Busbegleiter brauchen dickes Fell

TRABEN-TRARBACH. 14 Schülerinnen und Schüler des Traben-Trarbacher Gymnasiums wurden im Frühjahr zu Busbegleitern ausgebildet, um dem Rowdytum in den Schulbussen Einhalt zu gebieten (der TV berichtete). Kurz vor den Sommerferien zogen die Gymnasiasten nun eine erste Bilanz.

 Gedränge vor dem Einsteigen: Busbegleiter müssen manchen "Rowdy" zur Ordnung rufen.Foto: TV-Archiv/Winfried Simon

Gedränge vor dem Einsteigen: Busbegleiter müssen manchen "Rowdy" zur Ordnung rufen.Foto: TV-Archiv/Winfried Simon

Immer wieder beklagten die Busunternehmen hohe Kosten durch mutwillige Zerstörungen, und Rangeleien vor und im Bus stellen eine große Gefahr dar. Busbegleiter sollten hier Abhilfe schaffen. Norbert Bauer, Verkehrserzieher bei der Polizei Zell, hatte die Jugendlichen im Alter von 15 und 16 Jahren in drei Doppelstunden auf ihre Aufgabe vorbereitet. Die zwölf Schülerinnen - Alina, Meike, Anne-Katrin, Sina, Anna, Lena, Lisa, Felicitas, Christina, Carolin, Ann-Kathrin und Lea - sowie die beiden Schüler Paul und Severin waren im März mit großem Engagement an ihre Aufgabe gegangen. Vielfältig sind die Erfahrungen, die sie in den vergangenen Monaten gemacht haben.Aus den fünften bis siebten Klassen kommen die "Übeltäter", die für Unruhe im und vor dem Bus sorgen. Darunter sind Gymnasiasten und Realschüler. "Im Bus hören sie, vor dem Bus nicht", klagt eine Schülerin. Beim Einsteigen gebe es nach wie vor große Probleme. Nicht für jeden sei ein Sitzplatz verfügbar, also entstehe Gedränge.Enttäuschung macht sich bei vielen Schülerinnen über die Fahrer breit, deren Unterstützung den Busbegleitern zugesichert worden war. "Viele wissen überhaupt nicht, dass ein Begleitdienst im Bus ist und kümmern sich gar nicht um uns", sagt eine Schülerin enttäuscht. "Ja, ja, macht ihr mal", das sei die einzige Unterstützung, die sie erhielten. Wenn alle Busfahrer hinter ihnen stünden, würde das "schon was bringen". Von einigen jedoch erhielten sie die notwendige Rückendeckung, während es anderen "total egal" sei. Enttäuschung auch über die Polizei, die zugesagt hatte, einmal im Bus mitzufahren. Die Polizisten hätten sich an der Haltestelle eingefunden, wo es zu Rangeleien unter den Schülern kam, "und dann standen sie da und machten nichts", sagt eine Schülerin."Total blöd" findet eine Schülerin, dass von der Schulleitung "nichts kommt". Es sei viel gesagt und toll geplant worden. Randalierer seien der Schulleitung gemeldet worden, "aber es ist nichts passiert". Schulleiter Heinz Herrmann hatte den Busbegleitern vor Antritt ihres Dienstes entschlossenes Durchgreifen zugesichert. Es müsse konkret eine Sanktion erfolgen. Doch die Schülerinnen und Schüler vermissen bislang die Unterstützung der Schule.Studiendirektor Uwe Sader, zuständig für die Koordination der Busbegleitdienste, merkt an, dass die Aktion eine gewisse Wirkung erzielt habe, die aber nicht so gegriffen habe, wie sich die Schulleitung das gewünscht hätte. "Es mangelt an allen Dreien", räumt er ein, "Schulleitung, Polizei und Busfahrern", und daran müsse noch gearbeitet werden. Mit den von den Busbegleitern gemeldeten Schülern sei geredet worden, aber es sei hier wie bei Prügeleien auf dem Schulhof: Zunächst reagierten die Übeltäter betroffen und wenig später sei alles vergessen.Beleidigungen "übelster Art"

Doch auch Positives gibt es zu vermelden. Auf der Strecke Sohren-Kirchberg gab es nie Probleme beim Einsteigen, berichtet Severin, und jetzt sei die Situation im Bus sogar noch besser geworden. "Ich kann mich echt nicht beschweren. Es schreit höchstens mal einer." In diesem Bus gibt es für jeden Schüler allerdings auch einen Sitzplatz. Eine Schülerin berichtet, dass die Schüler auf der Strecke Irmenach-Lötzbeuren sie zwar auslachten, aber dennoch Respekt vor ihr hätten und ihren Anweisungen folgten.Die übrigen Busbegleiterinnen und Begleiter haben sich ein dickes Fell zulegen müssen. Ihre Appelle und Drohungen nutzten nichts, verbale Angriffe und Beleidigungen "übelster Art" mussten sie einstecken. Sogar eine Mutter vergriff sich da im Ton und schrie eine junge Busbegleiterin an, die den prügelnden Sohn der Schulleitung gemeldet hatte. "Sie hat den Jungen verteidigt, ihr Sohn mache so was nicht", sagt die Schülerin. Mit Eintritt in die zehnte Klasse und dem veränderten Stundenplan werden im neuen Schuljahr nicht mehr alle 14 Busbegleiter ihren Dienst versehen können, doch weiterer Nachwuchs soll ausgebildet werden.

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