Bischof St. Nikolaus, Helfer bei Sturmgebraus

Bernkastel-Kues · Der Namenstag des Heiligen Nikolaus wird an der Mosel besonders gefeiert. Um den Bischof von Myra ranken sich unzählige Legenden. Er ist einer der 14 Nothelfer und gilt als vielfältiger Schutzpatron. Zu ihm beteten früher die Schiffer für eine gute Fahrt beim Moselaufwärtsziehen (Treideln) von Lastkähnen.

Bernkastel-Kues. "Der heilge Bischof Nikolaus, das ist ein guter Mann, drum rufen ihn im Sturmgebraus die Schiffer flehend an", so lautet ein Liedtext, der auf die Bedeutung des Schifferheiligen hinweist. Nikolaus wird an der Mosel als Schutzpatron verehrt, der die Menschen vor allen Gefahren auf dem Fluss schützen sollte. Denn als die Mosel noch nicht gestaut war, gab es gefährliche Strömungsverhältnisse aufgrund vieler Engstellen und Stromschnellen, die so manchem Schiffer zum Verhängnis wurden. Früher wurden die Lastkähne noch mit dicken Hanfseilen moselaufwärts getreidelt (von lateinisch "trahere" - ziehen).
Bereits die Kelten und Römer haben auf der Mosel Schiffe getreidelt, entweder durch Menschenkraft oder später durch Ochsen und Pferde. Eine Darstellung vom Treideln zur Römerzeit findet sich auf der berühmten Igeler Säule bei Trier.
Das Treideln war für Mensch und Tier nicht ungefährlich, das Beten zu Nikolaus, dem Schifferpatron allgegenwärtig. Davon zeugt bis heute eine Vielzahl von Nikolausbildstöcken und -kapellen. Die größte Kapelle, die im Bereich eines früheren Nikolaus-Häuschens erbaut wurde, ist das berühmte St.-Nikolaus-Hospital am Kueser Moselufer.
STADT GESCHICHTE(N)


Nikolausbruderschaften und Feste erinnern an die Bedeutung dieses beliebten Volks- und Schutzheiligen. Gemäß einer alten Tradition feiert auch die St.-Nikolaus-Bruderschaft in Bernkastel am Vorabend zum Patronatsfest eine Dankmesse am Nikolaus- Stiftsaltar in der Pfarrkirche St. Michael. Gegründet wurde die Bruderschaft 1338 als erste Zunft in der Stadt, in der sich besonders die Schiffer und Fischer zunftmäßig vereinten. Das Fahren auf dem Wasser barg viele Gefahren, die Lastkähne hatten keinen Eigenantrieb und das Beten zu Nikolaus ersetzte Radar und Echolot. Das Treideln war vor allem gegen den Wind und bergauf nötig.
So mancher versprach beim Bittgebet an St. Nikolaus, eine mastdicke Kerze zu opfern. Nach erfolgreicher Fahrt aber blieb dann zuweilen nur eine kleine als Dank übrig. Die Bernkasteler Bruderschaft aber stiftet in ihrer Dankmesse jedes Jahr aufs neue eine fünf Kilogramm schwere Nikolauskerze. Wurden früher nach der Messe die Armen beschenkt, so verteilt heute der Schifferheilige gesegnetes Nikolausbrot in Fischform an alle Gottesdienstbesucher.
Auch im Weinort Ürzig existiert eine Nikolausbruderschaft, die in diesem Jahr ihr 275-jähriges Bestehen feiert. Im historischen Erdener Fährhäuschen, das der Heimatverein im letzten Jahr aufwendig sanierte, gedachten früher die Halfen genannten Treidler bei ihrer Fahrt in Richtung Ürzig des Schifferheiligen. Weiter moselaufwärts wacht zwischen Kesten und Minheim eine Nikolausstatue auf einem Felsvorsprung am Ufer.
Nahezu 800 Menschen treffen sich am Nikolaustag im ehemaligen Fischerdorf Reinsport, Ortsteil von Piesport, an der Nikolauskapelle. Dort gab es eine Furt, wo der Felsen der "Moselloreley" ins Flussbett ragt.
In Reinsport steht bis heute die Halfenraststätte, wo die Treidelknechte einst die Pferde wechselten. Die Halfen bestanden damals auf dem Bau einer Nikolauskapelle (Baujahr 1616). Noch heute heißt die Straße an der ehemaligen Halfengaststätte Nikolausweg. Mit Verbreitung der Dampfschiffe als Schlepper und später der motorbetriebenen Frachtschiffe begann das Treideln jedoch langsam auszusterben.
Die meisten der ehemaligen Leinpfade sind heute Uferpromenaden, Rad- und Wanderwege. Doch viele alte Bräuche an den Kapellen und Bildstöcken halten die Verehrung des Schifferheiligen lebendig.
Und die steinerne Statue des Heiligen Nikolaus auf dem Minheimer Brückenkopf wacht sicher noch heute über eine gefahrlose Moselfahrt der Binnenschiffer. mbl
Extra

Bernkastel-Kues, 6. Dezember, um 18.30 Uhr: Traditionelle Nikolausmesse in der Bernkasteler Pfarrkirche St. Michael mit Segnung der Opferkerze und Austeilung des Nikolausbrotes; Piesport, 6. Dezember, ab 18 Uhr: Nikolausfest mit Messe in der Reinsporter Nikolauskapelle und anschließendem geselligen Beisammensein, St.Nikolaus kommt von der Moselloreley her im Boot über die Mosel und beschenkt die Kinder, organisiert vom Angelsportverein, der Freiwilligen Feuerwehr, der Winzerkapelle und dem KC Narren Juch-hee; Graach, 5. Dezember, ab 18 Uhr: Nikolausfeier für Groß und Klein am Graacher Bootssteg, auch hier kommt St. Nikolaus über die Mosel und beschenkt die Jüngsten, die Organisation hat der Wassersportclub Graach. mbl

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