Cha Cha Cha und Caipi in Wittlichs Mitte

WITTLICH. Gute Laune mit Freunden teilen: Lecker essen, Getränke und jede Menge Musik lockten zum Altstadtfest in Wittlichs Innenstadt. Trotz schönen Wetters waren die Standbetreiber mit dem Umsatz nicht zufrieden.

 Klasse Atmosphäre und viel mediterraner Charme: Beim Altstadtfest zogen die verschiedensten Formationen durch Neu- und Burgstraße und sorgten für manche heiße Sohle auf dem Pflaster. Leider fanden sie weniger Publikum als in den Vorjahren.Foto: Petra Geisbüsch

Klasse Atmosphäre und viel mediterraner Charme: Beim Altstadtfest zogen die verschiedensten Formationen durch Neu- und Burgstraße und sorgten für manche heiße Sohle auf dem Pflaster. Leider fanden sie weniger Publikum als in den Vorjahren.Foto: Petra Geisbüsch

Es ist so etwas wie die kleine Kirmes der Säubrenner, und es hat echte Anhänger: Beim Wittlicher Straßenfest trifft man alle paar Meter Freunde und Bekannte, was im Gedränge beim Groß-Event im August oft schief geht. Besticht die Säubrennerkirmes mit ihrem Rummel, lockt das Altstadtfest mit mediterraner Atmosphäre und viel Musik. Wer am Wochenende Lust hatte, tanzte zu den Rhythmen einer der zahlreichen Bands, die durch die Gassen zogen. Von deutschen und italienischen Schlagern über karibische Rumba und Samba-Klänge bis zu Karnevalsmusik kam dabei jeder auf seine Kosten. "Das hat sich nicht gelohnt"

Trotz guten Programms hatte die dritte Auflage nach der Wiederbelebung des Altstadtfests aber dennoch einen schweren Stand. Die Fußball-Weltmeisterschaft kann der Grund dafür nicht gewesen sein. Denn in vielen Kneipen und Bistros liefen die Bildschirme heiß. So hätten sich Fußball und Fest einwandfrei verbinden lassen. Um diese Erfahrung zu machen, hätte man schlicht einmal ins Städtchen gehen müssen - aber das taten dieses Jahr doch deutlich weniger Menschen als 2005. Der Mann am Backfischstand auf dem Marktplatz entschied bereits am Samstagabend gegen 23 Uhr: "Das hat sich nicht gelohnt." Er wird nicht wieder kommen. Will Marschall schätzte etwa zur gleichen Uhrzeit den Umsatz auf ein Drittel geringer ein als im Vorjahr. Auch die Türken gleich vor dem Rathaus sprachen von Spaß an der Freud, aber nicht von einem Geschäft. Ihr kulinarisch und logistisch gut durchdachtes Angebot entlockte dem Gast Bewunderung: In zahlreichen Familien standen die Frauen tagelang in den Küchen und backten, kochten und dekorierten türkische Spezialitäten. Auf Abruf wurden die Speisen frisch vorbeigebracht, und das auch noch nach 23 Uhr, wenn sich eine der Schüsseln leerte. Es galt das olympische Motto: "Dabeisein ist alles", sagte das Team aus der Moschee in der Bahnhofstraße und vom Verein Türkisch-Islamische Union Wittlich, die die Gelegenheit nutzten, mit ihrem Stand für mehr Integration zu sorgen. Vereinsvorsitzenden Yilmaz Yildiz, der noch nach acht Stunden Spätschicht am Fließband seinen Dienst am Stand antrat, fand die hohen Gebühren, die die Stadt für einen Stand erhob, als hinderlich. Und nicht nur er. Ein paar Hundert Euro seien fällig gewesen, bevor der erste Handgriff gemacht war. Wer ein solches Fest mit seinem ganzen Einsatz gestalte, der solle doch stärker unterstützt werden, regten Yildiz und andere an. Vollste Zufriedenheit herrschte in der Neustraße bei den "kochenden Männern", die sich auf ihre Stammgäste verlassen können. Ein lachender Michael Groth strich am Samstagabend die Schoales-Masse glatt, portionierte den Teig und gab das fertige Kult-Mahl an seine Mitstreiter weiter. Die überreichten es an die treuen Esser, die teilweise gleich dreimal kommen: freitags, samstags und sonntags. Besonders auf die Kirchgänger sei Verlass, sagte Groth zufrieden. Es bleibt dabei: Wer den Weg in die Innenstadt fand, der wurde nicht enttäuscht. Ob am Kölschstand in der Burgstraße, ein paar Meter weiter unten bei den Winzern oder weiter oben beim unermüdlichen "Team Fischer", wo mit einem kühlen "Caipi" lange Zeit bei Samba oder Cha Cha Cha geschwoft wurde. Beim Altstadtfest treffen sich längst eingeschworene Szenen, die in drei Jahren eine pulsierendes Eigendynamik entwickelt haben. Da empfiehlt sich: Nächstes Mal auch selbst dabei sein, mitfeiern und sich positiv überraschen lassen vom besonderen Charme des Altstadtfests.

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