Biomilch ist auch kein Ausweg

Die Preise für konventionelle Milch sind im Keller, doch auch, wer besser bezahlte Biomilch verkauft, hat zurzeit zu kämpfen: Um Verluste in ihrem Bio-H-Milch-Segment auszugleichen, will die Milch-Union Hocheifel nun auch Bio-Frischmilch anbieten. Die Produktion wird sie allerdings in den kommenden Monaten nicht ausweiten - und daher, obwohl es Anfragen gibt, auch keine neuen Verträge schließen.

Wittlich/Bitburg/Prüm. Im Eifelkreis Bitburg-Prüm leben stattliche 40 000 Milchkühe, im Kreis Bernkastel-Wittlich immerhin noch rund 7000. Zusammen produzieren sie rund 343 100 000 Liter Milch im Jahr. Auch, wenn sich unter einer derart großen Zahl niemand mehr etwas vorstellen kann, wird klar: Die Milchproduktion spielt in der Region eine herausragende Rolle.

Umso erstaunlicher ist es auf den ersten Blick, dass nur sehr wenige der Milchviehbetriebe ökologisch wirtschaften. Die 20 Biomilchbetriebe, die die Milch-Union Hocheifel (Muh) beliefern, liegen allesamt im nordrhein-westfälischen Teil der Eifel. Für ihre Bio-Linie verarbeitet die Muh 15 Millionen Liter Biomilch jährlich.

Hochwald, die andere große Molkerei der Region, produziert keine Biomilch, auch, wenn einzelne Höfe sie damit beliefern.

Dass die Dinge so sind, wie sie sind, hat seine Gründe. "Die Fahrtstrecken wären meist so ungünstig, dass sich das für uns nicht lohnen würde", sagt Wolfgang Rommel, Marketingleiter der Muh. Ihm zufolge gibt es zwar auch in der Region Trier einige Betriebe, die Interesse daran hätten, die Muh mit Biomilch zu beliefern. Doch schreckt die Molkerei zurzeit davor zurück, in diesem Segment langfristige Verträge einzugehen. Zum einen müsse die Biobranche Prognosen zufolge generell mit einem Umsatzrückgang rechnen, weil schlechter verdienende Familien eher zu den günstigeren konventionellen Produkten greifen. Eine Tendenz, die noch dadurch begünstigt werden könnte, dass der Preisunterschied zwischen Bio- und normaler Milch in den vergangenen Monaten durch den drastischen Preisverfall immer größer geworden ist.

Zum anderen hat die Molkerei laut Rommel mit ausländischer Konkurrenz zu kämpfen. So hat erst vor kurzem günstigere österreichische Bio-H-Milch das entsprechende Muh-Produkt aus den Regalen einer großen Supermarktkette vertrieben.

Die Muh will nun versuchen, die daraus resultierenden Verluste auszugleichen, indem sie neben Bio-H-Milch demnächst auch Bio-Frischmilchprodukte anbietet - was Rommel allerdings angesichts der Marktsituation schwierig erscheint. Aus diesem Grund wird die Muh in den kommenden Monaten auch keine neuen Biolandwirte aufnehmen. Und so ist für die vom Preisverfall gebeutelten Milchbauern auch die Umstellung auf Öko kein Ausweg aus der Krise.

Meinung

Die Händler sind gefragt

Schade, dass auch die Herstellung der besser bezahlten Biomilch für die Bauern der Region kein Weg aus der Krise ist. Und schade, dass auch in diesem Bereich der nackte Kapitalismus herrscht. Den Molkereien ist kein Vorwurf zu machen: Es ist verständlich, dass sie keinen Laster losschicken, der täglich enorme Strecken zurücklegt, nur um die Milch von drei versprengt liegenden Biohöfen abzuholen. Dass sich allerdings heimische Geschäfte, selbst wenn es Ketten sind, für die billigere Konkurrenz aus dem Ausland entscheiden, ist schon enttäuschend. Und es ist ganz sicher nicht das, was sich der Kunde wünscht: Denn gerade, wer Bio kauft, guckt auch auf die Kilometer, die ein Produkt zurückgelegt hat. Traurig wäre es nicht, wenn dieser Schuss für die Supermärkte nach hinten losginge. k.hammermann@volksfreund.de

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