Brot und Wein

Die am 22. August eröffnete Ausstellung "Brot und Wein" im ehemaligen Jugendheim am Pfarrhaus in Reil läuft noch bis zum 4. Oktober. Bislang haben sich mehr als 500 Besucher die beeindruckende Schau angesehen.

 Diese, mit lebensgroßen Puppen gestaltete Tischszene, ist Teil der Ausstellung „Brot und Wein“. Sie weckt beim 80-jährigen Wilhelm Müller aus Reil Erinnerungen an die Lebens- und Arbeitswelt der „guten, alten Zeit“. TV-Foto: Winfried Simon

Diese, mit lebensgroßen Puppen gestaltete Tischszene, ist Teil der Ausstellung „Brot und Wein“. Sie weckt beim 80-jährigen Wilhelm Müller aus Reil Erinnerungen an die Lebens- und Arbeitswelt der „guten, alten Zeit“. TV-Foto: Winfried Simon

Reil. Vieles war anders in früheren Zeiten. Die Arbeit war beschwerlicher, das Leben weniger luxuriös, aber dafür weniger hektisch, vielleicht etwas menschlicher. Die Ausstellung "Brot und Wein" im Reiler Pfarrhaus gibt einen guten Eindruck von der Lebens- und Arbeitswelt der Winzer vom Beginn des vergangenen Jahrhunderts bis zu den Nachkriegsjahren.

Über 500 Besucher wurden bislang gezählt, unter ihnen natürlich viele Reiler, die auf einigen Bildern ihre Vorfahren wiedererkannten. Auch Wilhelm Müller hat sich die Schau genau angesehen. Gefragt nach den größten Unterschieden zu früher, antwortet der 80-Jährige: "Damals fuhr vielleicht ein Auto durchs Dorf, heute sind es hundert. Damals wurde auf dem Herd gekocht, heute elektrisch."

Und Müller erinnert sich an die Zeiten, als die Menschen sich fast vollständig selbst versorgten. Fast jeder im Dorf war Winzer und hatte nebenbei noch Felder, Schweine und Kühe. Müller: "Früher haben die Menschen im Dorf zu 80 Prozent vom Eigenanbau gelebt, heute geht man einkaufen."

Die Ausstellung "Brot und Wein" ist aber mehr als nur ein Blick in die Vergangenheit. In dem Begleitheft zur Schau, das zum Preis von 5,50 Euro erworben werden kann, heißt es: "Sie zeigt die Lebensverhältnisse in Reil und geht ein auf den allgemein kultur- und religionsgeschichtlichen Deutungsrahmen von Brot und Wein."

Die in Reil geborene Künstlerin Dorothee Herrmann setzt sich künstlerisch mit dem Thema "Brot und Wein" auseinander. Sie hat unter anderem Gefäße, eines aus zusammengenähten Tonscherben, ein anderes von Rebenholz zusammengehalten, geschaffen. Der Ausstellungsmacher Markus Berberich hat eine plastische Tischszene gefertigt. Sie stellt in chronologischer Reihenfolge einen Reiler Pastor (1900), ein Hochzeitspaar (1930), eine Kriegerwitwe mit vier Kindern (1947) und eine Winzerin mit Fremdenpension (1963) dar.

Der Eintritt zur Ausstellung ist frei



Berberich lässt sie über Ess- und Trinkgewohnheiten im Reiler Dialekt zu Wort kommen. Lesenswert ist ferner der Beitrag der in Reil lebenden Theologin Gerhild Conrad über die kulturhistorische Interpretation von Brot und Wein. Am Ende heißt es: "Die Würde, die Brot und Wein in der Religion genießen, sollte den Menschen Verpflichtung sein, mit diesen Gaben der Natur pfleglich umzugehen, im Anbau, in der Herstellung und im Genuss."

Ein Besuch der von Eleonore Roth, Gerhild Conrad, Artur Greis, Rosemarie Müller-Huesgen, Stefanie Reis, Erwin Schaaf und Irmgard Zimmer konzipierten Ausstellung lohnt sich. Die Ausstellung ist jeweils freitags, samstags und sonntags von 11 bis 16 Uhr geöffnet. Der Eintritt ist frei.

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