Birnen für "Bampelbox"

KLAUSEN. (red) Als Wallfahrtsort ist Klausen weithin bekannt. Doch nicht nur Notsituationen, sondern auch der Ehewunsch unverheirateter Frauen führten und führen die Menschen in die Wallfahrtskirche, wie Walter Braband aus Klausen zu berichten weiß.

Bereits im Jahr 1437 begann mit den Aktivitäten eines jungen Mannes namens Eberhard die Klausen-Wallfahrt, indem er ein geschnitztes Vesperbild der Muttergottes in einen hohlen Baumstamm stellte. Die später von ihm gebaute Eberhardsklause entwickelte sich rasch zu einem viel besuchten Wallfahrtsort, da sich Nachrichten über wundersame Heilungen und Anhörungen durch die Muttergottes zu Klausen schnell verbreiteten. Dies führte dazu, dass die jetzige Wallfahrtskirche bereits im Jahre 1502 erbaut wurde. In der Folgezeit entwickelte sich Klausen mit jährlich weit über 100 000 Wallfahrern zu dem meistbesuchten Marienwallfahrtsort im Bistum Trier und zu einem Zentrum spirituellen christlichen Glaubens. Der Einzugsbereich der Wallfahrer erstreckt sich im Wesentlichen auf Rheinland-Pfalz mit den angrenzenden Bundesländern. Nach den Mitteilungen der Klausener Pfarrer kommen sie aber auch aus Frankreich, Luxemburg, den Niederlanden, Belgien und sogar aus der Schweiz. Die Anliegen der Wallfahrer resultieren seit jeher überwiegend aus Notsituationen. Dabei führte ihr Weg in der Regel zur Gnadenkapelle innerhalb der Wallfahrtskirche. Neben der darüber hinaus bedeutenden reichhaltigen Innenausstattung verdient ein Ausstattungsstück noch besondere Erwähnung, weil zu ihm eine zweite, freilich inoffizielle Wallfahrt ebenfalls seit Jahrhunderten im Gange ist, die allein das weibliche Geschlecht antritt. In der Turmhalle steht an der Südwand der 1,07 mal 2,45 Meter große Grabstein des 1535 verstorbenen Ritters Philipp von Ottenesch, auf dem er in einer Landsknechtstracht abgebildet ist, eine Mode, bei der großen Wert darauf gelegt wurde, die Männlichkeit ihrer Träger detailgetreu zur Geltung zu bringen. Dieser herausgeputzte Ritter ist bekannt unter den Namen "Bampelbox" beziehungsweise "Kommholmich". Jedoch zieht nicht allein der erbauliche Anblick des wohlgeformten Herrn die unverheiratete Damenwelt dorthin. Unschwer lässt sich erahnen, welche Sorte von Fürbitten das Mannsbild im Jenseits einlegen soll: Einen tauglichen Ehemann erflehen die Wallfahrerinnen von diesem Stein. Ähnlichkeiten mit dem stattlichen Ritter wären sicher kein Hindernis. Somit ist - was die Suche eines Freiers anbelangt - irgendwann der "heilige Kommholmich" in Konkurrenz zum Marienbild von Eberhardsklausen getreten. Es handelt sich dabei um eine für das Bistum Trier typische "Volkskanonisation". Das ist - wie der Volkskundler N. Kyll gezeigt hat - eine inoffizielle, vom Volk ausgehende und belebte "Heiligsprechung". Sie steht, so Kyll, teilweise "außerhalb der kirchlich zugelassenen Frömmigkeit". Besonders häufig ist diese auf dem "Gebiet des Liebeszaubers" anzutreffen. Die steinerne Gestalt des "Kommholmich" wird von den Bittstellern - zumindest wenn sie sich unbeobachtet fühlen - berührt, wobei die Finger in die plastisch gearbeiteten Rillen der Pluderhose gelegt werden. Um jedoch bei der Suche nach einem geeigneten Ehegatten möglichst erfolgreich zu sein, war es (oder ist es?) nach den Volksanalen nötig, siebenmal hintereinander nach Eberhardsklausen zu wallfahrten (und dort an der "Bampelbox" zu ziehen). Gleichzeitig musste man "Hutzelbirnen" (eingetrocknete Birnen) mitnehmen, um diese dem "Kommholmich" zu Füßen zu legen. In Anbetracht des heutigen leicht "angegriffenen" Zustandes hat die "Bampelbox" des "Kommholmich" offenbar erfolgreiche Dienste geleistet. Walter Braband, Klausen Wenn auch Sie eine historische Anekdote kennen, den Namen eines Hauses oder einer Straße erklären können oder zu einem historischen Ereignis eine persönliche Geschichte zu erzählen haben, schreiben Sie unter dem Stichwort "Stadtgeschichten" mit Namen, Adresse und Telefonnummer an die E-Mail-Adresse mosel@volksfreund.de. Wichtig ist, dass Ihre Geschichte höchstens 60 Druckzeilen (à 30 Anschläge) umfasst.

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