Biker Beck: "Dopen erlaubt"

BERNKASTEL-WITTLICH/TRIER. Schon am Vorabend lieferten die ersten Regenschauer einen kleinen Vorgeschmack auf das meteorologische Tagesprogramm zum Sonntag. Petrus, der in den vergangenen Jahren noch als begeisterter Radsportler glänzte, präsentierte sich zum 13. Raderlebnistag "Happy Mosel" lange Zeit freundlich. Am Ende jedoch wurde er zum Spielverderber und ließ zeitweise alle Himmelsschleusen weit öffnen.

Früh am Morgen war noch alles bestens. Bei strahlendem Sonnenschein gab Ministerpräsident Kurt Beck im Radleroutfit den Startschuss und beschloss damit die größte Straßensperrung Europas zugunsten der Radfahrer. Befürchtungen, dem Begriff "Schirmherrschaft" könnte eine ganz neue Bedeutung zukommen, trafen (vorerst) nicht ein. Seiner Rolle wurde der Landesvater anschließend gerecht: Auf einer Strecke von mehr als 140 Kilometern war die Moselweinstraße wie gewohnt alleine den Radfahrern, Inlineskatern und Wanderern überlassen. Die Motoren standen still. Auch der rheinland-pfälzische Regierungschef wurde ab Zell in Richtung Senheim zum Biker und konnte sich davon überzeugen, dass nicht nur Radfahren groß geschrieben, sondern überall auch für unterhaltsame Pausen gesorgt wurde. Pfiffige Aktionen und Veranstaltungen für Groß und Klein begeisterten das Publikum. Mit Weinen und kulinarischen Spezialitäten der Region sorgten die Gemeinden und Vereine entlang der Strecke für ein ganz besonderes Raderlebnis – dem Mainzer Ehrengast ganz zur Freude: "Heute ist es ja bekanntlich erlaubt, sich zu dopen. Wir werden das garantiert reichlich tun", versicherte er augenzwinkernd.Bis zu 20 Grad erreichte das Quecksilber im Moseltal, bevor die Sonne am frühen Nachmittag verdrängt wurde und erste Schauer einsetzten. Ab 15 Uhr war mit kräftigen Duschen zu rechnen. Helmut Kaspar, Leiter der Polizeiinspektion Bernkastel-Kues, zog am Nachmittag die erste Bilanz: "Der Tag verlief bisher sehr ruhig. Wir haben weder Unfälle noch Straftaten zu verzeichnen." Zu Verkehrsbehinderungen kam es nicht. Mit 22 Beamten, darunter Motorrad- und Fahrradstreifen, sicherte Kaspar die Strecke im Zuständigkeitsbereich Bernkastel-Kues. Auch Lotte Stüttgen vom Roten Kreuz hatte neben Schürfwunden nichts Ernstes zu melden. Der Notarzt war zur Erleichterung aller bis Redaktionsschluss arbeitslos. Alexander Becht, DRK-Gesamteinsatzleiter, meldete am Abend zehn Einsätze. Bei Trittenheim hatte sich eine Zwölfjährige ein Bein gebrochen, und bei Graach erlitt ein Erwachsener eine Schulterfraktur. Das DRK war mit 110 Kräften ab acht Uhr im Einsatz. Wie in den vergangenen Jahren machten sich die großen Massen spät auf die Strecke. Trotz des nicht perfekten Wetters wurden bis zu 100 000 Aktive zwischen Cochem und Schweich geschätzt.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort