Bundestrainer auf Zimmersuche

WITTLICH. 195 Ehrenamtliche sorgten für einen professionellen Ablauf, und Wittlich stand für ein Wochenende im Zentrum des (Handball)-Interesses: Der "Stelioplast"-Cup kann für die Veranstalter als voller Erfolg gewertet werden.

"Hier ist es doch genauso schön wie zu Hause. Da kommen wir doch gerne immer wieder." Mit strahlenden Augen berichtet Helfried Müller von Wittlich. Der Co-Trainer des deutschen Frauen-Handball-Meisters 1. FC Nürnberg war mit seinem Team zum dritten Mal beim "Stelioplast"-Cup in Wittlich und voll des Lobes - obwohl sein Team im Finale eine Abreibung vom dänischen Spitzenklub Viborg erhielt. "Besser umsorgt wird man nirgendwo", spricht Müller auf Hotelübernachtung sowie die Betreuung während der Spiele an. Obstkörbe, Kühlschränke mit Joghurt und Ähnliches standen allen Mannschaften zur Verfügung. Alle kamen, nur das Fernsehen nicht

Damit dies alles reibungslos über die Bühne ging, dafür sorgten 195 Vereinsmitglieder, vom Jüngsten als Wischer bis zum Ältesten, der beim Zeltaufbau oder am Bierstand half - alle waren einheitlich in orangefarbenen T-Shirts gekleidet. "Was die HSG Wittlich hier auf die Beine gestellt hat, ist sensationell. Man muss sich nur umschauen, was hier alles orange trägt, und man sieht, wie viele Menschen sich für das Turnier engagieren", war auch Wolfgang Reckenthäler, Trainer der Trierer "Miezen", begeistert. Doch nicht nur die Mannschaften durften sich freuen: Durch das Turnier waren alle Hotelbetten in Wittlich belegt. Die Teams waren im Lindenhof und im Wittlicher Hof untergebracht, hinzu kamen viele Fans - vor allem aus Leipzig und Nürnberg -, die übers Wochenende blieben. Ein Leidtragender war Frauen-Handball-Bundestrainer Armin Emrich: Er fand in Wittlich kein Zimmer mehr und übernachtete in Bruch. "Einige Urlauber aus Sachsen oder Franken, die sich für Handball interessieren, hatten erst hier vom Turnier erfahren und ihren Urlaub verlängert", sagt Axel Weinand, Geschäftsführer der HSG Wittlich. Und der Chef-Organisator des Turniers durfte sich gleich nach der Siegerehrung freuen: Alle Mannschaften, die 2005 den "Stelioplast"-Cup zum best besetzten deutschen Frauen-Handball-Turnier machten, wollen auch 2006 wieder in Wittlich antreten. Zudem signalisierte Namensgeber "Stelioplast" eine weitere Zusammenarbeit. "Hypo Niederösterreich hat sich für sein schlechtes Abschneiden als Letzter entschuldigt und gleich angekündigt, 2006 den Pokal gewinnen zu wollen", sagt Weinand, der auch viel Lob vom Turniersieger Viborg erhielt: "Die Dänen waren total begeistert." Wie gut den Spielerinnen auch einheimische Produkte schmecken, zeigte sich, als die Mannschaft kistenweise "sonniges" Bier einer Brauerei aus Bitburg mit in den Bus für die Heimreise schleppte. Apropos Dänemark: Bei unseren nordischen Nachbarn ist Frauen-Handball mit Männer-Fußball die Sportart Nummer eins. So verwunderte es die HSG-Verantwortlichen nicht, dass während des Turniers die Abrufzahlen der Vereins-Homepage nach oben schnellten - vor allem dank Dänen. Und Viborgs Trainer musste gleich nach Turnierschluss Telefon-Interviews mit dänischen Zeitungen geben. "Wir werden 2006 dort noch mehr für das Turnier werben, schließlich kommen ja auch viele dänische Touristen an die Mosel", erhofft sich Weinand eine weitere Steigerung der Besucherzahlen. Am Samstag und Sonntag strömten 1500 Fans in die BBS-Halle - viel mehr geht allerdings kaum noch. Aber nicht nur die dänischen Medien brachten Wittlich groß heraus: Nürnberger und Leipziger Zeitungen berichteten am Montag über das Turnier, zudem waren Vertreter der Fachzeitschriften "Handball-Magazin" und "Handball-Woche" sowie des Internet-Anbieters "Handball-World.com" vor Ort. Erstmals vermeldeten auch die Nachrichtenagenturen DPA und SID die Turnierergebnisse. Das Medienecho war also hervorragend, wenn da nicht das Fernsehen wäre: Schon mehrfach hatte die HSG beim SWR angefragt, ob aufgrund der Bedeutung des Turniers nicht einmal ein Beitrag in der Sonntags-Sportsendung "Flutlicht" möglich wäre. Doch auch 2005 wurde die Anfrage negativ beschieden. "Schade eigentlich, denn diese Veranstaltung hätte einen Fernsehbericht verdient gehabt", meinte Bundestrainer Armin Emrich. Er war - neben einer Heerschar regionaler Politgrößen - nur der zweitwichtigste Stargast beim "Stelioplast"- Cup: Selbst der oberste deutsche Sportfunktionär Klaus Steinbach, der Boss des Nationalen Olympischen Komitees, besuchte das Turnier - vornehmlich, um seine Tochter, die bei den "Miezen" spielt, zu sehen.

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