Cusanus bekommt ein Lächeln

BERNKASTEL-KUES. Wo ist nur die Sonnenuhr geblieben? Passanten bleiben vor der leeren Stelle auf der Brückenkanzel in Höhe des St. Nikolaus-Hospitals stehen und rätseln über das Verschwinden des Gedenkzeichens, das anlässlich des 600. Geburtstages von Nikolaus von Kues aufgestellt wurde.

Am 24. Mai 2001 wurde die Cusanus-Sonnenuhr feierlich enthüllt. Entworfen haben sie die Künstler Werner Seippel und Bernhard Franz. Seippel hat den Kopf auf dem Zifferblatt nach der Abbildung in der Weltchronik von Hartmann Schedel (1493) gestaltet. Der Erbauer ist Bernhard Franz aus Quierschied. Doch das Denkmal an der exponierten Stelle zwischen den Stadtteilen Bernkastel und Kues hat nur kurze Zeit der Witterung standgehalten, die Schäden waren unübersehbar. Deshalb musste sie nun auf Reisen gehen: in die Glasmalerei Frese in Saarbrücken. Hier wird von fachmännischer Hand die Glasscheibe nach alter Vorlage handwerklich neu gefertigt. Die ursprüngliche Scheibe mit Cusanus-Konterfei und Zifferblatt wurde vom Erbauer in so genannter kalter Technik hergestellt, erklärt Glasmalermeister Rudolf Thomas. Bei dieser Verfahrensweise wurde die Farbe auf das Glas aufgetragen und abschließend mit einem Klarlack als Witterungsschutz überzogen. Doch bei Temperaturänderungen dehnen sich Glas und Farbe unterschiedlich aus, was ein Abplatzen der Farbe zur Folge hat. Thomas: "Eine Restaurierung des Einscheibensicherheitsglases ist nicht möglich."Jahrhunderte alte Glasmaltechnik

So wird eine neue Scheibe nach dem Verfahren der Heißtechnik gefertigt - einer erprobten Glasmaltechnik, die seit mehreren hundert Jahren angewandt wird. Erreicht wird dabei eine dauerhafte Verbindung von Glas und Farbe durch Metalloxydfarben, die ins Glas eingebrannt werden. "Das hält jeder Temperatur stand", versichert Thomas. Noch eine kleine, aber feine Veränderung wird die Betrachter der Sonnenuhr in Zukunft freuen: Das Cusanus-Antlitz wird gemäß einer alten Vorlage etwas freundlicher gestaltet. "Denn so grimmig, wie Cusanus auf der ursprünglichen Scheibe dreinschaute, war er doch gar nicht", schmunzelt der Glasmal-Experte. Die Kosten von rund 1800 Euro tragen die Cusanusgesellschaft, die Stadt Bernkastel-Kues und der Kulturförderverein Bernkastel-Kues. Noch vor der Fremdenverkehrssaison-Eröffnung soll die Sonnenuhr an ihrem angestammten Platz aber in neuem Glanz wieder die schönen Stunden des Tages anzeigen.

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