Busfahrt mit Nachwehen

WITTLICH. War der Bus, mit dem die 36 Mitglieder des Gartenbauvereins Wittlich am Wochenende nach Fulda gefahren sind, wirklich verkehrssicher? Der Busunternehmer sagt Ja, die Mitfahrer behaupten Nein. Bei einem Stopp wurde festgestellt, dass die hinteren Bremsen komplett kaputt waren (der TV berichtete).

Lediglich "geringe Mängel" weist der Bericht über die jährliche Hauptuntersuchung (HU) des Busses auf. Die HU hatte die Dekra am 12. Mai gemacht. In dem Mängelbericht, der dem TV vorliegt, wird festgestellt, dass die Luftfederung "hinten links" undicht, die Bremswirkung der zweiten Achse "leicht ungleich" und die Luftfederbälge "leicht rissig" seien. Der fast sieben Jahre alte Bus bekam dennoch die Prüfplakette: "Eine Wiedervorführung ist nicht erforderlich", heißt es in dem Dekra-Bericht. Glühend heißes Metallteil neben dem Bus

Für Dieter Brussig ist das vollkommen unverständlich. Für den Vorsitzenden des Gartenbauvereins Wittlich war der Bus in einem "schlechten" Zustand: Die Reifen seien abgefahren, in einem sei sogar ein Zentimeter langer Riss gewesen. Festgestellt haben es die 36 Mitglieder des Gartenbauvereins jedoch erst am Ziel in Fulda, wo sie eine Gartenverkaufsausstellung besuchten. "Als wir am zweiten Tag auf dem Parkplatz ausstiegen, stellten wir fest, dass neben dem Bus ein abgeschliffenes, gebogenes Metallteil lag", erinnert sich Brussig. Der Busfahrer hätte es aber nicht aufheben können, weil es so heiß gewesen sei, sagt der Vereinsvorsitzende. Der Geschäftsführer des Bad Bertricher Bus-Unternehmens hatte es zunächst so dargestellt, als habe der Busfahrer bei einer routinemäßigen Kontrolle eine Reifenpanne festgestellt, und später in der Werkstatt sei der Komplett-Ausfall der Bremsen festgestellt worden. Und noch etwas kam den Hobby-Gärtnern seltsam vor: "Aus einem hinteren Reifen zischte es, der verlor Luft", sagt Brussig. Zum Beweis für die abgefahrenen Reifen und das Metallteil legt Brussig Fotos vor, die er in Fulda geschossen hat. Mitreisende wollen angeblich einen Tag zuvor bei der Anreise kurz hinter Koblenz einen Schlag im hinteren Teil des Busses vernommen haben. Ob dieser mit den Beschädigungen am Reifen und der Bremse zusammenhing, ist unklar. Geschäftsführer: "Bus in einwandfreiem Zustand"

Der Busfahrer habe den Reifen nicht auf dem Weg zur Gartenausstellung wechseln können, daher sei er in die Werkstatt gefahren, sagt Brussig. Er kann nicht verstehen, wie drei Wochen nach einer HU derartige Mängel an einem Bus bestehen können. "Da fängt man doch schon an, an solchen Prüfberichten zu zweifeln." "Der Bus war in einem einwandfreien Zustand", kontert der Geschäftsführer des Unternehmens, das sich auf seiner Internetseite als "qualitäts- und sicherheitsorientiert" bezeichnet. Man achte darauf, dass alle eingesetzten Busse verkehrssicher seien, sagt Geschäftsführer Armin Ducouffre. Er kann sich nicht vorstellen, dass innerhalb von drei Wochen nach der Hauptuntersuchung die Reifen tatsächlich so abgefahren gewesen seien, wie es Mitglieder des Gartenbauvereins nun darstellen. Das von Brussig fotografierte Metallteil sei in der Tat ein Stück von der hinteren Bremse gewesen, sagt der Unternehmer. Doch Ducouffre bleibt bei seiner Darstellung, dass wahrscheinlich ein auf der Straße liegendes Metallteil den Schaden verursacht hat. Er habe getan, was er tun könne, um die 36 Mitglieder des Gartenbauvereins wieder sicher nach Wittlich zurückzufahren. Mit einer Einschränkung, die er nun zugeben musste: Nicht er hat einen Ersatzbus für die Fahrt nach Fulda rein und ins Hotel organisiert, sondern Dieter Brussig und seine Frau.

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