"Boomtown" Schwarzenborn

Die demografische Entwicklung verheißt für ländliche Regionen nichts Gutes. Vielerorts weisen Gemeinderäte kein weiteres Bauland aus, sondern sie versuchen oft genug vergeblich, Leerstände in den Dorfkernen zu beleben. Schwarzenborn jedoch macht beides, und das erfolgreich.

 Das kleine Schwarzenborn bietet seinen derzeit rund 60 Einwohnern eine Idylle und Zuzugswilligen einen Bauplatz. TV-Foto: Angelika Koch

Das kleine Schwarzenborn bietet seinen derzeit rund 60 Einwohnern eine Idylle und Zuzugswilligen einen Bauplatz. TV-Foto: Angelika Koch

Schwarzenborn. (ako) Die nach aktuellem Stand 62-Seelen-Gemeinde zwischen Bitburg und Wittlich verzeichnet seit der Anbindung an die A 60 einen prozentual starken Anstieg der Einwohnerzahl, zudem liegt der Altersdurchschnitt von 43 Jahren deutlich unter dem Landestrend. "Die Arbeitsplätze in den Städten ringsum sind schnell erreichbar, der öffentliche Nahverkehr nach Wittlich funktioniert gut, wir haben Kneipe, Spielplatz und einen nahen Kindergarten im Nachbarort Eisenschmitt", schildert Bürgermeister Jörg Klein die Vorzüge seiner Wahlheimat. Viele der Bewohner des Dorfes seien wie er selbst gut integrierte Zugezogene aus anderen Eifelregionen oder aus Nordrhein-Westfalen, "wir haben eine sehr offene Mentalität im Dorf und für den, der mitmachen will, einen starken Zusammenhalt". Die Pflege des Dorfes ist Gemeinschaftsaufgabe, auch wenn sie nach der Schaffung eines entsprechenden Jobs für die Grundversorgung nun weniger zeitaufwändig für die Freiwilligen ist. Das Zuzugsverhalten sei weiterhin positiv, sagt Klein, innerhalb von zwei Jahren habe es acht Personen mehr gegeben - für den einst nur noch 50 Einwohner zählenden Ort eine immense Steigerungsrate. Die Gemeinde hatte angesichts dieser positiven Entwicklung Baulücken im Ort aufgekauft und innerhalb eines Jahres weiterveräußert. "Mit einem Internetauftritt, dank des schönen Porträts in der SWR-Sendereihe Hierzuland' und vor allem durch gezielte Anschreiben auf Immobiliengesuche in der Zeitung haben wir das geschafft", erläutert Klein die Bemühungen. Weitere noch bestehende Baulücken im Ort seien nicht käuflich, daher habe man frühzeitig im Rahmen der Dorferneuerung ein Entwicklungsgebiet "Im hintersten Garten" mit sieben Grundstücken ausgewiesen, in dem es sogar für Parzellen ohne Baurecht bereits Vorverträge gebe. Um die weitere Ortskernsanierung, insbesondere im Falle der alten Brauerei und des neu zu gestaltenden Dorfangers, wird sich die mehr als 700 Jahre alte Gemeinde bei aller Expansion "Im hintersten Garten" ebenfalls kümmern, betont der Bürgermeister. Das Neubaugebiet nämlich blieb im Gemeinderat nicht ohne Diskussion und Gegenstimme, allem Interesse von potenziellen Neubürgern zum Trotz.

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