Blumenklau auf dem Friedhof

TRABEN-TRARBACH. Vor dreisten Dieben ist sogar Grabschmuck nicht sicher. In Traben-Trarbach häufen sich die Fälle, in denen Blumen, Gestecke und Kränze von Gräbern gestohlen werden.

Anette Haas vom Blumenfachgeschäft Blumen André in Trarbach muss sich immer öfter Beschwerden anhören. Nicht etwa, weil ihre Blumensträuße und Trockengestecke den Kunden nicht gefallen, vielmehr machen sich Kunden bei ihr Luft über eine besonders dreiste Form von Diebstahl. Immer öfter verschwinden frische Blumensträuße, Schalen oder kunstvoll geflochtene Kränze von Gräbern. 15 Euro für Nelken - und nun sind sie weg

"Stellen Sie sich vor, der schöne Strauß, den ich vorgestern bei Ihnen gekauft habe, ist weg." Die Frau, die gerade ins Geschäft kommt, ist empört. 15 Euro hat sie für die Nelken bezahlt, jetzt stehen die schönen Blumen womöglich irgendwo im Wohnzimmer eines Diebs. Fritz Lindner aus Traben-Trarbach hat auf das Grab seiner Mutter, die vor drei Monaten beerdigt wurde, schon drei frische Sträuße gestellt. Alle drei waren innerhalb weniger Tage verschwunden. Einmal waren es Gerbera, einmal rosa und einmal rote Nelken. "Der Dieb sucht sich ganz gezielt nur die schönsten und teuersten Blumen aus", meint Lindner. Inzwischen hat er die Lust verloren, das Grab seiner Mutter mit Blumen zu schmücken. Lindner vermutet, dass der Dieb oder die Diebin tagsüber den Friedhof auskundschaftet, um dann abends in der Dämmerung, wenn kaum noch Menschen auf dem Friedhof sind, zuzugreifen. Am besten wäre es, wenn man eine Videokamera installieren würde, um dem Täter auf die Schliche zu kommen, meint Lindner, wohl wissend, dass eine solche Überwachung wohl kaum zu realisieren ist. Nicht nur im Sommer werden Blumen gestohlen. Marlene Eisenkrämer legte kurz vor Allerheiligen einen 20 Euro teuren Kranz auf das Grab ihrer Schwester. Eine Woche vor dem ersten Advent war er weg, nur eine einzige Rose steckte noch in der Erde. Betroffen sind beide Traben-Trarbacher Friedhöfe, wobei die Blumendiebe offenbar im gut zugänglichen Trabener Friedhof öfter zuschlagen.Pflanzendiebstahl ist nichts Neues

Pflanzendiebstahl aus städtischen Blumenbeeten ist hingegen nichts Neues, weiß der städtische Gärtner Wilhelm Huthmacher. Jahr für Jahr pflanzt er im Frühjahr rund 3000 Pflänzchen, die er zuvor im Gewächshaus herangezogen hat, in Beete und Kübel. Die Klauerei ist laut Huthmacher nicht mehr so schlimm wie noch vor Jahren, dafür würden aber immer mehr Beete zerstört. In den meisten Fällen seien es Hunde, die, wenn sie von der Leine gelassen würden, die Beete am Moselufer ruinierten. In diesem Jahr musste er schon knapp 100 Pflänzchen nachpflanzen. Ein Rezept gegen Blumendiebstahl kennt Wilhelm Huthmacher ebenso wenig wie Stadtbürgermeisterin Heide Pönnighaus. Man solle halt die Augen offen halten und entsprechende Beobachtungen melden. In München hat man es vor Jahren einmal mit einer Methode versucht, die aber offenbar nur begrenzt Erfolg hatte. Dort strichen die städtischen Gärtner wenige Tage vor Muttertag alle Tulpenstängel im Hofgarten mit Baumwachs ein, um sie vor Dieben zu schützen. Die leimartige Flüssigkeit hinterlässt an Kleidungsstücken Flecken, die nur mit einer chemischen Reinigung zu beseitigen sind.

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