Brandserie zehrt an den Nerven

RIVENICH. Die Wehren in Rivenich und Umgebung kommen nicht zur Ruhe. Nachdem es gestern Nachmittag am Hetzerather Berg gebrannt hatte, brach gegen 18.20 Uhr ein Feuer am Hansenberg, Bereich Rivenicher Grillhütte, aus. Und auch am Mittwochmorgen gab es wieder Feuer im Raum Rivenich. Keiner glaubt mehr an Selbstentzündung.

Edwin Kohl sitzt als Zuhörer in der Sitzung des Verbandsgemeinderates Neumagen-Dhron, als der Rufmelder des Feuerwehrmannes piept, eine Sekunde später geht auch der Melder von Willi Herres. Kreisfeuerwehrinspektor Herres und Koch verlassen die Sitzung, denn es brennt wieder - und wieder bei Rivenich. Die Feuerwehr Neumagen-Dhron rückt mit drei Fahrzeugen aus, und auch Herres fährt los.Die Rivenicher Wehr ist nach ihrem Einsatz am Nachmittag noch am Feuerwehrgerätehaus, als es schon wieder brennt - diesmal am Hansenberg im Bereich der Grillhütte. Die Männer fahren sofort wieder raus. Der stellvertretende Wehrführer Oswald Kön ist zu diesem Zeitpunkt mit Revierförster Aloys Meyer an den alten Brandstellen unterwegs, auch sie sind daher schnell am neuen Einsatzort.Ausgebrochen ist das Feuer in einer Weinbergsbrache am Waldrand, dass schnell auch den angrenzenden Privatwald erreicht. Die Brache liegt direkt am Wirtschaftsweg. Der Revierleiter und der Wehrführer haben zuvor einen schwarzen Kombi mit Hamburger Kennzeichen den Weg hinunter fahren sehen. "Dieser schwarze Kombi ist jetzt schon mehrfach vor Bränden gesehen worden", sagt ein Winzer, der gerade Löschwasser aus seinem Güllefass in die Pumpen des Feuerwehrfahrzeuges einspeist. Denn hier oben gibt es keine Hydranten. Winzer und Landwirte pumpen ihre Gülle- und Spritzfässer voll und transportieren das Wasser vom Stützpunkt den Berg hoch zur Brandstelle. Auch die Firmen Enders, Wey und Götten stellen ihre großen Tankfahrzeuge zur Verfügung. Fahrzeuge mit 1000 Litern sind ebenso im Einsatz wie solche mit 25 000 Litern. "Dass mit der Wasserversorgung klappt sehr gut und dass die Leute unaufgefordert helfen, ist ihnen hoch anzurechnen", sagt Oswald Kön. Wenn es hart auf hart komme, stehe man zusammen. Das versichert auch Rivenichs Ortsbürgermeister Günter Thul. "Das ist das Schöne in den Dörfern, man kann auf die Leute zählen", lobt Thul den Einsatz von Wehrleuten, Winzern, Landwirten und Firmen. Mittlerweile haben die Wehrleute das Feuer im Griff. Die Anspannung lässt etwas nach. Der Rivenicher Feuerwehrmann, der die ganze Zeit die verkohlte Brachfläche nachgelöscht hat, kann endlich seine Stiefel ausziehen. "Man schwitzt wie ein Tier ", sagt er und gießt zum Beweis Schwitzwasser aus dem Stiefel. Mittlerweile gibt es auch was zu trinken, Sprudelkisten werden gebracht und die erschöpften Brandbekämpfer können schon mal den gröbsten Durst löschen. Andere sind noch im Wald im Einsatz und befeuchten die Brandfläche."Brandstiftung ist nicht auszuschließen"

Das Gefährliche ist, dass oberhalb des Laubwaldes ein Kiefernbestand beginnt. "Kiefern- und Fichten brennen schneller als Laubwald, und dann wird‘s kritisch", so Kreisfeuerwehrinspektor Herres. Obwohl es sehr trocken sei, brenne der Laubwald nicht so schnell wie Nadelwald, bestätigt auch Revierleiter Aloys Meyer. Die Wehrleute haben den Brand gut eingedämmt, so Herres, der hier nur Beobachter ist. Einsatzleiter ist Jürgen Ensch, Wehrführer der Verbandsgemeinde Wittlich-Land. "Insgesamt sind etwa 50 Wehrmänner aus Rivenich, Hetzerath, Salmtal, Esch, Klausen, Piesport und Neumagen-Dhron im Einsatz", erklärt Ensch. Die Wehrmänner und zwei Brandschützerinnen können aber noch lange nicht abrücken. Der Bereich wird großflächig feucht gehalten. Das Feuer könnte bei der extremen Trockenheit schnell wieder entfachen. Die Männer, die nicht mit Lösch- und Nachlöscharbeiten beschäftigt sind, machen sich Gedanken über den schwarzen Kombi und mögliche Brandstifter. Dass das nicht mit rechten Dingen zugeht, da sind sich alle sicher.Über die Gerüchte über den schwarzen PKW ist auch die Polizeiinspektion Wittlich informiert."Brandstiftung ist nicht auszuschließen. Es ist verdächtig, dass manche Feuer nahezu zeitgleich ausbrachen", ist von den Polizei zu erfahren. Sie wird vermehrt Streife fahren und allen Hinweisen nachgehen. Am Hansenberg haben die Helfer bis 21.45 Uhr alles abgewickelt, wie Oswald Kön berichtet. Doch damit ist für einige der Einsatz am Dienstagabend noch nicht beendet. Einsatzleiter Ensch hatte nämlich einen Brandsicherheitwachdienst angeordnet. Im Zwei-Stunden-Rhythmus haben Männer die Brandstellen mit Privat-PKW abgefahren bis Mitwochmorgen 6 Uhr. Kön hatte noch um 1 Uhr in der Nacht Wehrführer Lothar Follmann informiert, der in Holland im Urlaub ist. "Der hat jetzt keine Ruhe mehr", versichern die Rivenicher. Nachdem die Nacht ruhig verlaufen war, hofft Oswald Kön noch am Mittwochvormittag, dass nichts weiter passieren möge.Doch leider vergebens. Die Rivenicher hatten gerade wieder die Fässer gefüllt, als es am Fuchsberg beim Steinbruch wieder brennt. Revierleiter Meyer schätzt, dass mittlerweile fünf bis sechs Hektar mit Hecken, Wiesen, Wald und Brachland verbrannt sind. Auch das war nicht der letzte Brand: Gegen 14 Uhr wird abermals ein Feuer gemeldet.

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