Damit Hahn-Passagiere auch bleiben

HAHN/WITTLICH. Es gibt ein umfangreiches touristisches Angebot in der Region, aber auch Defizite zum Beispiel in der Qualität des Hotel- und Gastronomiebereichs. Das sind erste Ergebnisse des DART-Projekts.

Zum DART-Projekt, das den wirtschaftlichen Nutzen des Hahns sowie eines schottischen und eines irischen Regionalflughafens - Glasgow und Dublin - steigern soll (siehe Hintergrund), gehört eine grundlegende Bestandsaufnahme der touristischen Strukturen. Professorin Gabi Troeger-Weiß von der Uni Kaiserslautern stellte dem Kreistag Bernkastel-Wittlich erste Ergebnisse für die Region Rhein-Hunsrück-Mosel-Nahe vor. Als Stärken bewertete sie die Vielfältigkeit der Naturräume (Flusstäler, Weinbaugebiete, Höhenlagen), das umfangreiche touristische Angebot (Wandern, Radfahren, Nordic Walking), die vielen historischen Stätten sowie den Wein und die kulturellen Veranstaltungen. "Der Gast will Qualität und ist bereit zu zahlen"

Doch die Professorin machte auch Schwächen im Tourismus aus. Sie konstatierte Defizite in der Qualität im Hotel- und Gastronomiebereich und machte gleichzeitig klar: "Der Gast will Qualität und ist bereit zu zahlen: Hochwertige Betriebe laufen ohne Ende." Des Weiteren wies sie auf Defizite in der Weiterbildung der Leistungsträger und ihrer Mitarbeiter hin. Angebote gebe es, beispielsweise von den Gaststättenverbänden, doch sie würden nicht wahrgenommen. Im Hinblick auf den Hahn fehlte ihr ein ganzheitlicher touristischer Ansatz für die Region um den Flughafen, außerdem Übernachtungsmöglichkeiten im direkten Hahn-Umland. Sie mahnte eine bessere Zusammenarbeit lokaler und regionaler Touristik-Akteure an sowie Eigeninitiative der Leistungsträger. Bei den Pauschalangeboten bemängelte sie teilweise sehr allgemeine, ähnliche und austauschbare Themen. "Ein Alleinstellungsmerkmal fehlt", so ihr Fazit. Sie hatte die Pauschalangebote in vier Kategorien eingeteilt: Wandern (historisch, landschaftsspezifisch oder spezifisch zu Themen wie Wein und Mühlen), Radwandern, Erlebnis und Kultur (Feste, Märkte, Gourmetfestivals) sowie kulinarische Spezialitäten (Wein, regionale Küche). Eine weitere Schwäche im Tourismus seien die fehlenden Informationen über die Gäste, so Troeger-Weiß. Sie regte die Erweiterung der Befragungen der Rheinland-Pfalz-Tourismus GmbH auf dem Flughafen Hahn an. Diese Befragungen hatten ergeben, dass nur 18 Prozent der Hahn-Passagiere im Land bleiben und der Rest ins Ausland fliegt (der TV berichtete). Verglichen mit dem schottischen und dem irischen Flughafen herrscht in der Region um den Hahn laut der Studie der Uni Kaiserslautern ein günstigeres Preis-Leistungs-Verhältnis. Gemeinsam ist den drei Flughäfen, deren Passagierzahlen allesamt steigen, dass sich die Touristen auf die großen Städte wie Glasgow, Dublin und Frankfurt konzentrieren, und dass Qualität und das Preis-Leitungsverhältnis für die Touristen eine große Rolle spielen. Zukünftige Entwicklungsmöglichkeiten sieht die Professorin im Kultur-, Geschäfts- und Aktivtourismus. Troeger-Weiß: "Aktivtourismus muss jedoch professionell laufen. Nur ein Nordic-Walking-Weg oder ein Mountainbike-Trail reichen nicht, da ist ein Netz nötig und professionelle Partner wie der Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club (ADFC)." Neben weiteren Marketingmaßnahmen schlug die Wissenschaftlerin vor, auf bestehende Qualitätsstandards zurückzugreifen oder neue zu schaffen. In den einzelnen Touristikgemeinschaften und im Landkreis Bernkastel-Wittlich solle ein touristisches Entwicklungskonzept unter besonderer Berücksichtigung der Potenziale des Hahn entwickelt werden. Der Vortrag der Professorin und ihrer Assistentin wurde im Kreistag teilweise von recht lautem Gemurmel begleitet. Öfter war zu hören: "Das ist nichts Neues." Einige Anmerkungen gab es dann aber doch. Landrätin Beate Läsch-Weber wies darauf hin, dass die Region um den Hahn ganz Rheinland-Pfalz sei und meinte: "Wir beziehen die Eifel mit ein." Heribert Knob (CDU) nannte den Wein als ein Alleinstellungsmerkmal.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort