"Bittere Wahrheit kommt erst 2006"

KIRCHBERG. (dju) Der Spardruck auf die evangelische Kirche wird größer. Stagnierende Steuereinnahmen, aber auch weiter steigende Ausgaben bedeuten weitere Einschnitte. Dies wurde auch auf einer Kirchmeistertagung des Kirchenkreises Simmern-Trarbach in Kirchberg deutlich.

Die evangelischen Kirchengemeinden auf dem Hunsrück und an der Mosel müssen mit weniger Geld auskommen. Im Schnitt neun Prozent weniger an Haushaltsmitteln stehen ihnen im nächsten Jahr zur Verfügung. Vergleicht man dies mit der Finanzsituation von vor vier Jahren, so sind es im Schnitt über 20 Prozent weniger. Da wird es für manche kleine Gemeinde schon eng, zumal die meisten Sparpotenziale bereits ausgeschöpft sind. Mit rund 4,4 Millionen Euro an Nettosteuereinnahmen rechnet der Kirchenkreis Simmern-Trarbach für das kommende Jahr. Abzüglich der Umlagen an die Landeskirche und für gesamtkirchliche Aufgaben verbleiben rund 3,5 Millionen Euro. 32 Euro pro Gemeindemitglied sind für die kreiskirchliche Umlage vorgesehen, also 1,2 Millionen Euro. Weitere 1,9 Millionen Euro erfordert die Pfarrbesoldung. Aus dem Finanzausgleich der evangelischen Kirche im Rheinland erhält Simmern-Trarbach als finanzschwacher Kirchenkreis 1,2 Millionen Euro. Für 2005 ist dennoch ein Defizit von 183 000 Euro im kreiskirchlichen Haushalt eingeplant. Gerade die Pfarrbesoldung wird für den Kirchenkreis Simmern-Trarbach immer schwieriger. Trotz Pfarrstellenabbau - die Aussiedlerpfarrstelle wurde gestrichen, im nächsten Jahr wird die halbe Stelle in Alterkülz wegfallen, ebenfalls wird Dickenschied halbiert - steigen die Ausgaben in diesem Bereich. Im kommenden Jahr kann die Finanzmisere durch eine einmalige Sonderzahlung vom Kirchenkreis an die Gemeinden nochmal abgefangen werden. Der Kirchenkreis hatte bei der Haushaltsplanung für 2004 mit Steuereinnahmen von rund 3,8 Millionen Euro gerechnet, tatsächlich waren es dann aber 4,5 Millionen. Dadurch erhielt der Kirchenkreis fast 200 000 Euro mehr an Umlagen.Neue Formen der Finanzierung

Geld, das nun an die Gemeinden zurückgezahlt wird, wie die Kreissynode in Ober Kostenz beschloss. "Durch dieses Geld können in vielen Gemeinden die Haushalte noch mal ausgeglichen werden", sagt Pfarrer Christian Hartung (Kirchberg), Vorsitzender des Ausschusses für Finanzen, Planung und Entwicklung im Kirchenkreis, vor den Kirchmeistern, nicht ohne hinzufügen: "Die bittere Wahrheit kommt dann 2006." Dies sieht auch Pfarrer Joachim Lenz (Enkirch), der amtierende Synodalassessor, ähnlich: "2006 wird schlimm, nicht zuletzt durch die nächste Stufe der Steuerreform. Auf die Gemeinden wird ein Problem zukommen." In vielen Gemeinden wird bereits über neue Formen der Finanzierung von Projekten nachgedacht, angefangen über Sponsoring bis hin zu Fördervereinen. Aber auch über ein Kirchgeld wird nachgedacht: "Nur ein Teil der Kirchenmitglieder zahlt auch Kirchensteuer. Vielleicht sind die anderen ja auch bereit, mitzuhelfen", sagt Pfarrer Hartung. Doch trotz aller Probleme wollen die Protestanten auf dem Hunsrück und an der Mosel nichts dramatisieren. "Die Finanzkrise setzt auch Energien frei in den Gemeinden", sagt Hartung. "Vielleicht betrachten wir in einigen Jahren rückblickend diese Zeit auch als Geschenk." Ähnlich so, wie der Horner Pfarrer Florian Schmitz-Kahmen in seinem Gemeindebrief betont: "Auch eine Sparflamme verbreitet Licht."

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