DSL mit (zu) langer Leitung

Erfreut gingen die Klüsserather Jochen Lorenz und Alfred Herres im Sommer 2006 auf ein viel versprechendes DSL-Angebot der Telekom ein. Es war jedoch der Start in eine Odyssee, die verbunden war mit Pannen, Ausfällen, vergeblichen Behebungsversuchen.

Klüsserath. In dem Telekom-Angebotsschreiben vom Juni 2006 war die Rede von einem "Pilotversuch zur T-DSL-Reichweitenerhöhung", die nun Dank "technischer Neuerungen" möglich werde. "Seien Sie dabei!", hieß es ermunternd zum Abschluss. Nicht wenige Internet-Nutzer in Klüsserath wollten dabei sein, selbst wenn es nur die DSL-Schmalspur-Version mit 384 Kilobyte/Sekunde zum Monatspreis von 49,99 Euro gab. Auch Jochen Lorenz und Alfred Herres aus der Klüsserather Hauptstraße orderten. Lorenz: "Zunächst lief alles gut. Binnen 14 Tagen war der DSL-Anschluss perfekt installiert." Plötzlich blieb der Bildschirm dunkel

Die Freude am schnellen Netz währte bis März 2007, als der Bildschirm plötzlich dunkel blieb. Lorenz vermutete Straßenbauarbeiten als Ursache. "Techniker kamen zum Teil unangemeldet und gingen unverrichteter Dinge. Dann untersuchten Telekom-Ingenieure den Fall und kamen zu dem Schluss, dass der Fehler wohl an der Leitung liege, man ihn aber nicht finden könne", erinnert sich der junge Klüsserather.Nach ständigen Unterbrechungen fiel im Sommer 2007 bei Lorenz und Herres der Anschluss sieben Wochen lang komplett aus - danach ging es nach weiteren Behebungsversuchen "stotternd" weiter."Erst sieben Monate nach der ersten Unterbrechung schaltete sich die Netzentstörung in Koblenz ein und ,klemmte' den Anschluss um", sagt Lorenz. Bis zur nächsten Störungsserie sei es dann drei Wochen lang gut gegangen. Als am 16. Dezember die Leitung erneut total kollabierte, kam das Aus mit einem Knalleffekt. Lorenz: "Auf meine Störungsmeldung rief am 17. Dezember ein Techniker bei mir an und versuchte, den Anschluss wieder in Gang zu bringen. Als dies misslang, erklärte er, dass er kurz ,Rücksprache' halten müsse." Nach dieser "Rücksprache" habe ihm die Telekom den Anschluss gekündigt. Er sei technisch nicht realisierbar. "Wieso war der Anschluss rund ein Jahr lang technisch machbar und ist auf einmal unrealisierbar?", fragt sich der Telekom-Kunde. Wie sein von ständigen Ausfällen geplagter Nachbar Herres kommt er sich vor wie ein "zahlendes Versuchskaninchen der Telekom". Eine schriftliche Mitteilung zur Kündigung erhielt er bisher nicht. Erst am vergangenen Freitag meldete sich die Bonner Telekom-Zentrale telefonisch und erklärte, dass die Kündigung nun bestätigt sei. Zwei Stunden später erhielt er einen erneuten Anruf der Telekom, diesmal aus Trier. Ein Techniker erklärte, der Anschluss sei nun "resetted" und wieder nutzbar. Tatsächlich funktioniert Lorenz' Anschluss wieder - doch nun rechnet er stündlich mit einer Abschaltung wegen der Kündigung.Der regionale Telekom-Sprecher Udo Wendlandt gestern auf Anfrage des Trierischen Volksfreunds: "Eine absurde Geschichte - das müssen wir auf unserer Kappe nehmen." Wendlandt will nun der Geschichte nachgehen und mit den Klüsserather Kunden Kontakt aufnehmen… Meinung So werden Vorurteile bestätigt Telekom, Bahn und Post - Deutschlands ehemalige "Beamten-Firmen" - gelten als beliebteste Zielscheiben des Konsumenten-Ärgers. Oft ist dies sicher ungerechtfertigt. Aber von Nichts kommt bekanntlich Nichts. Erstaunlich, wie die Telekom über Monate einige ihrer Klüsserather DSL-Kunden "bedient" hat. Dieser "Service" bestätigt wieder die bekannten Vorurteile über einen Konzern, in dem angeblich die "Linke nicht weiß, was die Rechte treibt". Im eigenen Interesse sollte der Kommunikations-Riese hier schnellstens für Heilung sorgen. f.knopp@volksfreund.de

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