender, "wir werden eine Sorte nehmen, die nicht gespritzt werden muss und deren Trauben kaum genießbar sind. Sie kommen später auf den Kompost."

Angrenzend an den Friedweinberg soll dann auch eine Ruhelaube mit mehreren Sitzbänken aufgestellt werden.
Etwas mehr Pflege als zum Beispiel eine Wiese mit Urnengräbern braucht ein Friedweinberg schon. Die Reben müssen im Winter geschnitten und im Sommer müssen die Triebe am Pfahl angebunden und später gekürzt werden. Bender: "Das dürfte allerdings für die Gemeindearbeiter kein Problem sein."

In Enkirch werden im Schnitt der Jahre etwa 15 Bestattungen vorgenommen. Waren in früheren Jahren fast ausschließlich Erdbestattungen üblich, so hat sich dies inzwischen geändert. Immer mehr Menschen wünschen sich auch in dem Moselort eine Urnenbestattung oder ein Wiesengrab.Extra: STATISTIK FÜR BESTATTUNGSARTEN

Nach Angaben des Bundesverbandes Deutscher Bestatter sind in Deutschland derzeit 45,5 Prozent Erdbestattungen; 54,5 Prozent Feuerbestattungen, darunter sind etwa 2,5 Prozent Seebestattungen und fünf Prozent anonyme Bestattungen.

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