Bundesverband Selbsthilfe: "Bähnchen ist diskriminierend"

Bernkastel-Kues · In der Diskussion darum, wie weit die Touristen-Bahn in Bernkastel-Kues behindertengerecht ist, meldet sich nun der Presse-Sprecher des Bundesverbandes Selbsthilfe Körperbehinderter zu Wort. Er empfindet den Umstand, dass die Wagen keine Rollstuhlfahrerrampe haben, als diskriminierend.

Bernkastel-Kues. Schon seit 20 Jahren gibt es in Bernkastel-Kues eine Touristenbahn. Wie auch in anderen Städten, so zum Beispiel in Trier, zieht ein in der Gestaltung einer Lokomotive nachempfundenes Fahrzeug mehrere Wagen, von denen aus Touristen die Sehenswürdigkeiten anschauen können. Am vergangenen Samstag hatte nun das dritte Modell seine Jungfernfahrt, es verfügt unter anderem über einen verbesserten Wetterschutz.
Was es aber nicht hat, ist eine Rampe zur Aufnahme von Rollstuhlfahrern. Solche Touristenbahnen sind bislang nicht am Markt verfügbar.
Darüber hatten sich Mitglieder des Bundesverbandes Selbsthilfe Körperbehinderter bereits vor Ort am vergangenen Samstag beschwert (TV vom 15. April).
Inzwischen hat sich Peter Reichert, Pressesprecher des Bundesverbandes in Krautheim, an den TV gewendet.
"Frage des Anstands"


Er ist der Auffassung, dass der Betreiber des Bähnchens nur dann eine Genehmigung hätte erhalten dürfen, wenn von vornherein seitens der Stadt bei der Ausschreibung "Barrierefreiheit", "also eine Nutzbarkeit für alle Menschen", als Voraussetzung kommuniziert worden wäre.
Ungeachtet der gesetzlichen Vorgaben sei es, so Reichert weiter, eine "Frage des Anstands, der Achtung und der sozialen Verantwortung", bei solchen Projekten von vorne herein an betroffene Menschen zu denken.
Reichert sagt: "So wie das Bähnle jetzt in Betrieb genommen wurde, ist es für Menschen mit Körperbehinderung eine Diskriminierung!"
Rolf Tödtmann, Geschäftsführer der Moselbahn, entgegnet: "Da wird auf den Falschen gezeigt. Die Daseinsvorsorge beim Öffentlichen Personennahverkehr und die rechtlichen Vorschriften sind eine politische Aufgabe. Das hat mit einem touristischen Angebot nichts zu tun." Eine Herrichtung der Bahn für Rollstuhlfahrer müsse auf die Preise umgelegt werden. Das sei aber ohne Zuschüsse aus der Politik nicht bezahlbar. Reichert: "Die Frage ist: Wer bezahlt das, wer setzt das politisch durch?"
Jörg Lautwein von der Tourist-Info in Bernkastel-Kues versichert: "Wir versuchen, alles umzusetzen, was machbar ist. Und wir versuchen auch, auf private Investoren Einfluss zu nehmen, damit sie der Barrierefreiheit Rechnung tragen." hpl

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort