"Da hätte ich ihn erwürgen können"

TRABEN-TRARBACH. Am kommenden Montag, 13. März, jährt sich die Brückensprengung in Traben-Trarbach zum 61. Mal. Die damals 16-jährige Kriemhild Gendebien stand neben dem deutschen Pionier, als dieser den Hebel umlegte und so die Sprengladung zündete.

Der aus Hamburg stammende Oberleutnant Prien hatte sich am Abend des 12. März zur Weinprobe im Hause ihres Vaters, Dr. Carl Castendyck, in der Grabenstraße eingefunden. "Wir haben nett zusammengesessen", erinnert sich die Traben-Trarbacherin, und dann sagte Prien: "Morgen wird die Brücke gesprengt". Das junge Mädchen horchte auf. "Darf ich zugucken?", fragte sie den Oberleutnant, und der hatte keine Einwände. Wenige Tage zuvor, am 9. und 10. März, hatten Pioniere Sprengkapseln an das Stahlgerüst der Brücke gelegt und Sprengkästen an die zwei mittleren Pfeiler gestellt. Die Bürger indes hofften, dass es nicht zu einer Sprengung käme, denn die Amerikaner standen bereits auf beiden Seiten der Mosel und waren auf die Brücke gar nicht angewiesen. Am Dienstag, 13. März, läuteten um 8 Uhr die Glocken in der Stadt. Sie gaben das Zeichen, Türen und Fenster zu öffnen. Auf diese Weise sollten Gebäudeschäden verhindert werden. "Alle Leute mussten in den Keller", sagt Kriemhild Gendebien, doch sie stieg vom Elternhaus aus der Grabenstraße 34 durch den Garten hinauf in die Weinbergslage "Taubenhaus". Dort stand der Panzer mit Pionier Prien, und als er um 9.11 Uhr den Hebel zur Seite drehte, gab es einen kurzen, durchdringenden Krach. "Die Brückenteile flogen erst hoch und dann runter in die Mosel", erinnert sich Gendebien. Am Trarbacher Ufer blieb ein Teil jedoch stehen. "Sauber gesprengt", war der anschließende Kommentar von Oberleutnant Prien. "Da hätte ich ihn erwürgen können", sagt Kriemhild Gendebien. "Es war so aufregend für mich, dass ich dabei sein durfte, das vergisst man nie", sagt die Seniorin heute. Die Sprengung hatte jedoch nicht nur die Brücke zerstört, sondern auch viele Häuser in der Nachbarschaft beschädigt. Türen und Fensterscheiben waren kaputt, Schieferplatten von den Dächern geflogen, und die Glasmalerei im Trabener Rathaussaal war fast vollständig zerstört worden. Die Wolfer Fähre sorgte anschließend für eine Verbindung zwischen den Stadtteilen. Im August 1945 wurde eine Holzbrücke gebaut, die am 8. Dezember eingeweiht wurde. Doch schon am 15. Februar 1946 rissen Hochwasser und Eisgang die "Barbarabrücke" weg.

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