"Cross-Compliance" und "InVeKoS-Datenbank"

VELDENZ. Landwirt Günter Zuck lebt am "Veldenzer Hofbach 2" in einer Idylle. Doch die Arme der EU-Agrarpolitik reichen weit und machen selbst überzeugten Bauern wie ihm mit "Cross-Compliance" und "InVeKoS-Datenbank" das Überleben schwer.

Melken, füttern, pflanzen, ernten und dazwischen Maschinen reparieren oder das Vieh zur Weide bringen - die Arbeit geht nie aus auf dem Hof des Landwirts Günter Zuck. Doch das drückt den 56-Jährigen nicht, der mit Ehefrau Christa den landwirtschaftlichen Betrieb "Veldenzer Hofbach 2" bewirtschaftet. "Wir sind gerne Bauern, und wir machen das auch noch gern", versichert er. Selbst ihre gesundheitlichen Probleme verleiden ihnen die Arbeit nicht, die sie mit 17 Milchkühen, allesamt auf dem Hof geboren, sowie fast 50 Hektar Grünland und Ackerfläche haben. "Wir waren auch immer sehr erfolgreich mit unserer Milchwirtschaft", erzählt der Mann, der seit drei Jahrzehnten Vollerwerbslandwirt ist. Dennoch denken sie ans Aufhören. Aber nicht etwa, weil die beiden Kinder den Hof nicht übernehmen oder gar wegen der in diesem Jahr extremen Wildschweinschäden. "Das mit der Bürokratie nimmt überhand", spricht Zuck ein Problem an, das vor allem kleinere Betriebe plagt. Der Aufwand, der mittlerweile zu betreiben ist, steht für manchen in keinem Verhältnis mehr. Wem fiele es schon leicht, sich nach der Stallarbeit mit "Cross-Compliance" zu beschäftigen. Doch an dem Regelwerk für Landwirte, die in den Genuss unverzichtbarer Direktzahlungen kommen wollen, führt kein Weg vorbei. Ebensowenig wie an Bodenuntersuchungen, einem Stallbuch, Düngeplan, Nährstoffvergleich oder "Sachkundenachweis Pflanzenschutz". Alles müsse festgehalten werden, so Zuck: "Was wir gedüngt haben, wann wir geerntet haben und wieviel." Neuerdings sei sogar zu dokumentieren, wann der Wagen sauber gemacht wurde, mit dem das Getreide transportiert wird. Das sei eine der Vorschriften, die hinzukamen, weil er und seine Frau nun offiziell "Lebensmittelunternehmer" seien. Dabei ist seit BSE die Bürokratie im Stall ohnehin immens, sind Ohrmarken - beiderseits - und Bestandsverzeichnisse längst die Norm. Hinzu kommen Pflichtlektüren wie "Management der Zahlungsansprüche in der zentralen InVeKoS-Datenbank", die über Verordnungen des "Integrierten Verwaltungs- und Kontrollsystems" informieren, das auf eine einheitliche EU-Agrarpolitik zielt. Es seien schon dicke Hefte, die zu "beackern" seien, meint Zuck. Und wenn jemand sich nicht auskenne und einen Fehler mache, werde die Prämienzahlung gekürzt. Doch, so Zuck: "Ohne diese Gelder können wir gar nicht mehr leben." Sei doch im Vergleich zu den 90er-Jahren der Milchpreis um die 20 Prozent gesunken, während er für Diesel das Dreifache zahlen müsse. Bei den Angaben ist daher größte Sorgfalt nötig. Sei etwa die Anmeldung einer Ackerfläche nicht um eine sie mindernde Hecke bereinigt, sei das bereits ein Verstoß. Und das Mulchen einer stillgelegten Fläche sei per Satellitenfoto nachweisbar. "Wir sind schon richtig gläsern - wir werden von allen Seiten durchleuchtet", bedauert Zuck: "Landwirtschaft ist heute nicht mehr wie früher - früher war das einfach."

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