Bürger retten das Alfer Freibad vorm Ertrinken

ALF. "Nicht mit uns!" Das sagten sich die Bürger aus Alf und den umliegenden Moselorten, als im vergangenen Jahr die Schließung des Freibades Arrastal drohte. Weil die Gemeinde Alf pleite ist und sich die defizitäre Freizeiteinrichtung nicht mehr leisten kann, wurden die Bürger als "Bad-Retter" aktiv. Sie gründeten einen Förderverein, der die Anlage 2004 sogar in Eigenregie übernehmen will.

 Sie sorgten dafür, dass das Alfer Freibad auch im kommenden Jahr geöffnet wird: Die Mitglieder des Fördervereins kümmern sich um den Betrieb der beliebten Freizeiteinrichtung.Foto: Jens Weber

Sie sorgten dafür, dass das Alfer Freibad auch im kommenden Jahr geöffnet wird: Die Mitglieder des Fördervereins kümmern sich um den Betrieb der beliebten Freizeiteinrichtung.Foto: Jens Weber

"Wir sind doch mit dem Bad groß geworden. Wo sollen denn unsere Kinder spielen?" Viele Bürgerinnen und Bürger überlief ein Schauder, als die Gemeinde Alf im Frühjahr 2002 die Freibadöffnung für den folgenden Sommer in Frage stellte. Der Moselort nagt wie zahlreiche andere Kommunen landauf, landab am Hungertuch und träumt schon seit langem vergeblich von einem ausgeglichenen Verwaltungshaushalt. Dicker Negativposten: das Freibad mit einem durchschnittlichen jährlichen Defizit von 40 000 Euro. Außerdem standen Sanierungen an. Ortsbürgermeisterin Mechtilde Esser: "Wir hatten aber noch nicht einmal mehr Geld, um eine neue Bank zu kaufen." "Wir machen das Bad im Sommer nicht mehr auf", war denn auch der Tenor in einer legendären Ratssitzung im April 2002. Legendär deshalb, weil sie zu einer Protestkundgebung der Bürger wurde. Nicht nur aus Alf, auch aus den Nachbargemeinden kamen Eltern mit ihren Kindern, sogar ganze Schulklassen, um das Ergebnis einer Unterschriftenaktion "pro Freibad" vorzutragen. Doch statt nur zu jammern und von der finanzschwachen Gemeinde Leistungen einzufordern, griffen einige der "Demonstranten" zur Eigeninitiative. Sie machten den Räten einen zukunftsweisenden Vorschlag: "Wir sorgen dafür, dass das Bad rentabler wird." Der Rat ließ sich durch diese Ankündigung umstimmen, bemühte sich anschließend mit Erfolg, die Nachbargemeinden finanziell mit ins Boot zu nehmen und wehrte so in Teamarbeit mit dem neu gegründeten "Förderverein Freibad Arrastal" die Schließung der Freizeitanlage ab. Schon im Sommer 2002 rückten die ersten ehrenamtlichen "Putzkolonnen" im Bad an. Hecken schneiden, Rasen mähen, Becken säubern - für den damals noch festangestellten Schwimmmeister eine Riesenerleichterung. Durch den Erfolg ihrer Arbeit motiviert, reifte bei den Fördervereins-Mitgliedern nach Saisonschluss die Idee: Warum nicht das Freibad ganz in Eigenregie übernehmen? Vorsitzende Marion Stone erinnert sich: "Wir wälzten Bilanzen, brüteten über Kalkulationen. Zum Schlüsselerlebnis aber wurde ein Besuch beim Förderverein in Gemünden/Eifel, der das dortige Bad schon seit Jahren betreibt." So ermutigt, entschied der inzwischen 180-köpfige Bad-Retter-Verein, das Projekt zielstrebig anzugehen und mit den Kommunen in die Vertragsverhandlungen einzutreten. Das Dokument, so hofft Marion Stone, wird im Januar 2004 von allen Beteiligten unterzeichnet.Ehrenamtliche erledigen alles rund ums Bad

Der Sommer 2003 wurde zum vielversprechenden Probelauf. Alf stellte erstmals keinen eigenen Bademeister mehr ein. Die Arbeit teilten sich ein Schwimmmeister aus Zell - eine "Leihgabe" des dortigen Erlebnisbades - und zur Badeaufsicht berechtigte DLRG-Rettungsschwimmer, die der Förderverein eigens ausbilden ließ. Die Ehrenamtlichen erledigten ansonsten alles rund ums Bad. Krankenschwestern, Hausfrauen, Polizisten griffen zum Spachtel, wenn's was auszubessern galt, verkauften Karten, entsorgten Müll, schrubbten Toiletten, leisteten insgesamt Tausende von unentgeltlichen Arbeitsstunden. Das Resultat ist bemerkenswert. Nicht nur dank des Superwetters können sich die Bilanzen des Freibades erstmals in dessen 22-jähriger Geschichte sehen lassen. Ortsbürgermeisterin Esser atmet erleichtert auf: "Mein größtes Sorgenkind ist jetzt offenbar in guten Händen." Damit für den neuen Trägerverein das finanzielle Risiko nicht zu groß wird, greifen ihm die Kommunen stützend unter die Arme. Neben Alf wollen sich wie schon in diesem Jahr auch zukünftig die Moselgemeinden Neef, St. Aldegund, Bullay und Pünderich sowie die Stadt und VG Zell mit einem jährlichen Festbetrag an den Kosten fürs Freibad beteiligen. In Briedel steht ein entsprechender Ratsbeschluss bislang noch aus.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort