Bewegung tut gut

BERNKASTEL-KUES. (red) Über Schmerzen im Rücken hat schon fast jeder einmal geklagt. Welche Ursachen sie haben können und was man dagegen tun kann, darum ging es bei einem Arzt-Patienten-Seminar mit rund 300 Teilnehmern in Bernkastel-Kues.

"Rückenschmerz" allein ist keine Diagnose, sagte Orthopäde Dr. Martin Quarz, der den ersten Vortrag an diesem Tag hielt. Die Schmerzen könnten Symptome vieler verschiedener Erkrankungen sein, erklärte der leitende Arzt der Klinik Bernkastel-Kues im Median Reha-Zentrum. Es gibt viele Ursachen von Rückenschmerzen, zum Beispiel eine Fehlhaltung des Körpers, ein Bandscheibenvorfall, Osteoporose oder die Blockierung von Wirbeln. Die Schmerzen beeinträchtigen, besonders wenn sie chronisch werden, deutlich die Lebensqualität der Betroffenen. Wichtig für die Therapie - und damit für den Verlauf der Erkrankung - ist es, möglichst frühzeitig die richtige Diagnose zu stellen. Eine Hauptursache ist mangelnde Bewegung. Aber rheumatische Erkrankungen können ebenfalls Ursache für starke chronische Rückenschmerzen sein. In der Deutschen Rheuma-Liga, die das Arzt-Patienten-Seminar in der Mosellandhalle gemeinsam mit dem Median Reha-Zentrum veranstaltete, nehmen zahlreiche Menschen regelmäßig an Warmwasser- und Trockengymnastik in Rheumagruppen teil. Für chronisch Rheumakranke ist ein solches kontinuierliches Training von großer Bedeutung, damit die erkrankten Gelenke oder Wirbelsäulenabschnitte funktionsfähig bleiben. Bei Rückenschmerzen seien zudem Ausdauersportarten wie Jogging oder Nordic Walking zu empfehlen, erklärte Dr. Quarz, der auch Vizepräsident des Landesverbandes Rheinland-Pfalz der Deutschen Rheuma-Liga ist. Der Landesverband besteht seit 1975; er hat inzwischen mehr als 16 000 Mitglieder in 70 örtlichen Arbeitsgemeinschaften. Die Rheuma-Liga bietet nicht nur das Funktionstraining an, sondern organisiert auch krankheitsspezifische Gesprächskreise, Seminare und zahlreiche andere Veranstaltungen. Die 500 Mitglieder zählende AG Bernkastel-Kues arbeitet seit 20 Jahren vor Ort mit dem Median Reha-Zentrum zusammen. Bei der Behandlung von Rückenschmerzen kann auch der Einsatz von Medikamenten, Wärme- und Kältetherapie und manueller Medizin notwendig sein. In bestimmten Fällen müsse auch operiert werden. Entscheidend beim Umgang mit dem Rückenschmerz bleibe aber die Bewegung. Dies gelte sowohl bei der Behandlung im Rehazentrum, ob in der Einzel- oder Gruppentherapie, als auch im Alltag und in der Freizeit. Nur eines sei sicher keine Bewegungsübung, sagte Dr. Quarz: vor den Problemen wegzulaufen. Über die psychosozialen Aspekte bei Rückenschmerzen sprach Michael Eberstaller, Diplom-Psychologe am Rheumakrankenhaus des Sana Rheumazentrums in Bad Kreuznach. Inwieweit psychische Gründe für die Entstehung von Rückenschmerzen verantwortlich sind, ist unklar. Aber psychologische Faktoren tragen etwa bei depressiven oder ängstlichen Patienten dazu bei, dass Rückenschmerzen chronisch werden. Ziel von psychologischen Rückenschmerz-Programmen sei es, so genannte schmerzinkompatible Verhaltensweisen zu fördern. Dazu zählen vor allem Entspannung, Ablenkung oder auch Stress-Management. Sie sollen dazu beitragen, trotz des Leidens seelisch stabil zu bleiben und sich die Freude am Leben zu erhalten.

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