Chinese hat Ärger mit Behörden

TRABEN-TRARBACH. Seit zehn Jahren besucht Li Lap Chelz regelmäßig seine Schwester und seinen Schwager in Traben-Trarbach, die hier ein China-Restaurant besitzen. Der 43-jährige Hongkong-Chinese Chelz ist fasziniert von der Mosellandschaft, und sein Traum wäre, die Ortsteile Traben und Trarbach mit einer kleinen Fähre zu verbinden. Bittere Erfahrungen machte er jedoch mit den deutschen Behörden.

1990 kam Li Lap Chelz nach Hamburg, wo er seitdem auf einer Barkasse tätig ist. Berufserfahrung brachte er mit: Auf dem Perlfluss in Hongkong betrieb er eine Fähre zwischen Chowdah und Sinun. "Ich bin dort zehn Jahre lang unfallfrei gefahren", sagt der nahezu fließend Deutsch sprechende Mann im Gespräch mit dem TV . Eine kleine Fähre auf der Mosel könnte sein Lebenstraum werden, schon bei seinem ersten Besuch in der Doppelstadt geriet der damals 33-Jährige ins Schwärmen, und im September vergangenen Jahres beschloss er, seinen Traum zu verwirklichen. "Ich richtete eine entsprechende Anfrage an die Stadt Traben-Trarbach und wurde gleich an die Verbandsgemeindeverwaltung verwiesen", klagt Li Lap. Doch auch die erklärte sich für nicht zuständig in dieser Angelegenheit und bat den Hongkong-Chinesen, sich an das Wasser- und Schifffahrtsamt zu wenden. "Wochenlang ich wartete auf Antwort, dann kam Brief." Der junge Mann zeigt das Schreiben, in dem es heißt: "Für ausländische Mitbürger, die einen Fährverkehr auf Binnengewässern betreiben möchten, gelten nach § 277 der Gewässer- und Personenschutzordnung spezielle Regelungen." Im Klartext: Auch das Wasser- und Schifffahrtsamt erklärte sich für nicht zuständig, der Chinese wurde an das Mainzer Innenministerium verwiesen. Von dort kam eine freundliche Antwort. Selbstverständlich könne Herr Chelz eine Moselfähre zwischen Traben und Trarbach betreiben, doch gelte es, einige Auflagen zu erfüllen. Der besonnen wirkende Mann gerät nun richtig in Rage, als er aufzählt, welche Hürden ihm das Mainzer Innenminsterium in den Weg legt, damit er seine kleine Fähre, die er selbst gebaut hat und die vom Tüv anstandslos abgenommen wurde, betreiben kann. "Ich soll den Nachweis eines mindestens vierwöchigen Deutschkurses erbringen", klagt er. "Dabei spreche ich Sprache doch schon fast fließend." Li Lap soll ferner einen sechsmonatigen Schiffsführer-Lehrgang in Bremerhaven absolvieren und anschließend mindestens vier Monate als Begleiter auf einem Frachtschiff fahren. Ein polizeiliches Führungszeugnis ist ebenso nötig wie ein Gesundheitszeugnis, Li Lap soll einen Tauchlehrgang absolvieren, und von ihm werden überdies "einschlägige Kenntnisse im Reparieren von Leichtmaschinen" verlangt. Bürger wollen eine Fähre

Der Chinese ist verzweifelt und sieht seinen Traum in weiter Ferne. Dabei ergab eine Blitzumfage des TV in der Stadt einhellige Zustimmung für einen Fährverkehr, den Chelz überdies nur von April bis Oktober, dafür aber täglich bis 23.30 Uhr betreiben will. Die Hoteliers sind fasziniert. "Die Gäste können leicht und bequem die Weinfeste erreichen", schwärmen sie. "Die Brücke ist immer voller Hundekacke, ich würde sofort die Fähre nehmen", sagt eine 65-jährige Trabenerin. Andere meinen: "Super Idee, echte Bereicherung, neue Attraktion für die Stadt." Bedenken melden lediglich einige Händler und Gastronomen aus der Brückenstraße an. Sie befürchten, dass die Kunden fernbleiben, wenn sie nicht mehr über die Brücke kommen müssen, sondern die Fähre nehmen können.

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