Contra Kunst-Politik

WITTLICH. (sos) Von den im Stadtrat vertretenen Fraktionen melden sich die Grünen in einem offenen Brief an Bürgermeister Bußmer zu Wort. Es geht um dessen Weisung an Kulturamtsleiter Justinus Maria Calleen, den zur Vernissage des Künstlers Alfred Hrdlicka erwarteten Oskar Lafontaine nicht begrüßen zu dürfen (der TV berichtete).

"Was kann Wittlich besseres passieren, als eine solche kostenlose und überregional wahrgenommene Werbung zu haben?" schreibt Fraktionssprecher Michael Wagner und meint die Ausstellungseröffnung des international angesehenen Künstlers Alfred Hrdlicka in der Galerie Bose, zu der Oskar Lafontaine als Laudator angekündigt war: "Es ist daher sehr bedauerlich, dass seitens der Stadt auf Ihre Veranlassung kein Vertreter anwesend war." "Völlig falsch und befremdend" sei das Argument, "man müsse als Stadt neutral bleiben in Zeiten des Bundestagswahlkampfes". In seinem Schreiben heißt es weiter: "Zu den Aufgaben, für die wir den Kulturamtsleiter damals eingestellt haben, gehörte auch die Kontaktpflege und Kommunikation mit den kulturell agierenden Menschen und Gruppen in dieser Stadt." Die Entscheidung des Bürgermeisters, den Kulturamtsleiter eine offizielle Begrüßung Lafontaines zu untersagen, sei "nicht nachvollziehbar und zeugt nicht von Toleranz und Souveränität. Ich bedaure es, ausgerechnet von einem bekennenden Liberalen eine solche Haltung dokumentiert zu bekommen". Das sei mit "einer toleranten und weltoffenen Gesellschaft nicht in Einklang zu bringen". Wagner betont, er teile nicht die politischen Auffassungen Lafontaines, erkenne aber an, was dieser als Ministerpräsident, Bundesminister und Parteivorsitzender geleistet habe. Deshalb ist er der Auffassung: "Mit Ihrer Verweigerung haben Sie der Stadt Wittlich einen Bärendienst erwiesen." Die Gepflogenheiten sähen erst für tatsächliche Wahlkampfzeiten Zurückhaltung vor.

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