Bierdurst-Löscher in der Weinstadt

TRABEN-TRARBACH. Keine Frage, dass in Traben-Trarbach ein vorzüglicher Wein gemacht wird, doch auch der Bierdurst will gestillt sein. Thilo und Rainer Krempel führen den Getränkegroßhandel, den ihr Großvater Ernst im Jahr 1908 in Trarbach gegründet hat.

In der Schottstraße 9 bis 11 befand sich der Betrieb, den der 1920 geborene Sohn Ernst Krempel junior übernahm. Er hatte in der väterlichen Firma eine kaufmännische Ausbildung gemacht. Dabei unterstützte ihn seine zehn Jahre ältere Schwester Else, die gelernte Buchhalterin war. Ihr Ehemann Fritz Schäfer hatte ein Baugeschäft in der Brückenstraße. Thilo Krempel schwärmt von seiner 1995 verstorbenen Tante, die 50 Jahre im Geschäft mitgearbeitet hat: "Sie war der gute Geist der Firma." Ohne ihren Einsatz und auch ihr Kapital hätte der Betrieb schwierige Zeiten wohl nicht überlebt. Viel hat sich geändert, seit der Großvater seine ersten Kunden belieferte. 1964 siedelte die Firma in die Schottstraße 26, in das ehemalige Weingut Schmoll und Börner, um. Ernst Krempel junior hatte das Anwesen gekauft und ausgebaut. Der mittlerweile 84-Jährige, der seinen Beruf mit Leib und Seele ausübte und erst in den Ruhestand ging, als ihn vor einigen Jahren eine schwere Krankheit dazu zwang, erinnert sich an vergangene Zeiten. Vor dem Krieg und auch in der ersten Zeit danach fuhr stets das Bierauto von Simon-Bräu in der Schottstraße vor. "Mit einer Glocke wurden die Anwohner angelockt, die sich dann das Bier frisch vom Fass in ihre mitgebrachten Krüge zapfen ließen." War deren Bierdurst gestillt, ging die Arbeit für Ernst Krempel los. Er füllte den Gerstensaft in eigene Fässer um, "und anschließend wurde abgeflascht", also in Flaschen abgefüllt. Seine Söhne stiegen in den väterlichen Betrieb ein: Rainer Krempel (56) ist Großhandelskaufmann, ausgebildet wurde er ab 1962 bei seiner Tante Else. Der 16 Jahre jüngere Bruder Thilo erlernte den Beruf des Bürokaufmanns im Weingut Giselher Castendyck. Auch Schwester Claudia und der 1953 geborene Bruder Karl-Ernst, der 1980 tödlich verunglückte, haben im Geschäft mitgearbeitet. "Rainer und ich sind nur selten einer Meinung", sagt Thilo Krempel, und das führt er auf den großen Altersunterschied zurück. "Aber wir ergänzen uns, wenn es darauf ankommt und ziehen dann an einem Strang", erklärt er. So sei es schon beim Vater und bei Tante Else gewesen. "Rainer ist der Logistiker, zuständig für die Kalkulation, ich kümmere mich ums Vertragswesen und die Buchhaltung", sagt der 40-jährige Thilo, der 1995 gemeinsam mit Bruder und Vater eine GmbH gegründet hat und den Vater immer noch respektvoll mit "Chef" anspricht. Urlaub kennen die beiden Brüder nicht: "Wir müssen die Gastronomie das ganze Jahr beliefern." 80 Prozent ihrer Kunden haben sie in Traben-Trarbach. Viele nutzen auch den privaten Abholmarkt; dort werden die Getränke von der Rampe bequem direkt in den Kofferraum verladen. Für den ausgefallenen Bierdurst können Krempels mehr als 100 Sorten besorgen, alkoholfreie Getränke und regionale Biere sind immer vorrätig. Ein Fuhrpark mit Lastwagen, Kühlanhängern und Bier-Ausschankwagen gehört zum Betrieb, der bis zu zehn Arbeitskräften und Aushilfen beschäftigt. Rainer Krempels Sohn Karsten ist 25 und gelernter Drucker. Eine Anstellung hat er noch nicht gefunden, und so gehört er zur vierten Generation, die in der Firma arbeitet. Probleme mit den Winzern kennen die "Bierdurst-Löscher" nicht. "Wir ergänzen uns und haben eine sehr freundschaftliche Zusammenarbeit beiFesten", sagt Thilo Krempel.

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