Bilder voller Menschlichkeit

TRABEN-TRARBACH. (G.K.-B.) Eine andere Seite des Traben-Trarbacher Kunsterziehers und Malers Ernst Havenstein (1911-1997) präsentierte Gerd Bayer aus Bausendorf in seinem Vortrag im Mittelmosel-Museum. Bis zum 16. Oktober sind dort noch 49 aquarellierte Zeichnungen zu sehen, die Havensteins poetisches "Mosel-Arkadien" zeigen (der TV berichtete). Einen Kontrast bilden die Werke, die er als Soldat während des Zweiten Weltkriegs schuf.

Als 30-Jähriger musste Havenstein als Panzergrenadier und Fernmelder am Russlandfeldzug teilnehmen. Oftmals war er im Lazarett, ein Jahr in Gefangenschaft, und 1946 kehrte er nach Deutschland zurück. "Seine Kriegsbilder sind sehr expressiv", sagte Bayer, der das Publikum in das umfangreiche Werk des Malers aus diesen Jahren einführte. In seinem ganzen zerstörerischen Ausmaß hat Havenstein das Kriegsgeschehen festgehalten, hoffnungslos blickende Soldaten in ihren schweren Mänteln, junge Männer, die ihren toten Kameraden zu Grabe tragen, den russischen Winter. Doch die Soldaten, die Havenstein darstellt, wirken nicht martialisch, "sondern sind Menschen wie du und ich", so Bayer. Die Russen habe er nicht als Feind betrachtet, "sondern als Historiker mit kalten Augen, der gezeichnet hat, was war". Havenstein habe aber auch interpretiert und zeige sich als großer Erzähler in seinen Werken. Krieg und Alltag der Soldaten, aber auch der russischen Zivilbevölkerung hat der Künstler in seinen zum Teil anrührenden Bildern und Skizzen festgehalten. Der Krieg wird bei ihm nicht heroisiert, sondern in seiner ganzen Unmenschlichkeit dargestellt. Immer wieder staunten die Betrachter über die vielen liebevoll ausgearbeiteten Details in Havensteins Zeichnungen aus Russland, die, so ein Besucher, modern und oft surrealistisch wirken. Man könne kaum glauben, dass es derselbe Künstler war, der diese fast schon fotorealistischen Bilder geschaffen habe und wenige Jahre später die zarten Moselaquarelle. Bayer würdigte Havenstein als "ungewöhnlich vielseitigen Maler". Nur einen Bruchteil seiner Werke habe er in diesem Dia-Vortrag vorstellen können, aber er hoffe, dass die Tochter des Künstlers, Juliane Havenstein-Klein, auch in Zukunft Bilder für Ausstellungen und Vorträge zur Verfügung stellen werde. "Dies ist eine Bereicherung für uns alle, auch für die Stadt Traben-Trarbach", schloss Bayer seinen Vortrag.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort