Bibi ist keine von ihnen

WITTLICH. Die Frauen der Bezirks-Union haben sich auf ihrem Parteitag mit Benjamin Blümchen, Bibi Blocksberg und deren fragwürdigen Vorbildfunktionen auseinander gesetzt. Unabhängig davon wurde die Europaabgeordnete Christa Klaß erneut mit überwältigender Mehrheit zur Vorsitzenden gewählt.

 Christa Klaß freut sich über ihr tolles Wahlergebnis. Foto: Uwe Hentschel

Christa Klaß freut sich über ihr tolles Wahlergebnis. Foto: Uwe Hentschel

Zwei Männer stehen auf dem Programm. Der eine ist der CDU-Bundestagsabgeordnete Peter Rauen, der andere Benjamin Blümchen. Gemeinsamkeiten scheinen beide nicht zu haben, im Gegenteil: Benjamin Blümchen steht im Verdacht, es auf Politiker abgesehen zu haben. Und da Rauen nun mal ein Politiker ist, steht auch er auf der Abschussliste. Doch zunächst ein Blick auf die Anwesenheitsliste: Dort ist Peter Rauen der einzige Mann, begleitet von seiner Ehefrau, mit vier Tischreihen weiblicher Parteikollegen im Nacken. 1406 Mitglieder hat die Frauen Union im Bezirk Trier derzeit, ganze 45 davon haben sich am Freitagabend im Wittlicher Hotel Lindenhof versammelt. Sichtlich enttäuscht über die geringe Nachfrage, zeigt die Bezirksvorsitzende und Europaabgeordnete Christa Klaß dennoch Verständnis. Familie, Beruf und Parteiarbeit seien leider oft schwer zu vereinbaren, sagt sie, deshalb fehle es oft an Motivation, zumal "die Frauen-Union kein Sprungbrett in eine wichtige politische Position ist". Traurig am Beckenrand stehen müssen die anwesenden Frauen, vor allem die Hausfrauen, deshalb aber nicht. Schließlich haben die beiden großen Volksparteien CDU und SPD zum ersten Mal gemeinsam anerkannt, dass der Haushalt auch als Arbeitsstätte anzusehen ist und dort anfallende Handwerkerrechnungen deshalb auch steuerlich absetzbar sein sollen, was Christa Klaß und ihr Vorredner Peter Rauen sehr begrüßen. Hundert Prozent für Christa Klaß

Doch bevor es soweit ist, beschränken sich die Rechnungen an diesem Abend auf das Zusammenzählen der abgegebenen Stimmen. Die Frauen Union wählt ihren neuen Bezirksvorstand, das heißt: Sie bestätigt viel mehr hundertprozentig, dass Christa Klaß diesen Job auch weiterhin machen soll. "Ich bin froh, dass ich ein noch besseres Ergebnis bekommen habe als der neue Vorsitzende der SPD", sagt die Europaabgeordnete. Als Stellvertreterinnen werden Gertrud Hoffranzen (Trier-Saarburg), Karin Plein (Bitburg-Prüm) und Monika Thenot (Trier-Stadt, mit ebenfalls 100 Prozent) gewählt. Peter Rauen ist zu diesem Zeitpunkt schon verschwunden, so dass ihn das, was er im Anschluss an die Bezirkswahl verpasst, auch nicht unnötig aufregen muss. "Benjamin Blümchen - wahlentscheidend!?!" heißt der Vortrag der CDU-Landtagsabgeordneten Elfriede Meurer (Wittlich), die sich mit der aktuellen Studie über Benjamin Blümchen, Bibi Blocksberg und deren umstrittener Wertevermittlung beschäftigt (der TV berichtete). "Wie förder- oder hinderlich sind die Hörspiele für die politische Entwicklung der Kinder?", fragt Meurer, angesichts der Tatsche, dass Benjamin und Bibi in den Geschichten zwar stets für das Gute stehen, sich im Kampf gegen das Böse aber immer mit inkompetenter Staatsgewalt (Polizei) und selbstsüchtiger Politik (der Neustädter Bürgermeister) plagen müssen - was der Frauen Union und dem Rest der politisch Engagierten die Arbeit nicht unbedingt erleichtert. "Was wirklich zählt, sind Vorbilder in Schule und Elternhaus, dagegen kommen Benjamin Blümchen und Bibi Blocksberg nicht an", sagt eine der Anwesenden, und eine andere ergänzt: "Wichtig ist doch, dass wir als Eltern das Politische vorleben. Schließlich können sich die Kinder, wenn sie etwas älter sind, an die Hörspiele doch gar nicht mehr erinnern." Das stimmt. Aber sie können es nachlesen. Denn in Neustadt wohnen ja nicht nur Benjamin Blümchen und Bibi Blocksberg, sondern auch die Reporterin Karla Kolumna. Die schreibt alles auf. Der Bürgermeister ist deshalb übrigens nicht so froh mit ihr.

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