Bunter Schlips und rote Rosen

Bernkastel-Kues · Die Posten bei der Beigeordnetenwahl waren schon vorher verteilt. Einige Fraktionen im Stadtrat Bernkastel-Kues monierten ihre Chancenlosigkeit. Auch das Wort "Seilschaften" fiel. Die CDU/FDP-Fraktion wies die Vorwürfe zurück.

Bernkastel-Kues. Die geheime Wahl der drei Beigeordneten der Stadt Bernkastel-Kues ist ohne Überraschung verlaufen. Wolfgang Pastor (CDU), Alfred Port (FDP) und Heinz Eckstein (CDU) werden bestätigt. Gegenkandidaten gibt es keine. Lediglich das Ergebnis von Alfred Port (elfmal Ja, neunmal Nein) überrascht. Zumindest ein Mitglied der CDU/FDP hat ihm in der konstituierenden Sitzung des Stadtrates seine Stimme versagt.
Keine Frau als Beigeordnete


Alles klar also? Nein. Einige Ratsmitglieder wollen etwas dazu sagen. Annelie Servatius (Unabhängige Bürgerunion) macht es bewusst erst nach den Urnengängen. Natürlich hätte es der UBU frei gestanden, einen eigenen Kandidaten zu nominieren. "Doch er wäre chancenlos und würde nur den Eindruck einer wirklichen Wahlmöglichkeit suggerieren. Die besteht aber nicht", sagt sie.
Die CDU habe zwar nach der Wahl mit allen Fraktionen Kontakt aufgenommen, um über eine eventuelle Koalition zu sprechen. Diese Kontaktaufnahme sei aber nicht ernst gemeint gewesen. "Es war von Beginn an klar, dass man die gewohnten Seilschaften weiter pflegen wollte". Bedauerlich sei auch, dass keine Frau der Beigeordnetenriege angehöre.
Ähnlich argumentiert Brigitte Walser-Lieser (SPD). Die SPD habe niemanden vorgeschlagen, weil der Kandidat chancenlos gewesen wäre. "Wir haben nie angenommen, dass alle in eine Waagschale geworfen werden", sagt sie.
"Das Wort Seilschaften gefällt mir nicht. Wir arbeiten im Rat zusammen", antwortet Robert Wies (FDP). Es sei jeder Fraktion freigestellt, einen Gegenkandidaten zu stellen. Bei einer geheimen Wahl wisse man nie, wie sie ausgeht. Bestes Beispiel sei das knappe Ergebnis für seinen Fraktionskollegen Alfred Port. Die Wahl sei geheim und somit fair verlaufen.
Die Gespräche mit den anderen Fraktionen seien ernst gemeint gewesen, sagt Marc Spaniol (CDU). Alle sollten eingebunden werden. Es habe aber kein Zerwürfnis zwischen CDU und FDP gegeben und damit auch keinen Grund für eine andere Koalition.
Mit roten Rosen für die Damen verpflichtet der alte und neue Stadtbürgermeister Wolfgang Port (CDU) die Ratsmitglieder. "Für die Herren gibt es nur einen kräftigen Händedruck", sagt er. "Ich sehe mich als überparteilich. Deshalb habe ich eine sehr bunte Krawatte an", betont das 60 Jahre alte Stadtoberhaupt, das in seine vierte Amtszeit geht.
Viel Arbeit für neuen Rat


An der Wahl der Beigeordneten darf er nicht teilnehmen. "Der Bürgermeister kann sie sich nicht selbst aussuchen", sagt er. Die Reaktion zeigt, dass der lustig gemeinte Satz nicht bei allen gut ankommt. "Jetzt geht die Gaukelei gleich am Anfang los", bemerkt Lothar Marmann.
Port ficht das nicht an. Er sei stolz auf den Frauenanteil im Rat und darauf, dass drei Fraktionen von Frauen geführt werden (siehe Extra), betont er.
Auf den neuen Rat warte viel Arbeit: Er zählt die wichtigsten Projekte auf: die Umgestaltung der Burg Landshut, das Baugebiet Lieschberg, die Umgestaltung des Moselvorgeländes (großer Parkplatz) im Stadtteil Bernkastel, den Umbau der Kindertagesstätte in Wehlen, den Generationenpark in Andel und die Umstellung des Stadtteiles Bernkastel auf Gasversorgung.Extra

Bei der Stadtratswahl am 25. Mai hat die CDU ihre Position als stärkste Partei ausgebaut. Sie erhielt 46,24 Prozent und zehn Sitze (bisher neun) im 22-köpfigen Stadtrat. Mit weitem Abstand folgen SPD (14,47 Prozent), Unabhängige Bürgerunion (13,91), Grüne (12,81) und FDP (12,58). Alle verfügen über je drei Sitze. Mit Nachrückerin Susanne Waldkönig (CDU), die in der nächsten Sitzung das Mandat von Stadtbürgermeister Wolfgang Port übernimmt, sitzen zehn Frauen im Rat. Drei Fraktionen werden von Frauen geführt: die SPD von Brigitte Walser-Lieser, die Unabhängige Bürgerunion von Annelie Servatius, die Grünen von Gertrud Weydert. Marc Spaniol steht an der Spitze der CDU, Robert Wies führt die FDP an. Neu im Stadtrat sind: Lothar Künzer, Christina Stöck (beide CDU), Bernd Gelz und Dr. Axel Weber (beide SPD) und Jutta Blatzheim-Roegler (Grüne). Für den Beigeordneten Alfred Port rückt Eric Achtermann nach, für den Beigeordneten Heinz Eckstein Frank Hoffmann. Der Altersdurchschnitt liegt bei 54,5 Jahren. cb

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