Beten – aber wie?

Viele zweifeln oder leiden gar darunter, dass Gott sie bei ihrem Gebet nicht erhört oder dass er nicht hilft. Angesichts all der Not und Unglücke, die die Medien uns täglich vor Augen führen, kann man das auch gut verstehen.

Hilfreich für mich ist die Antwort, die der bekannte Schriftsteller Anselm Grün gibt, für den Beten nicht in erster Linie Bitten oder Danken ist, sondern ein "Sich-Ausstrecken nach Gott, ein Sich-Sehnen nach ihm, der unser Herz mit seiner Liebe und seinem Geist erfüllen kann". Und so rät er dem modernen Menschen, sich still hinzusetzen, die Hand aufs Herz zu legen und zu spüren, was da in ihm hochsteigt. Da braucht es keine großen Worte, Formeln oder Lehrsätze, sondern nur ein ehrliches und aufrichtiges Herz. Wie einfach und überzeugend Beten sein kann, soll folgende Geschichte zeigen. Ein Bischof besuchte eine Insel in seinem Missionsgebiet, um sich vom Glaubensstand seiner Bewohner zu überzeugen. Er traf drei Fischer bei der Arbeit und fragte sie, ob und was sie beten könnten. Die drei Männer antworteten: "Wir können nur ein Gebet. Wir sagen immer: Wir sind drei, du bist drei, sei uns gnädig!" Das war dem Bischof viel zu wenig, und er verbrachte den ganzen Tag damit, ihnen einige Gebete und das Glaubensbekenntnis beizubringen und kehrte zufrieden zurück. Monate später war er in der Nähe der Insel und wollte sich von seinem Erfolg überzeugen. Als das Schiff stoppte, kamen drei Gestalten heran, die riefen: "Bischof, wir sind so froh, dass wir dich sehen; leider haben wir all deine schönen Gebete vergessen!" Nachdenklich sagte der Bischof zu ihnen: "Geht ruhig nach Hause und betet weiter wie bisher; denn Gott scheint es mehr zu gefallen als meine Gebete." Übrigens: Ein altes Gebet aus der Ostkirche, das auch Herzensgebet genannt wird, lautet: "Herr Jesus Christus, Sohn des lebendigen Gottes, erbarme dich unser." Paul Plehacz Manderscheid

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